Torgefährliche Torhüter: Ivan Provedel ist nicht der erste

Ivan Provedel: Am Abend des 19. September 2023 trifft der 29-jährige Schlussmann von Lazio Rom im Stile eines waschechten Mittelstürmers per Kopf zum 1:1 in der Champions League gegen Atletico Madrid. Damit ist Provedel, der sein erstes Spiel in der Champions League bestreitet, erst der zweite Keeper, der in der Königsklasse aus dem Spiel heraus ein Tor erzielt. Und das kommt nicht von ungefähr, ist Provedel doch bis zu seinem 15. Lebensjahr als Stürmer aufgelaufen, wie er nach seinem Geniestreich stolz verrät.

Sinan Bolat: Der erste Torwart, dem ein Tor in der Champions League gelungen ist, spielte bei Standard Lüttich. Bolat sichert seinem Klub in der Saison 2009/10 durch das 1:1 in der Nachspielzeit gegen den AZ Alkmaar immerhin die Teilnahme an der Europa League.

Hans-Jörg Butt: Unvergessen ist natürlich auch der Ex-Keeper des Hamburger SV, von Bayer Leverkusen und Bayern München. 37 Tore erzielt er während seiner gesamten Karriere per Elfmeter. Hier bezwingt er am 12. März 2002 in der Gruppenphase gegen Juventus Turin mit Gigi Buffon einen der besten Torhüter aller Zeiten und verwandelt zum 1:0. Am Ende gewinnt Leverkusen mit 3:1. Und Butt und Buffon sehen sich wieder - und wieder siegt Butt. Am 8. Dezember 2009 besorgt Butt in Turin den Ausgleich zum 1:1, die Bayern siegen mit 4:1 und erreichen das Achtelfinale, Juve scheidet aus.

Rogerio Ceni: In seinem Heimatland Brasilien ist der 16-malige Nationalspieler eine absolute Legende und hat für einen Torhüter eine unerreichte Torquote. 131-mal netzt Ceni für seinen Klub FC São Paulo ein, meist per Freistoß.

Jorge Campos: Der ehemalige mexikanische Nationaltorwart ist nur 1,68 Meter groß, trotzdem einer der Besten seines Fachs. Er entwirft seine auffällige Spielkleidung selbst und kommt 129-mal für Mexikos Nationalmannschaft zum Einsatz. Campos schießt in seiner 16 Jahre andauernden Profikarriere 40 Tore, davon 31 durch Freistöße.

René Higuita: Bekannt ist der Paradiesvogel im Tor der Kolumbianer vor allem durch seine Skorpion-Parade im Länderspiel in Wembley gegen England am 6. September 1995. Damals schlägt Higuita mit seiner wagemutigen Aktion den Ball volley von der Torlinie. Tore aber schießt er auch. Durch Freistöße und Elfmeter erzielt der 1,75 Meter große Higuita in seiner Karriere insgesamt 41 Treffer, davon drei in Länderspielen.

Jose Luis Chilavert: Der Nationaltorwart Paraguays erzielt 62 Pflichtspieltore, ist dabei ebenfalls häufig per Freistoß erfolgreich. Bei der WM 1998 trifft er im Gruppenspiel gegen Bulgarien die Latte, und auch das deutsche Tor, im Bild, verfehlt er im Achtelfinale. Sonst stünde Chilavert heute als erster Torhüter in den Annalen, der einen WM-Treffer auf dem Konto hat.

Jens Lehmann: Im Revierderby gegen Borussia Dortmund erzielt der damalige Schalker am 19. Dezember 1997 kurz vor Schluss den 2:2-Ausgleich. Es ist das erste Tor eines Torwarts aus dem Spiel heraus seit dem Beginn der Datenerfassung in der Bundesliga.

Tim Howard: Der 121-malige US-Nationaltorhüter trifft für Everton am 4. Januar 2012 in der Premier League gegen die Bolton Wanderers zur 1:0-Führung. Sein Klärungsversuch aus dem eigenen Strafraum landet wohl auch aufgrund des starken Windes im Kasten seines ungarischen Gegenübers Adam Bogdan. Die Führung aber hält nur vier Minuten, und am Ende verliert Everton sogar sein Heimspiel am 20. Spieltag gegen die Wanderers mit 1:2.

Alisson Becker: In der Saison 2020/21 rettet der Brasilianer mit einem technisch einwandfreiem Kopfball dem FC Liverpool im drittletzten Saisonspiel einen wichtigen Sieg auf dem Weg zur Champions-League-Quali. Am 16. Mai 2021 trifft Becker in der fünften Minute der Nachspielzeit für die Reds bei West Bromwich Albion zum 2:1-Sieg. Nie zuvor hatte ein Torwart in der Premier League das Siegtor für seine Mannschaft erzielt.

Andres Palop: Der Torwart vom FC Sevilla (l.) köpft sein Team am 15. März 2007 im Uefa-Cup-Achtelfinal-Duell bei Schachtar Donezk in die Verlängerung, in der Sevilla letztlich mit 3:2 gewinnt. Das Team marschiert bis Finale, in dem der spanische Ligakonkurrent Espanyol Barcelona erst im Elfmeterschießen mit 3:1 bezwungen wird.

Philipp Tschauner: Auch dem damaligen Keeper des FC St. Pauli gelingt am 1. April 2013 in der 2. Bundesliga gegen den SC Paderborn ein Last-Minute-Ausgleich. Das 2:2 an jenem 27. Spieltag fällt in der 90. Minute. St. Pauli bleibt in der Tabelle Zwölfter, Paderborn drei Punkte vor den Hamburgern auf Rang neun.

Oliver Kahn: Der Titan sorgt mit einem Tor am 4. März 2001 für einen historischen Bundesligamoment, fliegt jedoch, nachdem er das Leder in der 90. Minute bei Hansa Rostock mit beiden Fäusten ins gegnerische Tor befördert, folgerichtig mit Gelb-Rot vom Platz. Der FC Bayern verliert an der Ostsee mit 2:3 und büßt an jenem 24. Spieltag die Tabellenführung ein. Am Ende der Saison kommt es zum unvergessenen Meisterschaftsgewinn in letzter Sekunde auf Kosten des FC Schalke 04.