Durch das neue Format der Uefa Champions League könnte die Bundesliga einen fünften Startplatz in der Königsklasse erhalten. Das sorgt aber nicht nur für positive Nachrichten.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Manuel Behlert sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Im Sommer 2024 wird sich im europäischen Fußball einiges verändern. Die Uefa reformiert ihre Europapokalwettbewerbe, die klassische Vierer-Gruppenphase weicht einem Ligasystem, das Teilnehmerfeld wird von 32 auf 36 Teams aufgestockt. Jedes Team spielt gegen acht Gegner, viermal zu Hause, viermal auswärts, aus unterschiedlichen Setztöpfen innerhalb der Liga.

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Die besagten acht Spiele finden allesamt in der Hinrunde der Saison statt, die besten acht Teams stehen im Achtelfinale, eine zusätzliche K.-o.-Runde ermittelt die verbleibenden Teilnehmer. Das sorgt bei den Klubs für mehr Belastung, der Uefa bringt es natürlich mehr Geld ein. Soweit, so gut.

Fünfter Startplatz in der Champions League für die Bundesliga möglich

Nun gibt es auch Besonderheiten bei der Ermittlung der Teilnehmer. Es müssen ja vier zusätzliche Teams hinzukommen. Ein Startplatz wird ganz einfach ermittelt: Der Dritte aus der fünftplatzierten Liga in der Fünfjahreswertung, der bisher in die Qualifikation musste, ist direkt qualifiziert. Das trifft momentan auf die Ligue 1 zu. Zudem wird der "Champions-Pfad" in der Qualifikation für einen Teilnehmer mehr sorgen, statt vier werden fünf Teams von dort in die neue Champions League aufgenommen.

Fehlen trotzdem noch zwei Teilnehmer. Diese waren anhand des Abschneidens der verschiedenen Ligen in der noch laufenden Europapokalsaison ermittelt. Die zwei Ligen mit den besten Werten 2023/24 erhalten einen fünften Startplatz in der "neuen" Königsklasse. Aktuell steht die Bundesliga in dieser Rangliste noch auf dem zweiten Platz hinter Italien, allerdings befindet sich die Premier League in Lauerstellung und könnte nach den Viertelfinalspielen an der höchsten deutschen Spielklasse vorbeiziehen. Fünf Teilnehmer in der Champions League, zwei in der Europa League und einer in den Play-Offs zur Conference League: Dieses Szenario ist also weiterhin möglich.

Fehlende Planbarkeit als Kritikpunkt

So positiv ein möglicher Zusatzplatz für zwei der Topligen auch erscheinen mag: Es gibt auch den einen oder anderen Kritikpunkt an dieser Form der Ermittlung. Einer davon ist die fehlende Planbarkeit. Aktuell ist nicht auszuschließen, dass es eine sehr enge Entscheidung wird, wer in dieser Rangliste am Ende vorne steht und profitiert. Die Europa League ermittelt ihren Sieger am 22. Mai, das Endspiel in der Conference League findet am 29. Mai statt und in der Champions League steigt das Finale am 1. Juni. Gut möglich, dass diese Partien am Ende das Zünglein an der Waage sein werden.

Das heißt, dass für die Klubs nicht frühzeitig planbar ist, wo die Reise hingeht. Dass ein Team auf der Couch jubelnd doch noch das Ticket löst oder im gegenteiligen Fall noch aus der sicher geglaubten Königsklasse herausfällt, könnte durchaus der Fall sein. Möglicherweise wird das, sollte dieses Szenario eintreten, für eine Veränderung bei der Ermittlung der Teilnehmer führen.

Der letzte Spieltag als möglicherweise entscheidender Faktor

Doch es gibt noch einen ganz anderen Punkt, der medial fast ein wenig zu kurz kommt. Am letzten Spieltag der jeweiligen Ligen könnten sich ganz besondere Konstellationen ergeben. Schauen wir zum Beispiel auf die Bundesliga. Derzeit bahnt sich ein Zweikampf um Platz vier an. Beteiligt sind RB Leipzig und Borussia Dortmund, die nach dem 28 Spieltag nur vom Torverhältnis getrennt sind. Am letzten Spieltag, wenn alle Partien gleichzeitig stattfinden, hat der BVB Darmstadt 98 zu Gast, während Leipzig das deutlich schwierigere Spiel in Frankfurt absolvieren muss.

Denkt man jetzt einen Schritt weiter und berücksichtigt das Programm bis zum letzten Spieltag, dann ist es realistisch, dass die Leipziger mit ein bis zwei Punkten Vorsprung in das Spiel gehen. Nun ist Fußball ein taktisch geprägtes Spiel, ein mögliches Risiko wird auch aufgrund der Ausgangslage kalkuliert. Weiß man vor der letzten Partie nicht, welcher Platz in der Abschlusstabelle am Ende für die Champions League reicht oder eben nicht, dann hat das Einfluss auf die Risikokalkulation.

Noch schwieriger kann es werden, wenn drei Teams im Kampf um die Plätze involviert werden. Ein Konter, der kassiert wird, weil eine Mannschaft das Risiko erhöht, um beispielsweise den Siegtreffer, der für Platz vier reichen würde, zu erzielen, kann alles verändern. Statt Platz vier steht möglicherweise am Ende Platz sechs in der Endabrechnung. Und je nach Ausgang der europäischen Endspiele stellt sich dann womöglich heraus, dass ein Remis, das Platz fünf zur Folge gehabt hätte, doch ausreichend für die Königsklasse gewesen wäre.

Das sind auf dem Papier natürlich erstmal rein hypothetische Konstellationen, aber sie könnten eintreten und erwecken den Eindruck, dass nicht alles durchdacht wurde, als das System zur Ermittlung der 36 Teilnehmer für die Königsklasse durchgewunken wurde. Und wer weiß, vielleicht wird auch eine Änderung vorgenommen, spätestens, wenn besagte Szenarien erstmals eintreten.

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