Der Tod des Afroamerikaners George Floyd hat erneut zu heftigen Protesten geführt. Der Bürgermeister sucht nun die Hilfe der Nationalgarde. Es droht eine weitere Eskalation.

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Proteste, Plünderungen und Tränengas: Die US-Stadt Minneapolis befindet sich nach dem Tod eines Schwarzen bei einem brutalen Polizeieinsatz in Aufruhr. Neben friedlichen Protesten kam es in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) den zweiten Tag in Folge zu schweren Ausschreitungen. Bilder in US-Medien zeigten mehrere geplünderte und brennende Läden, die Polizei ging demnach mit Tränengas, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen Demonstranten vor. Der Gouverneur des Staates Minnesota, Tim Walz, hatte auf Twitter am Abend vor einer "extrem gefährlichen Lage" gewarnt und die Menschen aufgefordert, die Gegend zur eigenen Sicherheit zu verlassen.

Afroamerikaner stirbt nach brutalem Polizeieinsatz
In der Nacht brannten mehrere Geschäfte. © Carlos Gonzalez/Star Tribune/AP/dpa

Bürgermeister fordert sofortige Festnahme des Polizisten

Örtlichen Medien zufolge forderte Bürgermeister Jacob Frey angesichts der Proteste die Unterstützung der Nationalgarde an. Er forderte auch die sofortige Festnahme des verantwortlichen Polizisten. Die Bundespolizei FBI und die örtliche Staatsanwaltschaft erklärten am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme, den Ermittlungen zum Fall des toten Afroamerikaners George Floyd (46) und einer möglichen Anklage werde nun "höchste Priorität" gegeben.

Zuvor hatte auch US-Präsident Donald Trump eine rasche und gründliche Untersuchung versprochen. Trump versicherte am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter: "Der Gerechtigkeit wird Genüge getan!" Der Präsident nannte den Tod Floyds "sehr traurig und tragisch".

Viele Demonstranten forderten am Mittwochabend (Ortszeit) bei friedlichen Protesten Gerechtigkeit für Floyd und eine rasche Verurteilung der involvierten Polizisten. Der Lokalsender CBS Minneapolis berichtete jedoch, einige Demonstranten hätten Feuer in mehreren Geschäften gelegt, darunter in einem Autoteileshop der Kette "AutoZone". Auch ein Laden der Discounterkette "Target" brannte, wie auf Fotos zu sehen war. Andere Bilder zeigten auch Zerstörung vor einer Aldi-Filiale. In anderen US-Städten wie Los Angeles und Memphis protestierten Menschen am Mittwoch ebenfalls, wie die Zeitung "USA Today" berichtete.

Vier involvierte Polizisten wurden entlassen

Auslöser für die Wut und Empörung der Demonstranten war ein rund zehn Minuten langes Video von Floyds Tod, das sich wie ein Lauffeuer auf Facebook verbreitete: Ein weißer Polizist drückte sein Knie mehrere Minuten lang an Floyds Hals, der wiederholt um Hilfe flehte, bevor er das Bewusstsein verlor. Wiederholt sagte der Afroamerikaner: "Ich kann nicht atmen." Er starb kurz danach in einem nahen Krankenhaus. Die insgesamt vier involvierten Polizisten wurden entlassen.

Auch zahlreiche US-Sportstars äußerten sich in den sozialen Netzwerken erschüttert über den Vorfall. "Wenn Euch dieses Foto nicht verstört und stinksauer macht, dann weiß ich auch nicht", schrieb etwa Basketballer Stephen Curry auf Instagram zu einem Screenshot aus dem Video. Auch NBA-Topstar LeBron James äußerte sich, ebenso das NFL-Team der Minnesota Vikings und die deutsche Basketballerin Satou Sabally.

Bereits 2014 ein ähnlicher Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze

In den USA kommt es immer wieder zu aufsehenerregenden Fällen von Polizeigewalt gegen Schwarze. Der jüngste Vorfall erinnert an den ebenfalls auf Video festgehaltenen Fall des Afroamerikaners Eric Garner. Der damals 43-Jährige wurde 2014 von New Yorker Polizisten zu Boden geworfen. Sie drückten ihm die Luft ab, später starb er im Krankenhaus. Garners letzte Worte - "Ich kann nicht atmen" - wurden zu einem Slogan der Bewegung "Black Lives Matter". Diese setzt sich in den USA für Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen und gegen Polizeigewalt ein. Schwarze Amerikaner machen in den USA nur rund 13 Prozent der 330 Millionen Einwohner aus.

Zuletzt hatte in den USA ein Clip aus dem Bundesstaat Georgia für Aufsehen gesorgt - ein verstörendes Handyvideo zeigte, wie der schwarze Jogger Ahmaud Arbery (25) offenbar von weißen Männern angegriffen und dann erschossen wurde. Nach der Tat im Februar hatte es zwei Monate gedauert - bis zur Veröffentlichung des Videos - bis es in dem Fall erste Festnahmen gab. (ash/dpa)

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