• Die strategisch wichtige ukrainische Hafenstadt Mariupol wird nach wochenlanger Belagerung weiter beschossen.
  • Die in der Stadt verbliebenen ukrainischen Truppen leisten heftigen Widerstand und sollen sich in einem Stahlwerk verschanzt haben.

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Der Kampf um die belagerte südukrainische Hafenstadt Mariupol dauert auch nach dem Verstreichen eines russischen Ultimatums an. Der ukrainische Generalstab berichtete am Sonntagabend von russischen Raketen- und Bombenangriffen auf die Stadt mit früher mehr als 400.000 Einwohnern. Dabei kämen auch Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 zum Einsatz. Besonders in der Nähe des Hafens und des Stahlwerks Asowstal gebe es Angriffsversuche.

Regierungschef Denys Schmyhal sagte dem US-Sender ABC, die Stadt sei nicht gefallen. Die ukrainischen Soldaten würden in Mariupol "bis zum Ende kämpfen". Außenminister Dmytro Kuleba berichtete im US-Sender CBS, die eigenen Truppen seien "im Grunde eingekreist" von russischen Truppen, die Mariupol dem Erdboden gleichmachen wollten. Wörtlich sagte Kuleba: "Die Stadt existiert nicht mehr."

Russland hatte den ukrainischen Truppen in Mariupol zuvor mit Vernichtung gedroht. Die Einheiten sollen sich nach russischen Angaben in dem Stahlwerk verschanzt haben, zu dem auch unterirdische Anlagen gehören. Ein Ultimatum, die Waffen bis zum Sonntagmittag niederzulegen und sich zu ergeben, ließen die Ukrainer verstreichen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor wiederholt erklärt, alles zur Rettung der strategisch wichtigen Stadt tun zu wollen.

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Mariupols Polizeichef: Auch viele Zivilisten in Stahlwerk

Auf dem Asowstal-Gelände sollen sich nach Angaben örtlicher Behörden neben ukrainischen Truppen auch noch zahlreiche Zivilisten befinden. Die Menschen hätten sich dort vor Beschuss während der wochenlangem Belagerung der Stadt durch das russische Militär versteckt, sagte der Chef der Streifenpolizei von Mariupol, Michajlo Werschinin, in der Nacht zum Montag dem Lokalfernsehen.

"Sie trauen den Russen nicht. Sie sehen, was in der Stadt vor sich geht, und bleiben deswegen auf dem Werksgelände", sagte er. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. Große Teile von Mariupol befinden sich inzwischen unter Kontrolle des russischen Militärs.

Noch zehntausende Menschen in Mariupol

In Mariupol hielten sich noch rund 100.000 Einwohner auf, sagte Werschinin. Die russischen Truppen ließen sie für Essen Trümmer räumen sowie Leichen bergen und in Massengräbern beerdigen, behauptete er. Mariupol hatte vor dem Krieg rund 400.000 Einwohner. Nach der langen Belagerung und dem Dauerbeschuss werden Tausende Tote unter den Zivilisten befürchtet.

Die Hafenstadt am Asowschen Meer im Südosten der Ukraine hat eine strategische Bedeutung. Sie liegt auf dem Weg zwischen der von Russland annektierten Krim und den von prorussischen Separatisten kontrollierten Gebieten im Osten der Ukraine. (dpa/mf)

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