Frans Krätzig ist das große Nachwuchstalent des FC Bayern München. In einem Interview spricht er ganz offen darüber, wie ihm der Leistungsdruck in der Jugend zusetzte und dass er zeitweise sogar an Alternativen zum Fußball dachte.

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Frans Krätzig könnte für die Zukunft des FC Bayern München stehen. Er zog im Sommer 2017 als eines der ersten Talente auf dem damals neu eröffneten FC Bayern Campus ein. Nun ist der 20-Jährige ein Bestandteil der Profimannschaft und kam in der laufenden Saison bereits in zwei Bundesliga-Spielen und im DFB-Pokal zum Einsatz. Doch der Weg zum Profifußball war steinig.

"Ich kann mich gut erinnern, wie viel Respekt ich an meinem ersten Tag hatte, als ich auf dem Gelände stand", erinnert er sich im Interview mit der Vereins-Website an seine Anfänge. "Ich hatte den Campus vorher mal besichtigt, aber wenn man dann dort mit 14 Jahren allein einzieht, kommt einem alles riesengroß vor."

Ab der U17 war der Druck zu spuren

Bereits in der Jugend ist der Leistungsdruck allgegenwärtig gewesen. "Man bekommt die Bayern-DNA ab dem ersten Tag ins Blut und merkt sehr schnell, dass es hier ums Gewinnen, Gewinnen, Gewinnen geht. Ich fand das sehr gut, denn so lernt man früh, mit Druck umzugehen", erinnert er sich.

Je älter Krätzig wurde, desto mehr bekam er allerdings auch die Schattenseiten zu spüren. "In den jüngeren Jahrgängen ist einem noch gar nicht bewusst, wie leistungsbezogen es zugeht. Richtig Druck gespürt habe ich ab der U17, U19", erzählt er. Damals dachte er zeitweise sogar an ein Karriereende. Krätzig spricht von "Phasen, in denen du grübelst: Das hier ist genau das, was ich mein Leben lang machen wollte – aber was passiert, wenn es nicht funktioniert?"

Die Phasen der Selbstzweifel: "Komme ich wieder zurück?"

In seinem zweiten Jahr bei der U19 fiel er wegen einer Schambeinentzündung und eines Leistenbruchs für sieben Monate aus. Gerade in dieser entscheidenden Phase, in der man sich im Übergang vom Jugend- zum Herren-Fußball befindet, kann eine schwerwiegende Verletzung den Traum vom Profifußball ruinieren.

Dies war bei Krätzig zwar nicht der Fall. Rückblickend sagt er jedoch, dies war "eine verdammt lange Zeit, in der mir viel durch den Kopf gegangen ist: Komme ich wieder zurück? Wie wäre es, wieder zu Hause zu leben? Welches Studium würde mich interessieren? Mein U19-Trainer Danny Galm hat mir damals sehr geholfen und mich mental unterstützt."

Krätzig hatte sich bereits über einen Plan B Gedanken gemacht, um eine Alternative zum Profifußball zu haben. "Meine Eltern sind in kreativen Berufen tätig. Mir hat immer imponiert, wenn man etwas frei entwickeln und gestalten kann. Innenarchitektur wäre zum Beispiel eine Option gewesen", erzählt er.

Vertrag bis 2027 und viel Lob

Mit solchen Plänen muss er sich jetzt nicht mehr beschäftigen. Anfang Oktober unterzeichnete der Defensivspieler einen Profivertrag beim FC Bayern bis zum Sommer 2027. "Er ist ein wunderbares Beispiel, wie wir auch künftig Talente beim FC Bayern entwickeln und idealerweise in unsere Profimannschaft integrieren wollen", sagte der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen.

Christoph Freund, der Sportdirektor des FC Bayern, hob die Stärken von Krätzig hervor: "Frans ist ein sehr spielintelligenter Junge, er hat einen starken linken Fuß, ist auf mehreren Positionen einsetzbar und einfach ein richtig guter, positiver Typ. Spieler wie er sind Vorbilder, wie man sich in jungen Jahren beim FC Bayern bis zu den Profis durchsetzen kann."

Auch Trainer Thomas Tuchel hatte sich nach dem Pokalspiel positiv über Krätzig geäußert. "Er ist ein guter Junge, super klar, ganz bescheiden, hellwach und ein sehr guter Fußballer. Das wird was", sagte er bei "sky".

Joshua Kimmich ist sein Vorbild

Krätzig ist flexibel einsetzbar. In seiner Jugend agierte er meist als zentraler Mittelfeldspieler, ehe er zum Außenverteidiger umfunktioniert wurde. Durch seine Qualitäten am Ball und seine Schusstechnik kann er zudem auch in der Offensive Akzente setzen. Er traf nicht nur im DFB-Pokal gegen Preußen Münster, sondern in der Saisonvorbereitung per Distanzschuss auch gegen den FC Liverpool.

Als sein Vorbild bezeichnet er Joshua Kimmich, dessen Arbeitseinstellung er besonders bewundert: "Wie man in jedem Training so Feuer und Flamme sein kann, wie man jedes Trainingsspiel so sehr gewinnen will – da stehe ich manchmal daneben und denke mir: Wow, so will ich auch sein, genau deswegen spielen wir Fußball. Josh beeindruckt mich immer wieder."

Verwendete Quellen:

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