Die "Letzte Generation" will ihre Störaktionen fortsetzen. Aus den Reihen von "Fridays for Future" gab es zuletzt Kritik an den Protesten der "Letzten Generation". Doch in welchem Verhältnis stehen die beiden Gruppen wirklich zueinander?

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Die Protestaktionen der "Letzten Generation" riefen in der Vergangenheit viel Kritik hervor. Dass diese nun aber auch von Seiten kamen, die das Klimaanliegen eigentlich teilen, überraschte viele dann doch. "Die Klimakrise braucht gesamtgesellschaftliche Lösungen und die finden und erstreiten wir nur gemeinsam und nicht, indem wir Menschen im Alltag gegeneinander aufbringen", sagte Annika Rittmann, Sprecherin von "Fridays for Future", Mitte April der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Dies klang wie eine Distanzierung von den damals angekündigten Protesten der "Letzten Generation", in Berlin große Teile des Verkehrs zu stören. Doch bereits kurze Zeit später nahmen die Sprecher von "Fridays for Future" diese Einschätzung wieder zurück. Dann sprach Rittmann gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) nur noch davon, dass unterschiedliche Gruppen "verschiedene Strategien" für ihre Anliegen nutzen würden.

Rückhalt für Störaktionen auch bei vielen Regionalgruppen von "Fridays for Future"

Zustimmung zu den Protesten der "Letzten Generation" kam zuletzt auch von verschiedenen regionalen Gruppen von "Fridays for Future". Diese schlossen sich der kurzzeitig auf ihrer Bundesebene vorgetragenen Kritik nicht an. 30 regionale Gruppen bezeichneten die Straßenblockaden der "Letzten Generation" als "legitimes Mittel", um auf ihre politischen Ziele hinzuweisen, wie die Westfälischen Nachrichten berichteten. Sie betonen, die gleichen Ziele wie die "Letzte Generation" zu verfolgen.

Dabei hatte sich die "Letzte Generation" Ende 2021 gegründet, weil sie der Ansicht war, dass friedliche Massenproteste nicht ausreichend seien, um die Politik zu beeinflussen. Ihre erste prominente Aktion fand im Herbst des Jahres statt, und damit kurz vor der Bundestagswahl. Einzelne ihrer Vertreter begannen vor dem Kanzleramt einen Hungerstreik. Danach folgte die Blockade einer Autobahn.

Die Aktivisten der "Letzten Generation" versuchen immer wieder, mit Straßenblockaden und Aktionen in Museen auf unbequeme Weise die Öffentlichkeit zu erreichen. Zuletzt schien jedoch die Justiz einen anderen Ton anzuschlagen.

Vor ein paar Tagen ist die Aktivistin Maja W. nun zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Sie hatte sich in einem Museum an ein Gemälde geklebt und vorher Straßen blockiert. Bis dahin waren Vertreterinnen und Vertreter der "Letzten Generation" nur zu Geld- oder Bewährungsstrafen verurteilt worden.

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"Letzte Generation" und "Fridays for Future" unterscheiden sich in der Protestform

Der Protest von "Fridays for Future" hingegen entstand ursprünglich aus Schulstreiks. Vor mehr als vier Jahren begann alles mit einer kleinen Demonstration von Greta Thunberg in Schweden. Mittlerweile haben sich in Deutschland mehr als 500 Ortsgruppen von "Fridays for Future" gegründet.

Aus den wöchentlichen Klimastreiks wurden zwei- bis dreimal jährliche Großstreiks, zu denen die Gruppe aufruft. Sie hat sich mittlerweile zum Ziel gesetzt, in Massendemonstrationen alle Altersgruppen zu erreichen. Ihre prominenteste Vertreterin in Deutschland ist Luisa Neubauer, die auch regelmäßig in Talkshows zu Gast ist.

Grüne kritisieren wiederholt die "Letzte Generation"

Da es Ziel beider Gruppen ist, die Politik im Sinne ihrer Ziele zu beeinflussen, ließ eine Kritik an der Protestform besonders aufhorchen. Kritisch sahen das Festkleben im Straßenverkehr auch zuletzt Politiker und Politikerinnen der Grünen. So etwa die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Bundestagsfraktion, Irene Mihalic.

Mit ihrem "elitären und selbstgerechten Protest bewirkt die 'Letzte Generation' das Gegenteil dessen, was wir in der aktuellen Lage bräuchten, nämlich eine breite Bewegung in der Gesellschaft, für konsequente Klimaschutzpolitik", zitierte die "taz" die Politikerin.

Auch Renate Künast, ebenfalls von den Grünen, sieht den Protest der "Letzten Generation" kritisch. Solches Handeln "läuft Gefahr, tatsächlich an gesellschaftlicher Unterstützung zu verlieren". Damit meinte Künast nicht nur die Akzeptanz der Protestgruppe, "sondern das ganze Thema Klimaschutz", wie sie im ZDF erklärte.

Selbst Grünen-Chef Omid Nouripour übt vorsichtige Kritik an der "Letzten Generation". Er verstehe zwar deren Sorgen, erklärte der Politiker nach Angaben des BR; Menschenleben dürften jedoch durch Verkehrsbehinderungen nicht gefährdet werden.

Dies ist nicht der erste Fall einer kritischen Beurteilung von ökologischen Protesten durch die Grünen. Bereits im Fall der Räumung des Braunkohlegebiets von Lützerath waren Grünen-Politiker auf Distanz gegangen zu Aktionen von Klimaaktivisten und Umweltschützern.

Verwendete Quellen:

  • br.de: Grüne kritisieren Klima-Proteste der "Letzten Generation"
  • zdf.de: Wenig grüne Gegenliebe für die Klimakleber
  • taz.de: "Letzte Generation" in der Kritik: "Elitär und selbstgerecht"
  • rnd.de: Fridays-for-Future-Sprecherin relativiert Kritik an Letzter Generation: "Haben unterschiedliche Rollen"
  • wn.de: Fridays for Future: Solidarität mit "Letzter Generation"
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