Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Wildtieren auf Menschen übertragen werden können. Tollwut, Ebola, Malaria oder die Pest sind nur einige Beispiele für eine solche Tier-zu-Mensch Infektion – mit oftmals tödlichen Folgen für den Infizierten.

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Der Begriff Zoonose leitet sich aus den griechischen Wörtern "zoon" (Lebewesen) und "nosos" (Krankheit) ab. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Parasiten, Pilzen, Prionen (krankheitserregende Eiweiße) oder Viren verursacht werden und von Wildtieren auf Menschen übertragen werden können. So kann zum Beispiel der Biss eines Straßenhundes im Urlaub Tollwut übertragen. Und die erste Pestwelle – später auch als der "schwarze Tod" bekannt – hat zwischen 1347 und 1353 fast ein Drittel der europäischen Bevölkerung ausgelöscht. Aber auch Ebola, Affenpocken, Malaria oder das Marburgfieber sind bekannte Zoonosen mit oftmals tödlichen Ausgang für den damit Infizierten. Die "WHO" (World Health Organization) geht mittlerweile davon aus, dass 60 Prozent aller derzeitigen und mehr als 75 Prozent aller zukünftigen Infektionskrankheiten durch Zoonose verursacht wurden oder werden.

Der Veterinärmediziner Fabian Leendertz vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung bringt es auf den Punkt: "Fast alles, was wir Menschen mit uns herumschleppen, kommt von Tieren." So sind selbst die Masern bereits 300 v. Chr. von Rindern auf Menschen übergesprungen. Das Corona Sars-CoV-2 ist nach Annahme vieler Forscher ebenfalls mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Tier auf den Menschen übergegangen. Ein abschließender Nachweis dafür steht jedoch noch aus. Trotzdem hat allein diese Vermutung viele Regierungen zu absonderlichen Ideen veranlasst.

Ausbrüche von Zoonosen in Afrika um 63 Prozent gestiegen

Die "WHO" ist wegen der steigenden Gefahr von Zoonosen in großer Sorge. Besonders Afrika könnte sich zum neuen Hotspot entwickeln. Denn durch Wildtiermärkte, Abholzungen oder Mastbetriebe bekommen Viren immer mehr Gelegenheiten, vom Tier auf den Menschen überzuspringen.

So hat in Afrika allein in den vergangenen zehn Jahren die Zahl der Ausbrüche von Zoonosen im Vergleich zur vorherigen Dekade (2001–2011) um 63 Prozent zugenommen. Das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit in Greifswald nennt als Ursachen dafür: massive Eingriffe in Ökosysteme, wie zum Beispiel die Abholzung von Primärwäldern und die Jagd und der Verzehr von Wildtieren. Insgesamt ist in Afrika ein risikoreiches menschliches Verhalten zu beobachten, das Zoonosen begünstigt.

Aber auch stetiger Bevölkerungswachstum und die dadurch steigende Mobilität der Menschen auf der Suche nach Nahrungsressourcen spielt eine Rolle für die Ausbreitung von Zoonosen und damit auch eine größere Wahrscheinlichkeit von Pandemien.

Forschung und Regierung verfolgen das Konzept "One Health"

Um Pandemien als Auswirkungen von Zoonosen einzudämmen, verfolgen "WHO", Forschung und verschiedene Regierungen mittlerweile das Konzept "One Health". Dieser Ansatz sieht Menschen, Tieren und die Umwelt als eine Einheit. Dabei arbeiten verschiedene Fachbereiche wie Humanmedizin, Tiermedizin, Umweltwissenschaften und Epidemiologie eng zusammen. Durch den Austausch von Wissen, Daten und Erfahrungen sollen Lösungen für komplexe Gesundheitsprobleme entwickelt werden. "One Health" will einen besonderen Fokus auf präventive Maßnahmen zur frühzeitigen Erkennung, Überwachung und Kontrolle von Krankheiten bei Menschen und Tieren legen.

Wissensaustausch soll zur Bekämpfung beitragen.
Wissensaustausch soll zur Bekämpfung beitragen. © Foto: unsplash.com/Mika Baumeister (Symbolfoto)

Nicht nur Zoonosen spielen dabei eine Rolle. Ebenso können Umweltverschmutzung und Klimawandel die Gesundheit von Menschen und Tieren negativ beeinflussen. Auch diese Auswirkungen müssen betrachtet und im Gesamtkonzept beurteilt werden. Veterinärmediziner Leendertz sagt dazu: "Die Gesundheit von Menschen ist nicht in Isolation zu sehen. Wir leben mit Tieren zusammen, wir essen Tiere. Die Umwelt wiederum beeinflusst die Tierwelt. Da muss man über Disziplinen hinweg denken."

Deutschland hat noch keine "One Health" Strategie umgesetzt

Afrika hingegen hat gerade durch Ebola viel über die Bekämpfung schwerer Infektionskrankheiten gelernt. Man weiß um die Gefährlichkeit und ist entsprechend sensibilisiert. Die Afrikanische Gesundheitsbehörde für ansteckende Krankheiten (CDC) bearbeitet gerade elf Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit.

So hat zum Beispiel das mit über 200 Millionen Menschen bevölkerungsreichste Land des Kontinents Nigeria bereits 2019 eine auf mehrere Jahre angelegte "One Health" Strategie veröffentlicht. Unter anderem sollen Zoonosen, wie zum Beispiel die Vogelgrippe oder das Lassafieber besonders eng überwacht werden. In Tansania entpuppte sich ein mysteriöser Fall als Leptospirose. Eine bakterielle Krankheit, die von Nagetieren übertragen wird. Im Extremfall greift sie innere Organe an und endet tödlich. Die Homepage gesundesafrika.de informiert über aktuelle Maßnahmen und Projekte auf dem Kontinent.

Neben einer besseren Gesundheits-Infrastruktur gerade in den ärmeren Regionen fehlt es dem Kontinent aber an Schutz-Impfungen. Denn diese gibt es mittlerweile zum Beispiel gegen Ebola oder die Affenpocken. Aber – die Impfstoffe sind rar und im Ringen mit anderen Kontinenten.

In Deutschland gibt es derzeit keine "One Health" Strategie. Dabei könnten sich auch in Deutschland durch steigende Temperaturen Erreger aus tropischen Gebieten einfacher ansiedeln. Ein Beispiel für eine solche Zoonose wäre eine Verbreitung des durch Stechmücken übertragenen West-Nil Fiebers. Bereits jetzt ist es in den Sommermonaten in Süd-Europa nachgewiesen, in Deutschland derzeit nur in Einzelfällen (Im Jahre 2022 – 17 Infektionen).

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Es sind die Menschen, die ihr Verhalten ändern müssen

Einmal mehr bricht der Mensch durch sein riskantes Verhalten die herkömmlichen Pufferzonen zwischen seiner Welt und der Welt von wenig bekannten oder noch unbekannten Krankheitserregern auf. Zoonosen und sogar Pandemien werden nur durch sein Verhalten ermöglicht. Doch unsere tierischen Mitbewohner müssen ebenfalls unter den Folgen leiden, obwohl sie unschuldig sind.  © Deine Tierwelt

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