• Ein französischer Bäcker ist wegen der geplanten Abschiebung seines Lehrlings in den Hungerstreik getreten.
  • Nach rund einer Woche des Streiks ist er in eine Klinik eingeliefert worden.
  • Mehr als 40 Prominente setzen sich für die Forderung des Bäckers mit einem offenen Brief an Präsident Emmanuel Macron ein.

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In Frankreich ist ein Bäcker ins Krankenhaus eingeliefert worden, der seit gut einer Woche gegen die geplante Abschiebung seines afrikanischen Lehrlings im Hungerstreik ist.

Der Bäcker Stéphane Ravacley sagte am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP vom Krankenbett aus, er fühle sich "sehr schwach". Dennoch will der 50-Jährige seine Protestaktion fortsetzen.

Mit seinem Hungerstreik protestiert Ravacley gegen die geplante Abschiebung seines Lehrlings Laye Fodé Traoré. Bisher ohne Erfolg: Trotz zahlreicher Solidaritäts-Bekundungen aus Politik und Gesellschaft soll der 18-Jährige aus Guinea in sein westafrikanisches Heimatland abgeschoben werden.

Ravacley sagte, er sei am Dienstagmorgen nach mehr als einwöchigem Hungerstreik vor seiner Bäckerei in Ohnmacht gefallen, als er mit dem Auto von einer Lieferung zurückkam. Er ernährt sich nach eigenen Worten seit dem 3. Januar nur von Suppe und hat rund acht Kilo abgenommen.

In der Klinik wurde ein Nährstoffmangel festgestellt. Dem Bäcker wurden nach eigenen Angaben Vitamine verabreicht, er soll in Kürze wieder nach Hause zurückkehren. "Ich bin sehr müde, aber es geht", sagte er AFP.

Französische Prominente schreiben offenen Brief an Präsident Macron

Beliebte französische Schauspieler wie Omar Sy ("Ziemlich beste Freunde") und Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard ("La vie en rose") und rund 40 weitere französische Prominente bekundeten in einem offenen Brief an Präsident Emmanuel Macron ihre Unterstützung für den Bäcker und seinen Lehrling.

"Sie können nicht hartherzig gegenüber einem französischen Bürger sein, der seine Gesundheit gefährdet, um humanistische Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu verteidigen", hieß es in dem Aufruf an Macron, den die Zeitschrift "L'Obs" veröffentlichte.

Neben Schauspielern und Sängern unterschrieben auch zahlreiche Politiker sowie Gewerkschaftsboss Laurent Berger den Aufruf. Eine Online-Petition zugunsten des Lehrlings hat inzwischen mehr als 220.000 Unterstützer.

Traoré musste seine Ausbilung abbrechen

Der Lehrling Traoré absolviert seit September 2019 eine Ausbildung bei dem 50-jährigen Bäckermeister, die er aber wegen der Probleme mit den Behörden vorerst abbrechen musste.

Er war als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Frankreich gekommen. Nun ist er volljährig und soll deshalb Frankreich verlassen. Der Bäcker versichert, ihn nach Abschluss seiner Lehre übernehmen zu wollen.

Nach Angaben von Traorés Anwältin haben die Behörden Zweifel an der Echtheit seiner Ausweisdokumente.

Am 26. Januar soll es zu seinem Fall eine Anhörung vor dem Verwaltungsgericht in Besançon geben. Dabei geht es um eine Aufenthaltsgenehmigung.

Womöglich gibt es Hoffnung für den jungen Mann und seinen Chef: Aus der Botschaft von Guinea in Paris hieß es inzwischen, die Papiere des Lehrlings würden in Ordnung gebracht. (AFP/lh)

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