• Ausgelöst durch die Delta-Variante verändert sich die Corona-Lage in den USA rasend schnell.
  • Innerhalb von zwei Wochen stieg die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 um 89 Prozent.
  • Der Leiter der National Institutes of Health, Francis Collins, sagte, die USA zahlten "einen schrecklichen Preis" dafür, dass beim Thema Impfen zu wenig vorwärts gehe.

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Angesichts eines neuen Höchststands bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA hat ein ranghoher Vertreter des Gesundheitswesens vor einem "Versagen" seines Landes gewarnt.

"Wir hätten niemals so weit kommen dürfen", sagte der Leiter der Forschungsbehörde National Institutes of Health (NIH), Francis Collins, am Sonntag im Sender ABC. Der medizinische Berater von US-Präsident Joe Biden, Anthony Fauci, warnte indes vor dem Entstehen einer neuen Virus-Variante.

So viele Neuinfektionen wie seit Februar 2021 nicht mehr

Zuvor waren 118.000 neue Infektionsfälle binnen 24 Stunden registriert worden, so viele wie seit Februar nicht mehr. Die hochansteckende Delta-Variante des Virus breitet sich derzeit in den USA rasend schnell aus.

Sie führte dazu, dass die Zahl der Todesfälle in den vergangenen zwei Wochen um 89 Prozent gestiegen ist, während sie weltweit zurückging. Schon heute haben die USA die weltweit höchsten Corona-Todeszahlen: Mehr als 616.000 Menschen starben seit Pandemiebeginn nach einer Infektion.

Zunehmend erkranken auch Kinder und junge Menschen schwer am Coronavirus. Die Angst vor der Delta-Variante hat die Impfrate zwar anwachsen lassen, dennoch lehnen es weiterhin Millionen US-Bürger vor allem in konservativen Landesteilen ab, sich impfen zu lassen.

Collins: "Zahlen einen schrecklichen Preis"

"Wären wir damit erfolgreicher gewesen, alle zum Impfen zu bewegen, wären wir nicht in dieser Situation", sagte Collins. "Jetzt zahlen wir einen schrecklichen Preis."

Er warnte vor einer weiteren Ausbreitung des Virus, wenn die Millionen von Kindern, die derzeit noch ungeimpft sind und bald aus den Sommerferien zurückkehren, nicht dazu verpflichtet werden, in der Schule Masken zu tragen. Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es in den USA derzeit noch keine Impf-Empfehlung.

Sollte es nicht gelingen, die Delta-Variante unter Kontrolle zu bringen, begünstige dies die Entstehung einer neuen Variante, die "problematischer sein könnte als Delta", warnte Gesundheitsexperte Fauci im Sender NBC.

Auch die Gesundheitsbehörde CDC empfahl am Sonntag unter Verweis auf das Ansteckungsrisiko selbst durch asymptomatische Kinder, dass alle Kinder ab zwei Jahren in öffentlichen Innenräumen Masken tragen sollten - und damit ausdrücklich auch in Schulen. Bildungsminister Miguel Cardona schloss sich im Sender CBS diesem Rat an.

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Florida von aktueller Welle besonders schwer getroffen

Der republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, hatte zuvor allen Schulbezirken untersagt, eine Maskenpflicht anzuordnen - obwohl sein Bundesstaat von der jüngsten Corona-Welle besonders schwer betroffen ist. Einige Schulbezirke haben aber bereits angekündigt, sich DeSantis' Anordnung widersetzen zu wollen.

Floridas Krankenhäuser kämpfen derzeit mit einer schnell wachsenden Zahl an Patienten. "Unsere Kinderkrankenhäuser sind komplett überlastet", sagte Aileen Marty, Expertin für Infektionskrankheiten an der Florida International University, dem Sender CNN.

Dass die Debatten über Impfungen und Masken politisch ausgeschlachtet werden, stieß bei Collins auf harsche Kritik. Masken zu tragen und sich impfen zu lassen, sei kein Eingriff in die Freiheitsrechte und auch keine politische Botschaft, sagte er ABC. Vielmehr schützten die Maßnahmen vor einem "tödlichen Virus" und retteten Leben.

Viele Impfskeptiker weisen darauf hin, dass die Vakzine gegen das Coronavirus in den USA bisher nur eine Notfallzulassung haben. Nach Angaben von Präsidentenberater Fauci könnten die wichtigsten Impfstoffe aber schon bald endgültig zugelassen werden. "Ich hoffe, dass dies noch im August der Fall sein wird", sagte der Virologe dem Sender NBC. (afp/ank)

Studie: Infektionsrisiko bei vollständig Geimpften um zwei Drittel niedriger

Vollständig gegen Covid-19 Geimpfte haben laut einer britischen Studie ein deutlich geringeres Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken als Ungeimpfte. Der Studie zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Geimpfter positiv auf das Coronavirus getestet wird, bei einem Drittel gegenüber Ungeimpften.
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