• Die Gesellschaft trägt die Kosten für Gesundheits- und Umweltschäden mit rund 5.000 Euro pro Jahr.
  • Am teuersten für die Gesellschaft sind die Luftverschmutzung, der Landverbrauch, die Instandhaltung der Infrastruktur und das Bordsteinparken.
  • Aber auch für die Fahrzeugbesitzer selbst ist ein eigenes Auto deutlich teurer als bislang angenommen.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Eine neue Studie hat die tatsächlichen Kosten für das Autofahren ermittelt. Dabei kam heraus: Viele Menschen können sich ihr Fahrzeug nur leisten, weil die Gesellschaft die Kosten für Gesundheits- und Umweltschäden trägt – und zwar mit rund 5.000 Euro pro Jahr.

Ein Auto ist nicht nur für viele Haushalte einer der kostspieligsten Posten, sondern auch für die Gesellschaft. So werden die Ausgaben für den Verkehr in der Europäischen Union (EU) beispielsweise nur noch von den Kosten für Wohnen und Ausstattung übertroffen und liegen damit noch vor Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken.

Bei den Kosten für das Autofahren wird zwischen internen und externen Kosten unterschieden. Einige Fahrzeugkosten sind finanzielle Aufwendungen, die direkt in Geld gemessen werden können. So zahlen Autobesitzer beispielsweise für die Anschaffung ihres Fahrzeugs, die Versicherung, den Kraftstoff und manchmal auch für das Parken. Dies sind die internen Kosten. Darüber hinaus gibt es auch einige wirtschaftliche Kosten, etwa Verspätungen durch Staus, Unfallschäden und Umweltverschmutzung, deren Wert geschätzt werden kann und die von Ökonomen auf verschiedene Weise "monetarisiert" werden.

Verkehrsökonomen haben beispielsweise den Wert der Reisezeit unter verschiedenen Umständen geschätzt. Man kann außerdem die Entschädigung für Unfallopfer heranziehen. Die Experten sehen zudem, dass die Immobilienpreise an ruhigen Straßen höher sind als an verkehrsreichen Straßen, was auf die Kosten des Verkehrslärms hinweist. Die Kosten, die ein Autofahrer der Gemeinschaft auferlegt – also die Aufwendungen für die von ihm genutzten Straßen und Parkplätze sowie die Verspätungen, das Unfallrisiko und die Umweltverschmutzung – werden als "externe Kosten" oder auch Subventionen bezeichnet.

Soziale Kosten liegen bei 5.000 Euro pro Jahr

Die Studie "The Lifetime costs of driving a car" (auf Deutsch: "Die Kosten des Autofahrens über die Lebenszeit") hat nun die wahren Kosten eines privaten Fahrzeugs ermittelt. Dieser zufolge finanziert die Gesellschaft jedes Auto jährlich mit durchschnittlich rund 5.000 Euro mit. Aber auch für die Fahrzeugbesitzer selbst ist ein eigenes Auto deutlich teurer als bislang angenommen.

Die Mobilitätsforscher Stefan Gössling, Jessica Kees und Todd Litman untersuchten die Kosten für die drei gängigsten deutschen Autotypen Opel Corsa (Kleinwagen), VW Golf (Mittelklassewagen) und Mercedes GLC (SUV). Für ihre Berechnungen gingen sie von einer Fahrleistung von 15.000 Kilometer pro Jahr aus. Demnach würden ein Opel Corsa während eines Autofahrerleben 599.082 Euro, ein VW Golf 653.561 Euro und ein Mercedes GLC 956.798 Euro kosten.

In der Studie wurden diese Kosten über eine Lebenszeit von 50 Jahren geschätzt, was zu diesen großen Zahlen führt. Normalerweise werden diese Kosten nicht auf diese Weise gemessen – man denkt an Kosten pro Jahr, Monat, Fahrt oder Kilometer. Grundsätzlich kann man die jährlichen Kosten schätzen, indem man die Lebenszeitwerte durch 50 teilt. Danach kann man die internen Kosten, die direkt von den Nutzern getragen werden, und die externen Kosten, die anderen Menschen auferlegt werden, voneinander trennen.

Dieser Rechnung zufolge finanziert die Gesellschaft den Kleinwagen mit 41 Prozent (4.674 Euro) mit, beim Mittelklassewagen liegen die Subventionen bei 38 Prozent (4.755 Euro) und beim SUV bei 29 Prozent (5.273 Euro). Im Durchschnitt verursacht jedes Auto also 5.000 Euro Kosten für die Gesellschaft.

Maßgebliche Kostenfaktoren für die Gesellschaft

Hauptverantwortlich für die hohen Kosten seien der Studie zufolge die Luftverschmutzung, der Landverbrauch, die Instandhaltung der Infrastruktur sowie das Bordsteinparken. Hinzu kämen Ausgaben, die durch Lärm, den Klimawandel sowie durch Einschränkungen für Fußgänger und Radfahrer entstünden.

"Die meisten Autofahrer unterschätzen die Kosten für ein Auto, insbesondere große, seltene Kosten wie größere Reparaturen oder Schäden durch Unfälle", sagt Todd Litman, einer der Autoren der Studie. "Und nur wenige Menschen denken an die vollen Kosten, wenn sie langfristige Entscheidungen treffen, beispielsweise ob sie ein Haus in einer fußgängerfreundlichen Gegend kaufen, in der sie kein Auto benötigen, oder in einem autogerechten Vorort, in dem sie eines brauchen."

Menschen, die ein Auto kaufen, würden zudem automatisch erwarten, dass jemand anderes die Infrastruktur für dessen Nutzung bereitstellt, beispielsweise Straßen zum Befahren oder kostenlose Parkmöglichkeiten an jedem Zielort. "Autofahrer betrachten dies sogar als ihr Recht", so Litman weiter. "Sie beschweren sich häufig, wenn Straßen verstopft sind oder wenn sie für Parkplätze bezahlen müssen."

Mit anderen Worten: Weil Autos so ressourcenintensiv sind – sprich sie erfordern eine teurere Infrastruktur, verbrauchen mehr Energie und sind mit höheren Risiken und Umweltverschmutzung verbunden als andere Verkehrsmittel – macht der Besitz eines Autos die Menschen egoistisch. Sie würden mehr erwarten als Menschen, die zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. "Damit soll nicht gesagt werden, dass Autos per se schlecht sind, allerdings verursachen sie Kosten für die Menschen und die Gesellschaft", so der Mobilitätsforscher abschließend.

Verwendete Quellen

  • Sciencedirect.com: The lifetime cost of driving a car
  • Todd Litman, Mobilitätsforscher und Co-Autor der Studie
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "Einblick" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.