Läusealarm! Ein Horror für Familien. Das liegt aber auch daran, dass einige falsche Vorstellungen über die kleinen Schädlinge kursieren. Was eine ganz schlechte Idee ist: den Läusebefall geheimzuhalten. Es gibt aber auch gute Nachrichten.

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Sie sind das Schreckgespenst vieler Eltern. Schlagartig geht der Puls hoch, wenn aus Kindergarten oder Schule eine Warnung über einen Läuseausbruch eintrifft. Die kleinen Plagegeister will niemand im Haus, geschweige denn auf dem Kopf haben! Doch gerade jetzt, im September und Oktober, verkaufen Apotheken die meisten Mittel zur Kopflausbekämpfung.

Die gute Nachricht: Wenn man sich an einen bestimmten Plan hält, ist man die Tierchen bald los. Hartnäckig halten sich allerdings Mythen, die bei betroffenen Familien einerseits zu Panik und Schamgefühl beitragen. Andererseits erkennen Familien den Befall häufig unnötig spät - etwa weil sie dem Irrtum erliegen, Läuse auf dem Kopf würde man schnell bemerken.

Häufiger Irrtum über Läuse: Das merke ich doch schnell?

Man kennt solche Szenen aus Filmen: Die Haare der Kinder sind vom vielen Kratzen schon ganz verwuschelt. Dabei lösen Läuse zwar oft, aber nicht immer Juckreiz aus, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betont.

  • Woher kommt der Juckreiz, wenn er auftritt? Die Laus spritzt bei jeder Blutmahlzeit (alle vier bis sechs Stunden) eine kleine Menge Speichel in die Kopfhaut, was zu einer allergischen Reaktion führt.

Hautrötung oder kleine rote Pünktchen auf der Kopfhaut, insbesondere im Nackenbereich und hinter den Ohren, könnten ein Hinweis auf einen Befall durch Kopfläuse (lateinischer Name: Pediculus humanus capitis) sein, informiert die Deutsche Pediculosis Gesellschaft e.V. Durch den Juckreiz kann es auch zu unruhigem Schlaf kommen.

Verlassen könne man sich auf den Juckreiz als eindeutiges Indiz aber nicht: "Kopflausbefall kann völlig ohne Beschwerden ablaufen und wird dann manchmal erst entdeckt, wenn beim Kämmen eine Laus rausfällt oder der Friseur einen genauen Blick darauf wirft." Und das kann Wochen nach dem eigentlichen Befall sein.

Wichtig zu wissen: Bei Sichtkontrolle wird Befall häufig übersehen

Deshalb ist es wichtig, Warnungen über Läusebefälle in Schulen und Kindergärten ernst zu nehmen und den Kopf des Kindes zu checken. Und bei Befall auch die Köpfe aller weiteren Familienmitglieder. Eine reine Sichtkontrolle reicht dafür allerdings nicht aus, die Tiere sind im Haar kaum zu erkennen.

Zwar sichtbar, aber im Haar schwer zu entdecken: eine Kopflaus. © picture-alliance/ dpa/Patrick Seeger

Die Experten der BZgA gehen davon aus, dass bei bloßer Sichtung nur jeder dritte bis vierte Befall entdeckt würde und empfehlen den folgenden Kopflaus-Test. Sie brauchen dafür zunächst kein Läusemittel aus der Apotheke. Es reicht ein spezieller Läusekamm (er ist wenig elastisch, der Abstand zwischen den Zinken beträgt maximal 0,2 Millimeter), eine normale Pflegespülung und ein weißes Tuch. Um Larven zu entdecken, empfiehlt das RKI, zusätzlich eine Lupe zur Hand zu haben.

  • Geben Sie die Pflegespülung in die nassen Haare und spülen Sie sie nicht aus. Sie erleichtert das Durchkämmen und hindert die Läuse am Weglaufen.
  • Dickere oder längere Haare am besten vorab grob mit einem normalen Kamm entwirren. Dann gehen Sie mit dem Läusekamm Strähne für Strähne durch - dabei ist Geduld gefragt. Setzen Sie den Kamm dabei fest an der Kopfhaut an und ziehen ihn bis zu den Haarspitzen komplett durch.
  • Nach jeder Strähne den Kamm auf einem Küchenpapier abstreifen: Hierbei überprüfen Sie, ob er Läuse (womöglich auch noch sehr kleine, junge - die sogenannten Nymphen) oder Läuseeier (Nissen) erfasst hat.
  • Die Pflegespülung wird bei der Prozedur großteils ausgekämmt, Reste können Sie anschließend ausspülen.

Während die Läuse im trockenen Haar fast nie zu sehen sind, können Sie sie im Kamm erkennen. "Die sechsbeinigen Kopfläuse sind höchstens drei Millimeter groß und normal von grauer Farbe", erläutert die BZgA. "Wenn sie gerade Blut gesaugt haben, bekommen sie einen rötlichen Farbton." Nass sehen die Tiere dunkelbraun bis schwarz aus.

Läusealarm! Doch reicht eine Behandlung aus?

Entdecken Sie Läuse, Nymphen oder bräunlich-gräuliche Läuseeier, muss das betroffene Familienmitglied sofort behandelt werden. Warum das so wichtig ist: Läuse vermehren sich sehr schnell auf dem Kopf. Eine Laus lebt zwar nur etwa vier Wochen, legt aber jeden Tag mehrere Eier - laut Robert-Koch-Institut bis zu 140 Eier in ihrem Leben. Vom Ei bis zur ersten Eiablage der Weibchen dauere es etwa 17 bis 22 Tage. Je mehr Läuse auf dem Kopf, desto nerviger die Prozedur der Behandlung und desto größer die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken.

Die Behandlung können Sie zu Hause selbst durchführen mit einem Läusemittel aus der Apotheke, dabei sind die Anweisungen auf dem Beipackzettel unbedingt genau zu beachten. Sehr wichtig ist, in einem genau definierten Zeitfenster die Behandlung zu wiederholen, sonst kann der Spuk wieder von vorne losgehen. BZgA und RKI geben diesen Zeitplan zur Hand:

  • Tag 1: Behandlung mit Läusemittel auf dem trockenen Haar und anschließend nasses Auskämmen (besonders am Übergang von Kopfhaut zu Haaren sitzen Läuse gerne sowie hinter den Ohren)
  • Tag 5: Nasses Auskämmen, um früh geschlüpfte Läuse zu entfernen (entdecken Sie jetzt solche Jungläuse, ist das im Moment kein Grund zur Sorge: Es besteht keine Übertragungsgefahr für andere. Unerlässlich ist es aber, den weiteren Behandlungsplan einzuhalten)
  • Tag 8, 9 oder 10: Kopf ein zweites Mal mit dem Läusemittel behandeln und nass auskämmen. Spät geschlüpfte Läuse können Sie genau in diesem Zeitfenster entdecken, deshalb ist es wichtig, die Wiederholung der Behandlung an einem dieser Tage durchzuführen.
  • Tag 13: Kontrolle: Haare nass auskämmen mit dem Läusekamm
  • Tag 17: Zur Sicherheit noch einmal kontrollieren durch nasses Auskämmen (vor allem, wenn der Läusebefall stark war). Sind keine schwarzen Punkte mehr zu finden, war die Behandlung erfolgreich!

Es juckt immer noch, ist die Behandlung missglückt?

Nach einer Behandlung kann der Juckreiz manchmal sogar zunächst stärker werden. Dies könne eine Nebenwirkung des Läusemittels sein, so der Hinweis der Pediculosis Gesellschaft. Dann könnte es kontraproduktiv sein, eine Behandlung vor der nötigen Wiederholung einzuschieben: "In dem Fall verschlimmert sich das Problem, wenn Sie zusätzliche Behandlungen durchführen."

RKI warnt vor häufigen Fehlern bei Bekämpfung von Läusen

Um die kleinen Viecher wirklich loszuwerden, muss man gründlich bei der Behandlung vorgehen. Das RKI und die Pediculosis Gesellschaft weisen auf mögliche Fehler hin, die das Überleben nicht nur von Eiern, sondern auch von Larven und Läusen begünstigen.

  • Handtuch bei der Behandlung um den Kopf gewickelt: Dies saugt den notwendigen Wirkstoff auf
  • Zu kurze Einwirkzeiten
  • Zu sparsames Ausbringen des Mittels
  • Ungleichmäßige Verteilung des Mittels
  • Verdünnung des Mittels in nassem Haar
  • Und besonders: das Unterlassen der Wiederholungsbehandlung!

Warum die Wiederholung so wichtig ist: Die Kopflausmittel töten nicht zuverlässig alle Eier ab. Also können hier immer noch Larven schlüpfen - und dann geht der Spuk wieder von vorne los. Die winzigen jungen Läuse "erwischt" man aber an den Tagen 8, 9 oder 10 (laut RKI optimal an Tag 9 oder 10), bevor sie dann - was ab dem 11. Tag der Fall sein kann - neue Eier ablegen können.

Wie erkenne ich Läuseeier?

Laut RKI muss zwischen entwicklungsfähigen und abgestorbenen Eiern beziehungsweise leeren Eihüllen unterschieden werden.

  • Entwicklungsfähige Eier: gelblich bis mittelbraun, eventuell leicht gräulich - und dadurch schwer im Haar zu finden. Sie haften sehr fest am Haar, meist nahe der Kopfhaut, und können im Gegensatz zu Kopfschuppen schwer oder gar nicht abgestreift werden.
  • Leere und somit harmlose Eihüllen sind auffällig weißlich bis perlmuttartig und dadurch leichter zu entdecken. Eihüllen, die sich weiter als ein Zentimeter von der Kopfhaut entfernt befänden, seien in der Regel leer, erklärt das RKI.

Alle Eier zu entfernen, ist laut der Pediculosis Gesellschaft nicht nötig, ja sogar aussichtslos, "weil der Klebstoff der Eier so schwierig zu lösen ist und weil Sie kaum alle Eier finden können." Der Fokus liegt darauf, die Läuse zu töten und zu entfernen, bevor von ihnen eine neue Ansteckungsgefahr ausgeht und sie neue Eier legen können.

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Läuse sind peinlich? Der Mythos von der mangelnden Hygiene

Das Thema Läuse ist häufig mit Scham verbunden, weil sich der Mythos hält, Läuse fühlten sich in schmuddeligem Haar besonders wohl. Läuse mögen sauberes Haar sogar und werden durch Waschen mit Shampoo nicht beseitigt.

Sehr wichtig ist es, alle Personen, mit denen das Kind Kontakt hatte, zu informieren. Und mehr noch: Läusebefall unterliegt dem Infektionsschutzgesetz und ist somit meldepflichtig. Das bedeutet: Eltern müssen die Leitung der Schule oder Betreuungseinrichtung so schnell wie möglich informieren. In der Regel wird dann eine generelle (anonyme) Warnung über einen Befall ausgesprochen, sodass andere Eltern zu Hause ihre Kinder sicherheitshalber kontrollieren.

Nicht zuletzt riskiert man sonst auch einen erneuten Befall des eigenen Kindes: Die kleinen Tierchen könnten noch auf anderen Köpfen herum- und eventuell wieder zum eigenen Kind zurückgekrabbelt kommen.

Wie verbreiten sich Läuse eigentlich, können sie etwa springen?

Entgegen einer verbreiteten Annahme sind Haustiere keine Überträger von Kopfläusen.

Kopfläuse leben ausschließlich auf Menschen und überleben ohne ihren Wirt auch nicht lang. Sehr beruhigend: Von Kopf zu Kopf springen können sie nicht. "Man muss schon direkt Kontakt haben", betont Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Deshalb sind auch häufiger Kinder betroffen, da sie beim Spielen engen Kontakt haben und die Köpfe aneinanderhalten, das RKI spricht auch vom "Haar-zu-Haar"-Kontakt. Sicher ist jedenfalls: Läuse springen nicht, "sie krabbeln", sagt Nentwich.

Verbreiten sich Läuse auch über Mützen?

Hartnäckig hält sich auch der Mythos, es könnte in Mützen von Läusen nur so wimmeln. Die Pediculosis Gesellschaft verweist auf eine australische Studie:

  • In einer Grundschule wurden 1.000 Mützen untersucht und keine einzige Laus gefunden. Auf den Köpfen der Kinder fand man hingegen 4.500 Läuse.
  • In einer anderen Studie wurden keine Läuse auf dem Boden und den Möbeln der Klassenzimmer gefunden, jedoch 14.000 Läuse auf den Köpfen der 2.200 Schüler
  • In derselben Studie wurden bei 48 stark befallenen Schülern die Kopfkissen untersucht und nur bei zweien Läuse auf dem Kopfkissen gefunden.

Läuse im Haus: Was sollten Eltern alles waschen?

Die Studien deuten schon darauf hin: Eltern müssen nun nicht das ganze Haus auf den Kopf stellen und reinigen. Ein Läusebefall bedeutet ohnehin schon Stress für eine Familie.

Läuse neigen von ihrer Natur her nicht dazu, den behaarten Kopf zu verlassen. Sie fallen auch nicht einfach so aus dem Haar. Befinden sich Läuse tatsächlich nicht mehr auf ihrem Wirt, sind sie schnell geschwächt. Sie überleben "bei Zimmertemperatur in der Regel nicht mehr als zwei Tage, im Ausnahmefall drei Tage", schreibt das RKI und empfiehlt nach der Behandlung des Kopfes diese Maßnahmen:

  • Kämme, Haarbürsten, Haarspangen und -gummis in heißer Seifenlösung reinigen
  • Schlafanzüge, Bettwäsche und Handtücher wechseln (und am besten bei 60 Grad waschen)
  • Kopfbedeckungen (etwa Fahrradhelme, Schals und weitere Gegenstände, auf die Kopfläuse gelangt sein könnten) für drei Tage in einer Plastiktüte aufbewahren.

Kuscheltiere vier Wochen lang in Plastiksäcke?

Häufig ist zu lesen, man solle Kuscheltiere über mehrere Wochen in verschlossenen Plastiksäcken aufbewahren. Dieser Rat ist laut den Experten der Pediculosis Gesellschaft aber überholt. Natürlich möchten viele - aus einem Hygienempfinden heraus - die Kuscheltiere gerne waschen.

Es sei allerdings sehr unwahrscheinlich, dass auf dem Kuscheltier ein Ei heranreife. Die Larve, die dann schlüpft, wäre unbeweglich und müsste binnen einer Stunde einen Menschenkopf erreicht haben, um nicht auszutrocknen. Und - noch einmal zwei Schritte zurück: Eine Laus, die überhaupt auf einem Kuscheltier ein Ei legt, wäre nach Einschätzung der Pediculosis Gesellschaft "verirrt - und wohl auch verwirrt". Ein Kuscheltier als Brutstätte eines neuen Läuselebens, das wäre also "eine Verkettung von sehr unwahrscheinlichen Vorgängen".

Verwendete Quellen:

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