• Ein Bild zeigt die schwedische Verbraucherschutzministerin Ida Karkiainen, wie sie als Jugendliche den Hitlergruß zeigt.
  • Die 33-Jährige bestreitet die Geste nicht, will sie aber ironisch gemeint haben.
  • Ministerpräsidentin Magdalena Andersson reagiert mit deutlichen Worten.

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Dass Anspielungen auf die Nazi-Zeit, so scherzhaft sie auch gemeint sein mögen, meist nach hinten losgehen, hat Prinz Harry auf die harte Tour gelernt. 2005 war es, als der heutige Ehemann von Herzogin Meghan auf einer Kostümparty im Leibchen von Erwin Rommels Afrikakorps erschien - Hakenkreuzarmbinde inklusive. "Harry the Nazi" titelte die "Sun" in der Folge, der Ärger der Briten ob ihres geschichtsvergessenen Monarchensprösslings hielt eine ordentliche Weile an.

Und damit zu Ida Karkiainen. Die schwedische Verbraucherschutzministerin, mit 33 Jahren jüngstes Mitglied des Kabinetts, hat als Jugendliche offenbar auch einmal einen Scherz mit NS-Bezug machen wollen. Jedenfalls sagt sie über ein Bild, auf dem sie im Alter von etwa 15 oder 16 Jahren auf einer Party den Hitlergruß zeigt, das sei doch alles ironisch gemeint gewesen: "Ich habe nie eine solche Geste gemacht, um damit Sympathien für eine solche verabscheuungswürdige Ideologie auszudrücken." Dass sie den Hitlergruß gezeigt hat, bestreitet Karkiainen nicht.

Veröffentlicht hatte das alte Foto ein den rechtspopulistischen Schwedendemokraten nahestehendes Online-Portal. Der Zeitpunkt dürfte nicht zufällig gewählt sein. Erst vor wenigen Wochen wurde die Sozialdemokratin neue Ministerin für Verbraucherschutz und öffentliche Verwaltung.

In einem Artikel zu dem Bild wird nun zudem behauptet, in der Wohnung, in der Karkiainen damals mit ihrem Freund wohnte, habe es häufig Feiern gegeben, bei denen rechte "White Power"-Musik gespielt wurde. Das will Karkiainen ebenfalls nicht grundsätzlich bestreiten: "Ich kann nicht Verantwortung dafür übernehmen, welche Musik andere gehört haben."

Vor Ärger haben Karkiainen die halbgaren Erklärungen nicht bewahrt. Schwedens Ministerpräsidentin Magdalena Andersson fand deutliche Worte: "Das ist zutiefst geschichtslos und äußerst unangemessen."

Karkiainens Zukunft im Kabinett ist ungewiss

Das Echo in Medien und Gesellschaft ist derweil recht unterschiedlich. Für eine Reportage war eine Journalistin des "Svenska Dagbladet" in Karkiainens Heimatstadt Haparanda im Nordosten des Landes gereist. Dort sind die Menschen weiterhin voll des Lobes für die 33-Jährige. Schulsprecherin sei sie gewesen, Mitglied eines Jugendkomitees sowie ehrgeizige Lokalpolitikerin, vor allem aber: Nazisympathien habe sie nie gehegt.

Nicht so gut ins Bild passt allerdings Karkiainens Lebensgefährte. Der ist Musiker in der Metalband "Raubtier", die nationalistische Texte singt und in entsprechenden Kreisen beliebt ist, wie die antirassistische Zeitschrift "Expo" berichtet. Die Musiker selbst haben in der Vergangenheit rassistische Tendenzen stets bestritten.

Wie es für Karkiainen weitergeht, ist vorerst ungewiss. Der Zeitung "Aftonbladet" sagte sie, dass die Entscheidung darüber, ob sie im Amt bleiben könne, in den Händen von Ministerpräsidentin Andersson liege. Eine Entscheidung der sozialdemokratischen Regierungschefin steht noch aus.

Korrektur: In einer früheren Version des Textes hieß es, Ida Karkiainen sei schwedische Innenministerin. Das ist falsch, sie ist Ministerin für Verbraucherschutz und öffentliche Verwaltung. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.
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