Sodbrennen ist weitverbreitet. Fast jeder dritte Bundesbürger leidet zumindest gelegentlich darunter. Harmlos ist Sodbrennen nicht immer, im schlimmsten Fall kann es sogar zu Speiseröhrenkrebs führen. Wir haben mit Prof. Dr. Frank Kolligs über Risiken und Gegenmaßnahmen gesprochen.

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Was genau ist Sodbrennen?

Sodbrennen entsteht, wenn der Muskel, der die Speiseröhre zum Magen hin trennt, nicht richtig schließt.
"Sodbrennen ist ein Brennen hinter dem Brustbein, bedingt durch den Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre, zum Teil sogar bis in den Mund oder in den Rachen. Das bewirkt einen sauren Geschmack oder ein Kratzen im Hals", so Frank Kolligs.

Welche medizinischen Ursachen gibt es für Sodbrennen?

"Ein wichtiger Faktor ist eine sogenannte axiale Hernie, bei der der Magen ein kleines Stück nach oben in den Brustkorb gerutscht ist", erklärt Kolligs.

"Normalerweise befindet sich der Übergang von der Speiseröhre zum Magen auf der Höhe, wo das Zwerchfell ist. Das unterstützt den Abschluss zwischen Speiseröhre und Magen. Wenn der Magen etwas nach oben rutscht, dann funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr richtig."

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Wie trägt unser Verhalten zu Sodbrennen bei?

Laut Frank Kolligs gibt es verschiedene Faktoren, die die Funktion des unteren Ösophagussphinkters, also des unteren Schließmuskels der Speiseröhre, ungünstig beeinflussen und zu einer Öffnung führen.

Dazu zählt der Experte bestimmte Speisen und Getränke wie Fett, Alkohol, Schokolade und Koffein, aber zum Beispiel auch Pfefferminze. Auch kohlensäurehaltige Getränke seien ein Auslöser.
Dann gebe es noch Faktoren, die den Druck im Bauchbereich erhöhen, beispielsweise bei Schwangeren, die wesentlich weniger Platz für den Magen hätten. Dies sei auch bei Übergewichtigen der Fall.

Welche Gegenmaßnahmen gibt es?

Im ersten Schritt sei es sinnvoll, so Kolligs, die Risikofaktoren zu vermeiden. Dies bedeute, die Speisen, die man zu sich nehme, zu überprüfen und in Absprache mit einem Arzt zu checken, ob auch Medikamente eine Rolle spielen könnten.

Zudem hat der Experte weitere praktische Tipps parat: "Bei übergewichtigen Patienten hilft die Gewichtsreduktion. In der Nacht sollte man mit etwas erhobenem Kopfende schlafen. Davon profitieren vor allem die Patienten, die durch das Sodbrennen bedingt an Husten und Heiserkeit leiden. Außerdem sollte man zwei bis drei Stunden ehe man ins Bett geht nichts mehr essen, weil sonst die Magensäure angeregt wird", so der Experte.

Können auch Hausmittel helfen?

Wer an Sodbrennen leidet, hat oft seine ganz eigenen Tipps und Tricks dagegen, etwa ein Glas Milch. Doch kann das wirklich helfen?
"Wenn ich ein bisschen Sodbrennen habe und das mit einem Glas Milch beheben kann, dann ist das natürlich perfekt. Das betrifft aber sicherlich nur die Leute, die relativ selten unter Sodbrennen leiden und das damit kontrollieren können", so Kolligs.

Ab wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Dies sei im Wesentlichen eine Frage der Intensität - also wie häufig Sodbrennen auftrete, so der Experte.

"Wenn Sodbrennen häufig auftritt, die Beschwerden zunehmen oder es sogar zu Schmerzen beim Schlucken kommt, sollte eine Magenspiegelung erfolgen."

Wie viel Sodbrennen ist "normal"?

Gelegentliches Sodbrennen hat fast jeder, stellt Kolligs klar. Wenn es seltener als einmal pro Woche auftrete, dann brauche man meist keine Behandlung.

In so einem Fall könne man sich mit Hausmitteln oder mit frei verkäuflichen Medikamenten aus der Apotheke behelfen. Wenn man jedoch häufiges Sodbrennen habe, dann sollte man dies mit seinem Arzt besprechen.

Welche Medikamente können helfen?

"Die Behandlung der Wahl sind heutzutage die sogenannten Protonenpumpenhemmer. Bei sehr schweren Symptomen oder wenn ein Patient eine große Hernie hat, kann auch ein operativer Eingriff sinnvoll sein, "klärt der Experte auf.

Wann kann Sodbrennen Speiseröhrenkrebs verursachen?

"Wenn man einen regelmäßigen Rückfluss von Magensäure hat, dann kann man eine Entzündung der Speiseröhrenschleimhaut in unterschiedlicher Ausprägung bekommen, von sehr leicht, bis sehr schwer und bis hin zu Geschwüren", warnt Kolligs.
Ein Risikofaktor sei zudem ein sogenannter Barrett-Ösophagus, das ist eine Veränderung der Schleimhaut in der Speiseröhre. Diese könne sich über viele Schritte und über viele Jahre hin zum Krebs weiterentwickeln.

Diese Art des Speiseröhrenkrebses habe in den letzten Jahren deutlich zugenommen, so der Experte, und stehe in engem Zusammenhang mit Übergewicht.
Einen Barrett-Ösophagus könne man durch eine Endoskopie, also eine Magenspiegelung, feststellen.

Gibt es dafür Risikogruppen?

Gefährdet sind laut Kolligs Menschen, die häufig und seit mehreren Jahren Sodbrennen haben. So gebe es Faktoren, die mit einem höheren Risiko für die Entwicklung eines Barrett-Ösophagus einhergingen.
Gefährdet seien demnach Menschen ab einem Alter von 50 Jahren, vor allem Männer, außerdem Menschen mit einer bekannten Hernie, Übergewichtige, Menschen, die nachts viel Sodbrennen haben, Raucher und Menschen, bei denen es eine familiäre Vorbelastung für ein Barrett-Ösophagus oder Speiseröhrenkrebs gibt.

"Wird ein Barrett-Ösophagus mit Veränderungen in der Schleimhaut rechtzeitig erkannt, kann man ihn heute sehr gut behandeln", beruhigt Kolligs.

Verwendete Quellen:

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