Der Landkreis Emsland hat am Freitag wegen des Moorbrandes auf einem Bundeswehr-Testgelände in Niedersachsen den Katastrophenfall ausgerufen. Mehreren Gemeinden droht die Evakuierung.

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Weil aufkommender Sturm den Moorbrand auf einem Bundeswehr-Testgelände in Niedersachsen frisch anfacht, hat der Landkreis Emsland am Freitag den Katastrophenfall ausgerufen.

Eine Evakuierung der Gemeinden Groß Stavern und Klein Stavern mit rund 1.000 Einwohnern könne nicht mehr ausgeschlossen werden, teilte Landrat Reinhard Winter mit. "Eine ganz konkrete Prognose ist derzeit nicht möglich, dennoch ist zu erwarten, dass sich Rauchbelästigung und Funkenflug verschärfen."

Spezialpioniere sollen Brand bekämpfen

Der Landkreis sei gut vorbereitet und wolle keine Unruhe erzeugen. "Da der Schutz der Bevölkerung für uns an erster Stelle steht, möchten wir aber die Staverner frühzeitig darauf aufmerksam machen, dass eine Evakuierung nicht mehr undenkbar ist", so Winter.

Gegen den Moorbrand setzt die Armee jetzt ein Regiment Spezialpioniere ein. Ein Vorkommando des Regiments aus Husum sei bereits am Brandort eingetroffen, sagte eine Bundeswehr-Sprecherin am Freitag.

Die Bundeswehr bezeichnet diese Soldaten als "Handwerker in Uniform". Sie sollen in Meppen unter anderem die Wasserversorgung für den Löscheinsatz sicherstellen und andere logistische Aufgaben übernehmen.

"Das Feuer ist unter Kontrolle, aber der Druck auf die Einsatzkräfte ist nach wie vor hoch", sagte die Sprecherin. Weitere Details zum Brand wollte die Bundeswehr im Tagesverlauf auf einer Pressekonferenz bekanntgeben.

Feuer führt zu höherer Feinstaubbelastung

Nach einem Raketentest der Bundeswehr Anfang September hatte das Moor bei Meppen Feuer gefangen. Von einem Hubschrauber aus waren Raketen abgefeuert worden. Bis alle Glutnester erstickt sind, kann es nach Experteneinschätzung noch ein bis zwei Wochen dauern.

Nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums hat das Feuer auf dem Übungsgelände der Bundeswehr vorübergehend zu höheren Feinstaubwerten etwa in Süd-Oldenburg geführt. Ärzte plädierten für eine Ausweitung der Schadstoffmessungen in angrenzenden Ortschaften.

Bei dem Moorbrand werden Experten zufolge vor allem feine und ultrafeine Partikel, Stickoxide und verschiedene weitere Verbrennungsprodukte wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe freigesetzt.

Vor allem für Menschen mit Lungenerkrankungen kann das zu Beschwerden führen. Auch Säuglinge und kleine Kinder seien gefährdet, sagte Umweltmedizinerin Barbara Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatte sich noch am Donnerstag vor Ort ein Bild von der Lage verschafft und dabei betont, dass aktuell keine Gesundheitsgefahr bestehe.

Was passiert im Katastrophenfall?

Katastrophenalarm kann bei drohenden schweren Schäden etwa bei verheerenden Unglücken oder Naturereignissen ausgelöst werden. Damit können einige Grundrechte außer Kraft gesetzt werden, so etwa das Recht auf Freizügigkeit und Unverletzlichkeit der Wohnung.

Im Notfall können die Behörden dann Gebiete absperren und räumen, Einwohner als Helfer verpflichten, fremde Gebäude oder Autos nutzen.

Außerdem kann unter anderem die Bundeswehr für den Einsatz im Inland angefordert werden. So wurde etwa im Juni 2013 in den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg wegen des Hochwassers an der Elbe Katastrophenalarm ausgerufen. In Niedersachsen sind die Landkreise und kreisfreien Städte für Katastrophenschutz zuständig.

Von einer Katastrophe sprechen Behörden dann, wenn die Bedrohung von vielen Menschen, umfangreichen Sachwerten oder natürlichen Lebensgrundlagen so gravierend ist, dass die betroffene Kommune überfordert ist. Das bedeutet, dass die Lage nur beherrscht werden kann, indem überregional Einsatzkräfte alarmiert werden und ein Krisenstab eingerichtet wird. Ist das der Fall, wird der Katastrophenfall ausgerufen. (ff/ank/dpa)

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