Bis zu 650 Menschen sind einer Untersuchung zufolge in einem britischen Krankenhaus wegen unnötig verabreichter Opioide frühzeitig gestorben. Der unabhängige Report analysierte die Verschreibungen der seit langem umstrittenen Klinik über viele Jahre.

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Die Medikamente seien ohne medizinische Rechtfertigung und in zu hohen Dosen verabreicht worden, geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Report über das Gosport War Memorial Hospital im südenglischen Hampshire hervor.

Für den Bericht wurden mehr als eine Million Dokumente ausgewertet. Die Klinik gab zunächst keine Stellungnahme ab.

Opioide mit lebensgefährlichen Nebenwirkungen

Premierministerin Theresa May entschuldigte sich bei den Familien der Opfer, dass sie so lange auf Antworten warten mussten. Gesundheitsminister Jeremy Hunt erklärte im Parlament, dass Polizei und Staatsanwaltschaft nun das Material sichten würden.

Im Mittelpunkt des Skandals steht dem Bericht zufolge eine Ärztin des Krankenhauses, die inzwischen in Rente ist. Der Bericht sprach in diesem Zusammenhang von einem "institutionalisierten Regime", dem Patienten und deren Angehörige machtlos ausgeliefert waren.

Opioide werden vor allem zur Schmerzbekämpfung und Betäubung eingesetzt. Sie können aber abhängig machen und bei Überdosierungen lebensgefährliche Nebenwirkungen wie Atemlähmung auslösen.

Bei mehr als 450 Menschen konnte dem Bericht zufolge ein klarer Zusammenhang zwischen den Opioiden und einem frühzeitigen Tod nachgewiesen werden. Bei weiteren etwa 200 Fällen zwischen den Jahren 1989 und 2000 halten die Experten dies für wahrscheinlich - für diesen Zeitraum lagen keine vollständigen Unterlagen vor.

Die Untersuchungskommission wurde vom früheren Bischof von Liverpool, James Jones, geleitet. Sie prüfte etwa 800 Sterbeurkunden sowie medizinische Berichte und sprach mit mehr als 100 Familien.  © dpa

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