Hautveränderungen, Gewichtsverlust, Schmerzen - viele Menschen befragen bei körperlichen Beschwerden das Internet, anstatt zum Arzt zu gehen. Doch wie valide kann eine Diagnose sein, die via World Wide Web gestellt wird? Und kann das Googlen von Krankheiten möglicherweise sogar erst recht krank machen? Die Antwort lautet erschreckenderweise: Ja!

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Vermutlich jeder hat schon einmal die Symptome von Krankheiten gegoogelt und daraufhin eine beunruhigende Diagnose erhalten. Häufig entpuppt sich diese zwar im Nachhinein als falsch, die Google-Suche nach Krankheiten kann jedoch negative Folgen haben: Sie macht möglicherweise erst recht krank.

Negative Gedanken können Heilung verlangsamen

Ärzte sprechen hier vom Nocebo-Effekt. Dabei handelt es sich um das Gegenteil vom Placebo-Effekt. Denn während beim Placebo-Effekt die positive Einstellung des Patienten die Wirkung von Medikamenten steigern kann, können negative Gedanken die Heilung von Krankheiten verlangsamen oder den Körper tatsächlich krank machen.

Hervorgerufen werden kann der Nocebo-Effekt durch die Lektüre von Beipackzetteln, aber auch das Googlen von Krankheiten. Denn die vielen, häufig stark übertriebenen Suchergebnisse im Internet weisen oft auf unheilbare Krankheiten oder Krebs hin - und machen den Betroffenen dadurch nicht nur Angst. Sie können auch dafür sorgen, dass sie sich krank fühlen, obwohl sie es gar nicht sind.

"Das liegt daran, dass die Diagnosen im Internet oftmals sehr allgemein gehalten werden und Menschen diese oftmals falsch deuten oder ihre eigenen Symptome schlimmer einstufen als sie eigentlich sind", erklärt Dr. med. Ingo Wallert, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Helios Klinikum Niederberg. "Ein einzelnes Symptom kann außerdem auf die unterschiedlichsten Krankheiten hindeuten."

Hinzu kommt, dass viele Einträge in Foren nicht von Medizinern stammen, weswegen man auch nicht jeder Quelle im Internet vertrauen sollte. Doch selbst wenn es sich um Beiträge von medizinischen Experten handelt, lässt sich nicht jede Diagnose zwangsläufig auf sich und seinen individuellen Fall anwenden.

"Denn nur eine entsprechende Untersuchung eines Mediziners kann Aufschluss über eine mögliche Krankheit geben", so der Mediziner weiter. "In den meisten Fällen hat das eigenständige Recherchieren im Internet nur zur Folge, dass sich die Angst vor einer möglichen lebensbedrohlichen Erkrankung nur noch verschlimmert und dadurch Symptome neu auftreten oder existierende gar verschlimmert werden."

Tipps für die Google-Suche von Krankheiten

Wer seine Krankheit dennoch mithilfe des Internets identifizieren will, sollte auf die Qualität der recherchierten Informationen achten. Folgende Aspekte sind daher unbedingt zu berücksichtigen:

  • Aktualität: Die veröffentlichten Beiträge sollten nicht älter als zwei Jahre sein.
  • Urheber: Wichtig ist, dass der Text von einem Medizinexperten verfasst wurde. Ist der Urheber nicht direkt ersichtlich, hilft oft ein Blick ins Impressum.
  • Quelle: Wer betreibt die Webseite oder das Portal? Wird Werbung als solche gekennzeichnet? Werden die dort veröffentlichten Inhalte verharmlost oder überdramatisiert?
  • Mehrere Quellen nutzen: Vertrauen Sie bei Ihrer Recherche niemals nur einer Quelle. Wer sich die Informationen auf mehreren Webseiten durchliest, findet schnell heraus, an welchen Stellen Einigkeit herrscht und welche Informationen fragwürdig sind.

Vertrauenswürdige Webseiten

Seriöse, nicht kommerzielle Quellen, die den Anforderungen des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin genügen, sind beispielsweise:

Grundsätzlich gilt jedoch: Die Selbstdiagnose via Internet kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. "Wer starke oder langanhaltende Beschwerden hat, sollte deshalb unbedingt einen Arzt konsultieren und sich nicht auf das Internet verlassen."

Verwendete Quellen:

  • Spiegel Online: Symptome googeln: Wenn die Suchmaschine vor Krebs warnt
  • RTL.de: Nocebo-Effekt: Krankheiten googlen macht erst recht krank!
  • Geo.de: Wann es sinnvoll ist, Symptome zu googeln - und wann Sie es lieber lassen sollten
  • Dr. med. Ingo Wallert, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme im Helios Klinikum Niederberg
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