Billigen Fusel zu trinken, kann ernste Konsequenzen haben. In Mexiko starben Dutzende Menschen vermutlich daran. Anti-Corona-Maßnahmen könnten dabei eine Rolle gespielt haben.

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Mehr als 40 Menschen starben in Mexiko binnen weniger Tage mutmaßlich nach dem Konsum verunreinigten Schnapses. Das geht aus Mitteilungen von Lokalregierungen sowie Medienberichten aus vier verschiedenen Bundesstaaten hervor. In einigen der betroffenen Gegenden ist der Verkauf von Alkohol wegen der Corona-Krise derzeit verboten.

Allein in der Gemeinde Chiconcuautla starben nach einer Mitteilung des Bundesstaates Puebla mehr als 20 Menschen. Diese hatten den Angaben zufolge Refino - eine häufig privat destillierte Art Agavenschnaps - getrunken. Dieser sei in der armen Gegend beliebt, weil er billig sei, sagte der Assistent des örtlichen Bürgermeisters, Eduardo Soto, der Zeitung "La Jornada de Oriente". Berichte über Feiern zum Muttertag am Sonntag wies er zurück.

Die Regierung des benachbarten zentralmexikanischen Morelos meldete 15 Tote. Es seien sieben Behältnisse ohne Kennzeichnung mit insgesamt 86 Litern eines Getränks zweifelhafter Herkunft gefunden worden. In der südostmexikanischen Halbinsel Yucatán gab es nach Berichten der Zeitung "Diario de Yucatán", die sich auf die örtliche Polizei berief, seit vergangenem Freitag insgesamt sieben weitere Todesfälle.

100 Todesfälle in den vergangenen zwei Wochen

Die Regierung des westlichen Bundesstaates Jalisco teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass auch dort sechs Todesfälle mutmaßlich auf den Konsum gepanschten Schnapses zurückführen seien. Seit dem 26. April waren es dort insgesamt 34 Tote und 80 weitere Menschen, die in Krankenhäusern behandelt werden mussten. In ganz Mexiko starben nach Berechnungen der Zeitung "Reforma" in den vergangenen zwei Wochen rund 100 Menschen, die verunreinigte Getränke zu sich genommen hatten.

Gemein haben die Vorfälle in den verschiedenen Regionen, dass die Behörden sie auf das Trinken von Schnaps zurückführen, der unter unprofessionellen Umständen destilliert wurde. Solche Getränke werden vor allem von armen Menschen konsumiert. Mindestens 685.000 Menschen verloren in Mexiko ihre Arbeitsplätze, seit Ende März zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus der Betrieb in Unternehmen, die als nicht unerlässlich eingestuft wurden, vorübergehend eingestellt wurde. Nicht berücksichtigt ist dabei der informelle Sektor, zu dem 57 Prozent der Arbeit in dem nordamerikanischen Land mit rund 130 Millionen Einwohnern gezählt wird. (ash/dpa)

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