Vor fünf Jahren galt es noch als Einzelfall. Heute ist klar: Das West-Nil-Virus hat sich in Deutschland "festgebissen" und breitet sich weiter aus. pferde.de nennt sieben wichtige Fakten zur Virusinfektion.

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Sie sirren, wollen Blut und "bezahlen" mit Krankheiten: Immer häufiger übertragen Stechmücken gefährliche Viren. Und da die Stechmücken keine Grenzen kennen, kommen mit ihnen auch "neue" Krankheiten zu uns. Dazu gehört auch das West-Nil-Virus.

Das Virus kommt hauptsächlich in Afrika vor. Denn dort, genauer im West-Nil-Distrikt in Uganda, wurde es das erste Mal festgestellt. Mittlerweile hat es sich aber auch in Nordamerika und den südöstlichen Ländern des Mittelmeerraums verbreitet. Und seit August 2018 ist es auch bei uns.

Damals wurde das Virus bei drei Bartkäuzen in einer Voliere im Zoo von Halle nachgewiesen. Es folgten weitere Nachweise bei Vögeln. Nur zwei Wochen später stand fest: Auch Pferde sind betroffen. In Plessa (Brandenburg) wurde das Virus bei zwei Pferden festgestellt. Damals hofften viele noch, dass dies eine Ausnahme sei. Heute steht fest: Das West-Nil-Virus breitet sich immer weiter in Deutschland aus. Und es gibt sogar schon die ersten Risikogebiete…

1 –West-Nil-Virus: Pferde sind Fehlwirte

Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus Afrika. Es gehört zur Familie der Flaviviridae und ist damit eng verwandt mit dem Gelbfiebervirus und dem Dengue-Virus. Das Virus wird durch blutsaugende Mücken übertragen.

Eigentliches Ziel für das Virus sind Vögel. Mit Folgen, denn das Virus kann von Vogel zu Vogel übertragen werden. Und so zieht es nicht nur mit den Mücken um die Welt, auch Zugvögel bringen es in andere Gebiete. Und auch Pferde und Menschen können mit dem West-Nil-Virus infiziert werden. Sie gelten jedoch als sogenannte Fehlwirte, auch als "dead-end-hosts" bezeichnet – weil weder Mensch noch Pferd das Virus weiter übertragen können. Sind sie erkrankt, geht von ihnen also keine Infektionsgefahr aus.

Übrigens: Wird bei einem Pferd das Virus diagnostiziert, muss es gemeldet werden. Denn es ist eine anzeigepflichtige Tierseuche.

2 – Typische Symptome für das West-Nil-Virus

Die meisten betroffenen Pferde zeigen keine Symptome. Daher sprechen Mediziner dann auch von einer klinisch stummen Infektion. Das sind die typischen Anzeichen einer Infektion:

  • Stolpern
  • allgemeine Schwäche
  • Muskelzittern
  • Nachhandlähmungen
  • Lähmungen bis zum Festliegen

Bislang haben Pferde, bei denen das West-Nil-Fieber ausbricht, zwar gute Überlebenschancen, aber bei bis zu 20 Prozent der betroffenen Pferde bleiben irreversible neurologische Schäden zurück.

Übrigens: Bei Pferden hat das Virus eine Inkubationszeit von etwa drei bis 14 Tagen. Erst dann können sich erste Symptome zeigen.

Das West-Nil-Virus ist meldepflichtig.
Das West-Nil-Virus ist meldepflichtig. © Foto: unsplash.com/National Cancer Institute (Symbolfoto)

3 – Diagnose mit einer Blutprobe

Für eine Diagnose wird dem Pferd Blut entnommen. Bei einer Erkrankung werden spezifische WNV-Antigene oder Antikörper im Serum nachgewiesen. Das Gute: Pferde entwickeln gegen das West-Nil-Virus meist spezifische natürliche Antikörper und können so leichte Fälle der WNV-Infektion gut überstehen.

Bricht die Krankheit aus, können Tierärzte nur die Symptome "bekämpfen". Denn eine spezielle Therapie zur Heilung gibt es nicht. Zeigt ein Pferd schwere neurologische Symptome, muss es in die Klinik. Dort gibt es neben der intensiven Behandlung auch spezielle Sicherheitsboxen mit gepolsterten Wänden und dicken, weichen Bodenmatten. Dadurch wird die Gefahr der Selbstverletzung so gering wie möglich gehalten. In einigen Fällen ist auch ein spezieller Kopfschutz notwendig, um das Pferd vor Selbstverletzung zu schützen.

4 – Schon vier Risikogebiete in Deutschland

Die Gefahr steigt: 2018 wurden insgesamt zwei Pferde gemeldet, 2022 innerhalb von drei Monaten schon sechs Pferde, so das Friedrich-Loeffler-Institut. Dabei haben sich jetzt auch schon Risikogebiete gezeigt. Dazu gehören Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Aber auch in Niedersachsen gab es bereits einen Fall.

In einigen Bundesländern haben die Seuchenkassen nun reagiert. So können Pferdebesitzer in Sachsen-Anhalt ihre Tiere auf Antikörper gegen das West-Nil Virus beim Landesamt für Verbraucherschutz im Fachbereich Veterinärmedizin in Stendal untersuchen lassen. Die entstehenden Untersuchungskosten trägt die Tierseuchenkasse. Nur die Blutentnahme durch den Tierarzt müssen die Pferdebesitzer zahlen.

5 – West-Nil-Virus: Hengste sind besonders gefährdet

Eine in Ägypten durchgeführte Studie zeigt, dass einige Pferde ein größeres Risiko am West-Nil-Virus zu erkranken besitzen. Gefährdet sind danach vor allem Pferde über 15 Jahren. Laut Studie waren sie im Vergleich zu zweijährigen Artgenossen viermal so häufig infiziert. "Unsere Ergebnisse zeigten, dass das Risiko einer Exposition gegenüber WNV mit dem Alter der Pferde deutlich zunahm, was auf eine altersbedingte Anfälligkeit für eine WNV-Infektion hindeutet", so das Forscherteam. Und auch das Geschlecht scheint eine Rolle zu spielen. Besonders anfällig waren nach der Studie Hengste, dann folgten Wallache und am seltensten waren Stuten betroffen.

Vor Allem Hengste sind gefährdet.
Vor Allem Hengste sind gefährdet. © Foto: unsplash.com/Helena Lopes (Symbolfoto)

6 – Vorbeugung gegen das Virus

Da das Virus durch Mücken übertragen wird, heißt Vorbeugung vor allem Schutz vor Mücken. Und das bedeutet, dass zum Beispiel die Mückenbrutgebiete beseitigt werden müssen. Dazu gehören auch alte Behälter und Reifen. Weitere Tipps:

  • Gräben und Erdrinnen regelmäßig reinigen, damit kein stehendes Gewässer entstehen kann
  • Pferde während der Dämmerung, der Hauptflugzeit der Insekten, in den Stall holen oder dunkle Unterstände anbieten
  • Nachts kein Licht in der Nähe der Pferde brennen lassen
  • Insektenfallen aufstellen
  • Insektenschutzmittel auftragen
  • Fliegendecken auflegen

7 – West-Nil-Virus – eine Impfung hilft

Impfen oder nicht impfen – hierbei scheiden sich die Geister. Die StIKo Vet rät Pferdebesitzern aus betroffenen und den dort angrenzenden Gebieten zur Impfung. Auch Pferde, die in bisher unbedenklichen Gebieten zu Hause sind, sollten geimpft werden, sofern sie vorübergehend in Risikogebiete gebracht werden sollen (beispielsweise für die Teilnahme an Turnieren oder Lehrgängen).

In Deutschland sind derzeit drei Impfstoffe für Pferde zugelassen. Bereits Fohlen können je nach Impfstoff erstmalig mit 5-6 Monaten geimpft werden. Die Grundimmunisierung erfolgt mit zwei Impfungen im Abstand von 3-6 Wochen (je nach Impfstoff). Sie sollte jährlich, am besten jeweils im Frühjahr, wiederholt werden.

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Wichtig: Die Impfung schützt nicht vor Mückenstichen und damit auch nicht vor einer Infektion mit dem West-Nil-Virus. Sie schwächt aber die Symptome deutlich ab. Und die Impfung kann auch Nebenwirkungen haben. Dazu gehören Schwellungen an der Einstichstelle sowie eine leicht erhöhte Körpertemperatur.  © Pferde.de

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