- Ein Jahr lang hielt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki ein Gutachten zum Umgang mit Missbrauchsvorwürfen zurück.
- Nun ist eine neue Untersuchung vorgestellt worden.
- Das hat Konsequenzen.
Nach der Vorstellung eines Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki zwei Mitarbeiter vorläufig von ihren Dienstpflichten entbunden.
"Daher möchte ich auch aus der Situation der Stunde heraus und auch auf der Grundlage dessen, was ich hier gerade gehört habe, die gerade Genannten, Weihbischof Schwaderlapp und Herrn Offizial Assenmacher, mit sofortiger Wirkung vorläufig von ihren Aufgaben entbinden", sagte Woelki am Donnerstag in Köln.
Missbrauchsgutachten: Schwaderlapp bietet dem Papst Rücktritt an
Dominikus Schwaderlapp war früher Generalvikar des Erzbistums und ist heute Weihbischof. Günter Assenmacher ist als Offizial unter anderem für kirchengerichtliche Angelegenheiten zuständig.
Woelkis Entscheidung war eine Reaktion auf ein neues Gutachten des Strafrechtlers Björn Gercke. Der Jurist hat den Umgang des Erzbistums mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs untersucht. Der Fokus lag nicht auf den Tathergängen, sondern auf dem Agieren der Bistumsleitung.
Als Konsequenz aus dem Gutachten bietet Schwaderlapp dem
Es beschäme ihn, "zu wenig beachtet zu haben, wie verletzte Menschen empfinden, was sie brauchen und wie ihnen die Kirche begegnen muss". Als Bischof, Priester und Mensch erkenne er seine Fehler an. "Die Menschen, denen ich nicht gerecht wurde, bitte ich an dieser Stelle aufrichtig um Verzeihung, auch wenn ich weiß, dass Geschehenes nicht ungeschehen gemacht werden kann."
Gutachter sehen Pflichtverletzungen bei Heße - keine bei Woelki
In dem Gutachten benannte Gercke auch andere Kirchenverantwortliche: Dem heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße warf er elf Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbistum Köln vor.
Heße war vor seiner Berufung nach Hamburg Personalchef und Generalvikar im Erzbistum Köln. Heße bestreitet bisher die bereits in anderem Zusammenhang gegen ihn erhobenen Vorwürfe.
Die meisten Pflichtverletzungen stellte Gercke bei seinen Untersuchungen bei dem 2017 verstorbenen Kardinal Joachim Meisner fest. Beim aktuellen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sehen Gercke und sein Team dagegen keine Pflichtverletzungen.
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Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum
Gercke stellte am Donnerstag ein insgesamt 800 Seiten starkes Gutachten vor. Die Auswertung der Akten von 1975 bis 2018 habe unter anderem ergeben, "dass sich Jahrzehnte offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige zu bringen", kritisierte er.
Ein erstes Gutachten einer Münchner Kanzlei war vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki unter Verschluss gehalten worden, wofür er rechtliche Bedenken anführte. Dieses Verhalten Woelkis hatte eine Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst.
Woelki wurde von Gercke nun allerdings ausdrücklich in Schutz genommen. "Medial wäre es für uns am einfachsten gewesen, Herrn Woelki hier zum Schafott zu führen", sagte der Strafrechtler. Dafür gebe es aber keine Grundlage. Auch in dem zurückgehaltenen Münchner Gutachten sei Woelki nicht belastet worden. (dpa/msc)
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