Mit dem Ende der Sommerferien verschwinden bis Ende September die mobilen Testzentren an bayerischen Autobahnen und Hauptbahnhöfen. Und das, obwohl Ministerpräsident Markus Söder bereits vor der nächsten Ansteckungswelle warnt.

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Erst waren sie Markus Söders Prestigeprojekte im Kampf gegen das Coronavirus. Dann kamen zigtausendfache Pannen, die in eine kurze, heftige Sommer-Krise der bayerischen Staatsregierung mündeten. Und jetzt soll es mit den Corona-Teststationen an Autobahnen und Bahnhöfen im Freistaat wieder vorbei sein, und zwar endgültig.

Die Kommunen übernehmen die Test-Last

Ministerpräsident Söder macht die Stationen dicht, bis Ende September schon. Söder verkündete das Aus nach einer Kabinettssitzung. Die Testzentren in den Kommunen sollen die Abstriche nun übernehmen.

"Wir wissen schon, dass Testen keine Therapie ist", betonte er. Aber ohne Tests könne es zu einer ungebremsten Ausbreitung des Virus kommen - und genau das, neue Hotspots, habe man verhindert.

Söder rechtfertigte sich: "Kein Bundesland hat so viel Teststationen wie wir an den Grenzen errichtet. Keines hat so früh begonnen, in den Ferien zu testen wie wir. Keines hat für andere so mitgetestet." Kein anderes Bundesland habe Zeitangaben gemacht, wie lange es bis zur Übermittlung von Testergebnissen dauern soll. Und niemand sonst habe es komplett kostenlos gemacht. Ein "echter Service", wiederholte Söder diese schon früher getätigte Aussage.

480.000 Gratis-Tests

480.000 Tests habe man insgesamt gemacht, 80 Prozent der Menschen seien aus Bayern gekommen. Und: Fast 6.000 Tests seien positiv gewesen.

Über die Krise Mitte August ging Söder eher zügig hinweg: "Gab es Probleme? Ja. Überall in Deutschland, auch bei uns." Die Kritik an Bayern nannte er teils "etwas bewusst motiviert". Und dann betonte Söder noch einmal: "Trotz mancher Dinge, die wir uns noch besser gewünscht hätten, war es unterm Strich absolut richtig und wichtig."

Zur Erinnerung: Söder war mit den Teststationen und dem kostenlosen Testangebot bundesweit vorgeprescht. Doch es lief nicht reibungslos: Anfang August mehrten sich Hinweise, dass manche Getestete tagelang auf ihren Befund warten mussten.

Mitte August musste Gesundheitsministerin Melanie Huml eilig zu einer Pressekonferenz laden: 44.000 Reiserückkehrer hatten da noch kein Ergebnis ihrer Corona-Tests bekommen, die zum Großteil bei den Ende Juli eingerichteten grenznahen Stationen gemacht worden waren. 900 davon waren positiv, und niemand wusste, wo in Deutschland sie sich aufhielten.

Söder lehnte Humls Rücktrittsgesuch ab

Söder hielt an Huml fest, aber der Chef des Landesamts für Gesundheit wurde versetzt, für Kritiker ein Bauernopfer. Auch in anderen Bundesländern gab es Verzögerungen, über die aber weniger geredet wurde.

In Bayern kam derweil eine weitere Panne hinzu: Anfang September musste das Ministerium einräumen, dass rund 10.000 Menschen wegen eines technischen Problems bei einer externen Firma zu lange auf ihre Ergebnisse warten mussten. Diesmal ging es um Tests an den Flughäfen. "Fiasko" und "Schlamassel" schimpfte die Opposition deshalb erneut.

Wie geht es nun weiter? "Wir verlagern das niedrigschwellige Angebot vom Grenzbereich dorthin, wo man ist", erklärte Söder. Heißt: Die Hauptlast bei den Tests sollen künftig kommunale Testzentren in den Landkreisen und kreisfreien Städten tragen.

Vom "Reise-Testen" zum "Vor-Ort-Testen"

Man schwenke nun schrittweise um, vom "Reise-Testen" zum "Vor-Ort-Testen", erläuterte Söder. Er betonte aber: Die Tests sollen weiterhin kostenlos bleiben, und wie bisher soll sich auch jeder im Freistaat testen lassen können.

Von einer Überforderung des Gesundheitssystems könne bisher jedenfalls keine Rede sein, unterstrich Söder. Der 53-Jährige sagte aber auch, dass man die Test-Kapazitäten sehr wohl weiterhin im Auge habe. Kritiker hatten dem Seehofer-Nachfolger zuletzt vorgeworfen, unnötig Test-Kapazitäten zu binden.

Auffällig ist aber nun: Söder und der für die kommunalen Testzentren zuständige Innenminister Joachim Herrmann vermieden ein Versprechen, innerhalb welcher Zeit die Ergebnisse an den kommunalen Teststationen vorliegen sollen. In den vergangenen Wochen war Söder sein 48-Stunden-Versprechen bekanntlich auf die Füße gefallen. "Es bleibt dabei: So schnell wie möglich", kündigte er nun vorsichtiger an.

Söder warnt vor der Corona-Gefahr im Winter

Gleichzeitig warnte Söder mit den Worten "Winter is coming" vor der bleibenden Ansteckungsgefahr während der kälteren Jahreszeit. "Wir stehen vor einer Bewährungsprobe."

Söder erklärte weiter, das erhöhte Ansteckungsrisiko durch Ferienaufenthalte und Heimaturlaube sei ein Rückschlag im Kampf gegen Corona gewesen. "Wir hatten die Sorge vor dem Urlaub - die war berechtigt", sagte Söder. Ein höherer Anteil der positiv Getesteten seien Rückkehrer aus Heimaturlauben in Ländern wie etwa Kroatien oder Albanien gewesen. (dpa/hau)

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