Ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen und der Wille, etwas dagegen zu tun - so beginnt oft die Suche nach der richtigen Diät. Wer abnehmen will, greift aber mitunter zur falschen Methode. Wir stellen Ihnen fünf Diäten vor, von denen Sie sich besser fernhalten sollten.

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Es gibt unzählige Diät-Methoden: Von Low Carb über Heilfasten zum Kalorienzählen, von Trennkost über Rohkost zu Mono-Diäten, bei denen nur ein Lebensmittel erlaubt ist.

Wer bereits erfolglos eine der gängigen Diäten ausprobiert hat, läuft Gefahr, sich radikaleren Methoden zuzuwenden. Wir stellen Ihnen fünf Abnehm-Strategien vor, um die Sie aber einen großen Bogen machen sollten.

1. The Drinking Man's Diet

Dass in den Sechzigern der Umgang mit Alkohol noch ein anderer war, ist spätestens seit der Serie "Mad Men" einem breiteren Publikum bekannt. In diese Zeit fällt auch die Erstveröffentlichung von "The Drinking Man's Diet", der Trinker-Diät.

Robert W. Cameron propagiert in seinem Buch das Abnehmen durch wenig Kohlenhydrate und den Genuss von Alkohol: "Haben Sie schon mal von einer Diät gehört, die Spaß macht? Eine Diät, bei der man sich vor dem Mittagessen zwei Martini genehmigt, um sich danach ein dickes Steak mit ordentlich Sauce béarnaise zu gönnen", fragt er gleich zu Beginn - vor 1964 hatte davon noch niemand gehört.

Das war vielleicht auch besser so, denn eine Diät, die zum Alkoholismus verleitet, ist nicht gerade der Weisheit letzter Schluss. Dr. Frederick Stare, Gründer der "Harvard's School of Public Health" ging sogar so weit, Camerons Diät als "Massenmord" zu bezeichnen.

Immerhin: "The Drinking Man's Diet" ist nicht nur ansprechender geschrieben als ein 0815-Ernährungsratgeber, sie gilt auch als die erste Low Carb-Diät der Welt. Nicht mehr als 60 Gramm Kohlenhydrate pro Tag - das ist die einzige Regel, die Cameron aufstellt. Ansonsten ist alles erlaubt, insbesondere Whisky, Gin, Wodka und Rum.

60 Gramm Kohlenhydrate stecken in etwa zwei Scheiben Brot und das ist selbst für eine Low-Carb-Diät eine geringe Tagesdosis. Der normale Tagesbedarf für eine schlanke Person, die ihr Gewicht halten will, liegt bei 100 bis 150 Gramm. Unter 100 Gramm beginnt die zum Abnehmen relevante Dosis.

Unter 50 Gramm am Tag kann es bereits zu Kopfschmerzen, Schwäche oder Müdigkeit kommen. Wenn dann noch Alkohol im Spiel ist, sind Kopfschmerzen fast garantiert.

Den gesundheitsgefährdenden Eigenschaften der Diät zum Trotz (oder gerade deswegen) wurde das Buch ein Verkaufsschlager. Seine "Massenmord"-Äußerung nahm Dr. Stare später zwar zurück, aber Camerons Menü-Vorschläge mit reichlich Fleisch und Alkohol sind als Diät definitiv nicht zu empfehlen.

2. Zigaretten-Diät

Rauchen macht schlank - das ist ein Mythos, der sich ungebrochen hält. In den 1920er-Jahren machte Lucky Strike sogar Werbung damit. Umfragen zufolge raucht eine große Zahl junger Frauen auch heute noch in erster Linie, um abzunehmen oder zumindest das Gewicht zu halten.

Nikotin unterdrückt der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge tatsächlich das Hungergefühl, deshalb kann eine Nikotin-Entwöhnung auch zu einem Gewichtsanstieg führen. Bis zu 5 Kilo nehmen Menschen im Schnitt innerhalb von zehn Jahren zu, wenn sie das Rauchen aufgeben.

Aber Rauchen ist viel schädlicher als Übergewicht, so die DGE. "Der Tabakkonsum stellt heute das bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko in den Industrielandern dar." In Deutschland sterben jährlich bis zu 140.000 Menschen an den Folgen. "Rauchen ist kein Mittel zur Gewichtsregulation", unterstreicht die Gesellschaft in ihrem Bericht.

Allerdings zeigen Langzeitstudien, dass Menschen, die noch nie geraucht haben, im Schnitt weniger Fettpölsterchen ansetzen als Raucher. Daraus folgt, dass nicht der Rauchstopp verantwortlich für die Gewichtszunahme ist - sondern, dass Rauchen dick machen kann.

3. Sleeping-Beauty-Diät

Ein sehr beunruhigender Trend, der im Internet kursiert, ist die "Sleeping-Beauty-Diät", zu deutsch: Dornröschen-Diät. Ihr liegt eine einfache Prämisse zu Grunde: Wer schläft, kann nichts essen.

Der Schlaf-Experte Dr. Michael Breus brachte 2012 ein Buch mit dem Titel "The Sleep Doctor’s Diet Plan: Lose Weight Through Better Sleep" heraus. Die eher moderaten Diät-Anweisungen in dem Buch - sieben bis neun Stunden Schlaf sowie der Verzicht auf Koffein und Alkohol vor dem Zu-Bett-Gehen - wurden in Bulimie-Foren aufgegriffen und ins Extrem getrieben.

Durch langes Schlafen das Essen zu vermeiden, war aber nie Dr. Breus' Anliegen. Trotzdem wird genau das in diversen Foren diskutiert. Manche User regen sich gegenseitig dazu an, Schlafmittel zu nehmen, um bis zu 18 Stunden durchzuschlafen.

Der Verband britischer Ernährungsberater (BDA) warnt dringend vor den gesundheitsgefährdenden Folgen dieser extremen Diät. Eine Abhängigkeit von Schlafmitteln sei potenziell tödlich, sagte eine Sprecherin des Verbands der "Cosmopolitan".

Zu viel Schlaf könne zudem zu Herzkrankheiten und Diabetes führen. Insgesamt wiesen Studien sogar darauf hin, dass Kurz- aber auch Langschläfer zu Übergewicht neigen, so die Ernährungsberaterin. Damit wäre die Diät völlig ad absurdum geführt.

4. Abführmittel-Diät

In Internet-Foren wird auch die Abführmittel-Diät propagiert. Dort heißt es, dass Abführmittel für einen flachen Bauch sorgen sollen. Aber die künstlich beschleunigte Verdauung hilft nicht beim Abnehmen - eine kurzfristige Gewichtsabnahme ist vor allem dem Wasserverlust geschuldet.

Da es nicht zu einer Ernährungsumstellung kommt, wird nach dem Absetzen der Abführmittel ein Jo-Jo-Effekt eintreten, sagte Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer dem "Spiegel".

Absetzen sollte man Abführmittel aber unbedingt, denn sie eignen sich nicht zur dauerhaften Anwendung. Es drohen niedrige Natrium- und Kaliumwerte, was zu Herzrhythmus-Störungen führen kann, sowie Beeinträchtigungen des Wasser- und Elektrolythaushalts.

5. Bandwurm-Diät

Die fünfte Diät, die Sie auf keinen Fall ausprobieren sollten, ist nichts für schwache Nerven und Mägen. Wer hätte schon gerne freiwillig einen parasitären Wurm im Körper?

Allerdings gab es bereits um 1900 "desinfizierte Bandwürmer im Glas" zu kaufen und bis heute findet man dubiose Anbieter im Internet, die Bandwurm-Ei-Kapseln als Wundermittel anpreisen. Die Idee dahinter: Der Parasit isst mit. Dadurch soll der Wirt schlank bleiben.

Wer allerdings Bandwurm-Eier schluckt, wird keinen ausgewachsenen Bandwurm im Körper entwickeln - stattdessen können die schlüpfenden Larven über die Muskulatur ins Gehirn wandern, so Professor für Parasitologie Egbert Tannich gegenüber dem "Spiegel". Die Folgen sind gefährliche Entzündungen, Verkalkungen und Krampfanfälle.

Entwickelt sich doch ein Bandwurm im Körper, wird man dadurch nicht abnehmen. Der Parasit entzieht dem Körper nur Mineralstoffe und Vitamine. Ein Bandwurm macht krank, nicht schlank.

Verwendete Quellen:

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