Viele Menschen haben in zwei Situationen mit Beschwerden zu kämpfen: starke Hitze und plötzliche Umschwünge des Wetters. Was dahinter steckt und wie sich Betroffene helfen können.

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Wie wird das Wetter? Diese Frage verliert für die meisten Menschen in unseren Breitengraden nie an Aktualität. Kein Wunder, denn es hat eine sehr große Auswirkung auf unser Befinden, ob wir strahlenden Sonnenschein bei 25 Grad erleben oder Regen bei ungemütlichen 12 Grad.

Für viele können bestimmte Wetterlagen auch mit unangenehmen bis gefährlichen Beschwerden einhergehen. Wir haben zwei Experten befragt, was dahinter steckt und wie sich Betroffene helfen können.

Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, Wetterschwankungen zu kompensieren. Doch ein großer Teil der Bevölkerung hat vor allem in zwei Situationen mit Beschwerden zu kämpfen: starke Hitze und plötzliche Umschwünge des Wetters.

Wenn die Hitze zur Qual wird

Plötzlich auftretende Hitze ist eine starke Belastung für den Kreislauf. Denn das Herz-Kreislaufsystem ist unter anderem dafür zuständig, den menschlichen Organismus auf einer konstanten Temperatur von 37 Grad zu halten.

Unser Körper kennt verschiedene Mechanismen, um überschüssige Hitze abzuleiten, erklärt der Kardiologe Dietrich Andresen: "Bei zu viel Wärme öffnen sich die Hautgefäße, um mehr Blut an die Körperoberfläche zu leiten. Das warme Blut wird dort abgekühlt – vorausgesetzt, die Luft außen ist kälter."

Dieser Mechanismus wird Konvektion genannt und funktioniert besonders gut, wenn sich kühle Luft als Wind über unsere Haut bewegt. Darum empfiehlt Andresen, bei großer Hitze möglichst viel Haut freizumachen.

Feuchte und warme Luft dagegen nimmt weniger Wärme auf. Der Organismus hat es dann besonders schwer, für einen Temperaturausgleich zu sorgen.

Für die Wärmeabgabe muss unser Kreislauf Hochleistungen erbringen. Problematisch ist das bei Menschen mit Herzschwäche. "Menschen mit einem schwachen Herzen müssen sich anders schützen", sagt Andresen. Sie sollten sich nach Möglichkeit in kühlen Räumen aufhalten, empfiehlt der Experte der Deutschen Herzstiftung.

Wasser ist wichtig

Außerdem ist es bei Hitze wichtig, viel zu trinken: "Sie müssen sich das Kreislaufsystem wie Schläuche vorstellen", sagt der Kardiologe. "Wenn es warm ist, dann dehnen sich diese Schläuche aus. Das bedeutet, sie müssen viel trinken, um das vergrößerte Volumen der Gefäße auszufüllen. Sonst sinkt Ihr Blutdruck zu stark ab."

Besondere Vorsicht ist darum für Personen geboten, die Medikamente gegen zu hohen Blutdruck einnehmen. Denn diese erweitern die Blutgefäße zusätzlich. Bei hohen Temperaturen sollten Betroffene durch ihren Arzt eine angepasste niedrigere Dosis ermitteln lassen.

Ein anderer Mechanismus, mit dem der Körper seine Temperatur ausgleicht, ist das Schwitzen. Ebenso wie das Blut befördert Schweiß Wärme an die Körperoberfläche. Auch hier gilt: Je feuchter die Luft ist, umso weniger kann der Schweiß den Körper abkühlen.

Durch die Transpiration verliert der Körper zusätzlich Wasser, aber auch Elektrolyte. Bei hohen Temperaturen muss beides ausgeglichen werden. Dazu eignen sich besonders mineralstoffhaltige Getränke.

Ältere Menschen sind deshalb besonders gefährdet, weil im Alter oft das Durstgefühl abnimmt. Besonders im Sommer sollten Angehörige sie darauf aufmerksam machen, viel zu trinken.

Wenn ein Wetterumschwung den Körper überfordert

Wenn die Hitze wieder nachlässt, bedeutet das aber nicht für jeden Erleichterung. Bei wetterfühligen Menschen treten nämlich gerade beim Wechsel von warmen auf kühlere Temperaturen Beschwerden auf.

Jeder Mensch sei wetterreagierend, erklärt Prof. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes: "Wenn es kalt und nass ist, schlägt das auf die Stimmung. Wenn es im Frühling warm wird, fühlt man sich angeregt, will rausgehen, exponiert sich der Sonne – das heißt, wir reagieren alle auf das Wetter."

Doch knapp die Hälfte der Bevölkerung sei auch wetterfühlig. Bei ganz bestimmten Wetterlagen treten bei diesen Menschen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rheuma, allgemeine Befindlichkeitsstörungen oder Atemwegserkrankungen stärker auf als bei anderem Wetter.

Fast jeder fünfte Mensch wetterempfindlich

"Das Wetter ist aber nicht die Ursache für beispielsweise Kopfschmerzen", sagt Matzarakis. "Es ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt."

Bei Wetterfühligen bestehe immer eine individuelle Vorbelastung. Darum zeige sich Wetterfühligkeit auch auf so unterschiedliche Weise. Bei 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung ist sogar die Rede von Wetterempfindlichkeit. "Diese Menschen haben stärkere Beschwerden, sind durch bestimmte Wetterlagen teilweise völlig außer Gefecht gesetzt", so der Medizin-Meteorologe.

Wetterfühlige können sich helfen, indem sie ihren Körper abhärten. Wechselduschen mit warmem und kaltem Wasser könne helfen. Besonders empfehlenswert sei es, bei jedem Wetter rauszugehen und die Umwelt so zu erleben, wie sie ist. "Man kann auch im Regen spazieren gehen", so Matzarakis. Wetterempfindliche Menschen mit stärkeren Beschwerden sollten sich dazu aber von ihrem Arzt beraten lassen.

"Was ich nicht empfehlen kann, ist, bei der kleinsten Indikation sofort zu Medikamenten zu greifen", rät Matzarakis. Stattdessen sollten sich Betroffene über das Wetter informieren und sich vorbereiten, indem sie anstrengende Aktivitäten vermeiden und auf ihre Ernährung achten.

Prof. Dr. med. Dietrich Andresen, Vorstandsmitglied der Deutschen Herzstiftung, ist Kardiologe- und Notfallmediziner an der Charité - Universitätsmedizin Berlin-Mitte, Centrum Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin, und am Ev. Hubertus-Krankenhaus in Berlin.
Prof. Dr. Andreas Matzarakis ist Leiter des Zentrums für Medizin-Meteorologie des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg.

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