Eine rassistische Bluttat erschüttert Neuseeland und löst international Bestürzung aus. Bei Angriffen auf zwei Moscheen kommen in der Stadt Christchurch Dutzende Menschen ums Leben. Die Regierung spricht von Terrorismus. Was weiß man über die Hintergründe der Tat und was liegt noch im Dunkeln?

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Nach den Angriffen auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch herrscht weltweit Entsetzen. Beim Hauptverdächtigen handelt es sich um einen rassistischen und islamophoben 28-jährigen Australier.

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was ist passiert?

Gegen 13:45 Uhr (01:45 Uhr MEZ) eröffnete ein Schütze das Feuer auf Betende in der Masjid-al-Noor-Moschee im Zentrum von Christchurch. Er drang während des Freitagsgebets in das Gotteshaus ein und schoss mit einer Schnellfeuerwaffe auf alle Menschen, die ihm begegneten.

Nach den Anschlägen wurden vier Personen festgenommen: der mutmaßliche Haupttäter sowie drei weitere Personen, zwei Männer und eine Frau. Eine dieser Personen wurde jedoch in der Zwischenzeit wieder freigelassen.

Der Haupttäter soll indes am Samstag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Wie viele Menschen sind tot, wie viele wurden verletzt?

Nach Angaben der Polizei kamen bei dem Massaker 49 Menschen ums Leben, 48 weitere wurden verletzt. Die Zahl der Toten könnte jedoch noch steigen: Dutzende Gläubige wurden mit teils schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Unter den Verletzten sind nach Angaben des türkischen Außenministers Mevlüt Çavusoglu zwei türkische Staatsbürger. Laut Indonesiens Außenminister sind zwei indonesische Staatsbürger - Vater und Sohn - verletzt worden.

Ist die Gefahr vorbei?

Nicht zwangsläufig. Zwar ist der Hauptverdächtige gefasst, die neuseeländischen Behörden rufen jedoch alle Moscheen im Land auf, ihre Pforten vorerst zu schließen.

Zudem wird geraten, sich bis auf Weiteres von Moscheen fernzuhalten. Es sei nicht ausgeschlossen, dass es noch weitere Täter geben könnte.

Wer ist der Christchurch-Angreifer?

Beim Hauptverdächtigen handelt es sich Berichten zufolge um einen 28-jährigen rechtsextremen Australier mit einem Hass auf Muslime. Der Mann verehrt verschiedene Extremisten und Attentäter, stand jedoch auf keiner Terrorliste.

Der Verdächtige veröffentlichte auf Twitter ein 74-seitiges Manifest, in dem er seine Motivation erklärte und die Tat ankündigte.

Das Schreiben nimmt unter anderem auf den norwegischen rechtsextremen Massenmörder Anders Behring Breivik Bezug und kritisierte Kanzlerin Angela Merkel, den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan sowie Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Die neuseeländische Polizei hat sich dazu bisher nicht geäußert.

Seinen Angriff auf die Masjid-al-Noor-Moschee filmte der Täter allem Anschein nach mit einer Helmkamera und übertrug die Bilder live auf Facebook.

Das Unternehmen wurde von der neuseeländischen Polizei auf den Stream aufmerksam gemacht und nahm ihn schnellstmöglich offline.

Die Ermittler forderten die Nutzer dazu auf, die Aufnahmen nicht im Internet zu verbreiten. Trotzdem verbreitete sich das Video im Netz.

Was ist in dem Video zu sehen?

Das Video ist aus der Ich-Perspektive gefilmt. Der Attentäter trägt einen Tarnanzug.

Im Video ist auch zu sehen, dass mehrere Waffen und Magazine mit Namen und Schriftzügen versehen sind.

Nach der Tat sagt der Angreifer, dass er bedauere, die Moschee nicht auch noch abgebrannt zu haben.

Sind das Manifest und das Video der Tat echt?

Mit großer Wahrscheinlichkeit ja. Die französische Nachrichtenagentur AFP hat beides unter die Lupe genommen.

Analysten verglichen unter anderem, ob die Videoaufnahmen mit der Umgebung und dem Inneren der Moschee sowie der Route, die der Mann genommen hatte, übereinstimmen.

Mit Hilfe der Navi-Anweisungen, die im Video zu hören sind, rekonstruierte die AFP die Route des Angreifers. Zudem spricht er mit australischem Akzent.

Profilbild und Name des Facebook-Kontos, über das der Livestream gestartet worden war, stimmen mit jenen des Twitter-Kontos mit dem Manifest überein. Die Accounts sind inzwischen gesperrt.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • afp
  • Twitter
  • eigene Recherchen
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