• In mehreren deutschen Zeitungen häufen sich Stellengesuche von angeblich ungeimpften Pflegekräften auf Jobsuche.
  • Recherchen des RBB haben allerdings ergeben: Zumindest im Fall einer sächsischen Tageszeitung laufen viele Stellengesuche ins Leere.
  • Möglicherweise steckt eine gezielte Aktion von Gegnern der Corona-Impfung dahinter.

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In einigen deutschen Tageszeitungen gibt es auffallend viele Jobanzeigen angeblich ungeimpfter Pflegekräfte. Mehrere Medien berichteten über eine bemerkenswerte Häufung sehr ähnlicher Anzeigen, die den Verdacht nahelegt, dass es sich zumindest teilweise um Falsch-Anzeigen beziehungsweise abgesprochene Aktionen von Gegnern der Corona-Impfung handeln könnte.

So verzeichnete der "Fränkische Tag" (Bamberg) mehr als 50 Anzeigen am Samstag. "Diese Häufung von sich ähnelnden Inseraten ist ungewöhnlich. Das wirkte auf den ersten Blick fast wie abgesprochen", sagte Gerhard Staudt, Teamleiter des Auftragsmanagements der Mediengruppe Oberfranken.

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Bei 18 Stichproben niemanden erreicht

Auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtete am Wochenende über mehr als 100 vermeintliche Stellengesuche in einem Bautzener Anzeigenblatt.

Der "Bautzene Bote" weist auf seiner Webseite selbst auf die Häufung der Anzeigen hin - und wertet sie als Beleg für die Auswirkungen der Pandemie auf Gesellschaft und Gesundheitswesen. Geschäftsführer des Verlags "Lausitzer Verlagsanstalt" ist der AfD-Landtagsabgeordnete Frank Peschel.

Möglicherweise steckt jedoch eine geplante Aktion hinter den Anzeigen. Der RBB-Journalist Andreas Rausch beschreibt in dem Bericht, wie er am Samstag versuchte, einige der 126 Annoncen-Aufgeber zu erreichen. Dreiviertel der Anzeigen hätten Handynummern, einzelne seien mit Festnetz-Nummern versehen, der Rest laufe unter Chiffre.

Der Journalist schreibt, dass manche Nummern unvollständig oder wie die "0160-1234567890" nicht vergeben seien, oder es gehe niemand ans Telefon. Bei 18 Stichproben habe er niemanden erreichen können.

Aufruf zum "Fluten" von Stellenanzeigen

Der "Fränkische Tag" berichtete, in einer Bamberger Chatgruppe von Gegnern der Corona-Maßnahmen seien ungeimpfte Pflegekräfte dazu aufgerufen worden, die Zeitung mit Stellenanzeigen zu "fluten". Klare Beweise für einen Zusammenhang zu der Häufung ähnlich lautender Inserate gebe es aber nicht.

Die Zeitung vermutet laut dem Bericht dennoch, dass der Anzeigenteil des Blattes "zu einem Feld der gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung über die Impfpflicht geraten sein" könnte.

Sehr wahrscheinlich authentisch sind dagegen Stellengesuche auf Ebay Kleinanzeigen, da die Betreffenden ihre Gesuche dort mit Kontaktdaten und häufig auch mit Foto aufgeben. Am Freitag waren dort gut 500 Annoncen von Krankenpflegerinnen und -pflegern aus ganz Deutschland zu finden, 35 mit dem zusätzlichen Suchbegriff "ungeimpft".

Viele Pflegekräfte offenbar tatsächlich auf Jobsuche

In den vergangenen Tagen hatte es bereits ähnliche Berichte in anderen Medien gegeben. Allerdings gibt es tatsächlich viele Beschäftigte in der Pflegebranche, die eine neue Beschäftigung suchen.

Das Job-Portal Stepstone berichtete, dass im Dezember und Januar in einer aktuellen Untersuchung 42 Prozent der Beschäftigten in der Pflege angaben, dass sie auf der Suche nach einer neuen Arbeit seien. Insgesamt befragt wurden laut Stepstone 12.600 Menschen.

Mitte Dezember war die sogenannte einrichtungsbezogene Corona-Impfpflicht beschlossen worden: Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen Menschen wie Kliniken und Pflegeheime müssen bis zum 15. März 2022 nachweisen, dass sie gegen Corona geimpft oder von Corona genesen sind. (dpa/fab)

Verwendete Quellen:

  • RBB24.de: Stellengesuche ungeimpfter Pflegekräfte führen ins Leere
  • BautzenerBote.de: Jobsuche im Gesundheitswesen in der Oberlausitz
  • Twitter-Account von Andreas Rausch

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