Urlaub in Saudi-Arabien? Das erzkonservative Land möchte ausländische Touristen anlocken, die künftig ein Visum für eine relativ geringe Gebühr direkt am Flughafen erhalten können. Ob das Königreich damit zu einem Traumziel wird, darf allerdings bezweifelt werden. Denn vor allem für Frauen gelten nach wie vor sehr strenge Regeln.

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Mit der Öffnung für ausländische Touristen setzt Saudi-Arabien die gesellschaftliche Öffnung fort, die vor einigen Jahren begonnen hat. Kronprinz Mohammed bin Salman ließ das Verbot von Kinos aufheben, auch Konzerte sind mittlerweile erlaubt.

Internationale Stars wie Janet Jackson und Rapper 50 Cent traten in Riad auf. Viel Applaus erhielt auch das Ende des international oft kritisierten Frauenfahrverbots. Seit dem vergangenen Jahr dürfen saudische Frauen in ihrem Heimatland ans Steuer, was viele von ihnen feierten.

Der große "Makel" beim neuen Image: Der Tod des Journalisten und Kritikers Jamal Khashoggi. Die Spuren der Bluttat führen in das direkte Umfeld des Kronprinzen. Khashoggi lebte in den USA und war Kolumnist der "Washington Post".

Er wurde im saudischen Konsulat in Istanbul in der Türkei von einem saudischen Spezialkommando getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit abholen wollte. Die saudische Regierung hat den Mord eingeräumt, weist aber jeden Vorwurf zurück, das Königshaus könne involviert gewesen sein.

Mord an Jamal Khashoggi: Spuren führen in den Palast

Weniger als eine Woche vor dem ersten Jahrestag des brutalen Mordes nun also die Öffnung für ausländische Touristen. Gäste aus vielen Staaten, darunter aus Deutschland, brauchen künftig vorab kein Visum mehr, um in das erzkonservative Land zu reisen - positive Schlagzeilen sind da den Herrschern in Riad sicher.

"Ziemlich verdächtig" sei dieser zeitliche Ablauf, sagt die saudische Journalistin Safa al-Ahmed, die im Exil lebt. "Sie versuchen alles, um das Narrativ zu verändern."

Zu einem Ziel ausländischen Massentourismus' dürfte das Land trotzdem nicht werden, vor allem nicht für Gäste aus dem Westen. Anders als im benachbarten Katar oder im Emirat Dubai bleibt etwa Alkohol in Saudi-Arabien, wo der Islam einst entstand, strengstens verboten.

Cocktails am Strand müssen woanders getrunken werden. Gesperrt bleiben für Nicht-Muslime auch Mekka und Medina, die für Kulturinteressierte attraktive Reiseziele wären.

Für Frauen gelten strengere Regeln und Strafen

Auch dass es auf der offiziellen Seite, die die Gesetze und Verbote erklärt, einen Extrapunkt nur für Frauen gibt, spricht Bände. Zwar müssen sich Touristinnen nicht an die strengen Kleidervorschriften halten, die für einheimische Frauen gelten.

Doch die Liste der Ge- und Verbote ist auch so lang. So ist es unter anderem verboten, sich in der Öffentlichkeit zu entkleiden. Und das beinhalten auch Umkleidekabinen.

Zu beachten ist auch die Trennung von Männern und Frauen. In den meisten öffentlichen Gebäuden gibt es verschiedene Eingänge. In Parks, an Stränden oder im Nahverkehr gibt es ebenfalls nach Geschlechtern getrennte Bereiche.

Öffentlicher Austausch von Zärtlichkeiten ist ebenfalls strengstens verboten – besonders für Menschen aus der LGBTQ-Community. Homosexuelle Beziehungen werden mit Auspeitschen, Gefängnis oder dem Tod bestraft.

Konflikt mit Iran droht zu eskalieren

Auch die drohende Eskalation im Konflikt mit dem Iran dürfte Touristen abhalten. Saudi-Arabien war im März 2015 mit weiteren arabischen Staaten in den Krieg im südlichen Nachbarland Jemen eingetreten.

Das sunnitische Königreich will den Einfluss seines schiitischen Erzrivalen Iran, der die Huthis unterstützt, zurückdrängen. Der Kronprinz fordert die internationale Gemeinschaft zu einem entschlossenen Vorgehen gegen den Iran auf.

"Wenn die Welt keine starken und entschlossenen Maßnahmen ergreift, um den Iran abzuschrecken, dann werden wir weitere Eskalationen sehen, die die Interessen der Welt bedrohen werden", sagte der Kronprinz in einem am Sonntag vom US-Sender CBC News ausgestrahlten und von ihm auch ins Englische übersetzten Interview.

"Die Ölversorgung wird unterbrochen und die Ölpreise werden auf unvorstellbar hohe Zahlen steigen, die wir in unserem Leben noch nicht gesehen haben." (dpa/dh)

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