• Jeder Zweite benötigt im Laufe seines Lebens einen Zahnersatz.
  • Als Ideallösung, um fehlende Zähne zu ersetzen, gelten Implantate.
  • Allerdings ranken sich hierum viele Mythen, die wir zusammen mit einem Zahnersatz-Experten aufklären.

Mehr Wissensthemen finden Sie hier

Implantate sind eine elegante Lösung, um Zahnlücken zu schließen. Doch nur mit der richtigen Pflege und ausreichender Vorbereitung erfüllen sie auch lange ihren Zweck.

Wir zeigen zusammen mit Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Kölner Carree Dental und Experte auf dem Gebiet des modernen Zahnersatzes, worauf es ankommt.

Mythos 1: Implantate sind nur etwas für Jüngere

Da Implantate insbesondere nach Unfällen oder Stürzen beim Sport, bei denen Zähne beschädigt wurden, einen guten künstlichen Zahnersatz darstellen, sind sie bei jungen Erwachsenen gefragt. Implantate können aber in jedem Lebensalter einsetzt werden, solange die Wachstumsphase des Patienten abgeschlossen ist. Die meisten Patienten sind zwischen 30 und 60 Jahre alt.

Ausschlaggebend ist dagegen der Gesundheitszustand der jeweiligen Person. "Bei Diabetes, Leukämie, Herzerkrankungen oder schweren Störungen des Immunsystems kann eine Implantierung problematisch sein und sollte deshalb nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt vorgenommen werden", rät Schmidt. "Dies gilt auch bei Einnahme bestimmter Medikamente oder bei Drogenabhängigkeit."

Eine gründliche Beratung und allgemeinmedizinische und zahnärztliche Voruntersuchung können vor möglichen Entzündungs- und Abstoßungsreaktionen bewahren. Leidet der Patient unter Parodontitis, muss diese vor einer Implantation behandelt werden.

Mythos 2: Brücken oder Prothesen sind ausreichend

Um einen verlorenen Zahn zu ersetzen, stellt ein Implantat die beste Alternative dar. Voraussetzung für ein Implantat ist jedoch, dass der Kieferknochen genügend Substanz für die Verankerung des Implantats aufweist. Implantate erhalten die Knochensubstanz und können im Gegensatz zu Brücken ohne Anschleifen gesunder Nachbarzähne eingesetzt werden. Durch die Verankerung im Kiefer bieten sie festen Halt und es ist keine Haftcreme notwendig, wie zum Beispiel bei Prothesen.

Unklarheit herrscht allerdings oft bei der erforderlichen Behandlungszeit. "Sofort-Implantate" sind zwar möglich, allerdings ist die Gefahr hoch, dass das Implantat nicht richtig angenommen wird und ersetzt werden muss: "Ist der Knochen entzündungsfrei und genug Knochensubstanz vorhanden, so ist das zahnmedizinisch zu vertreten und führt in der Regel auch zu einem sicheren Ergebnis, doch dies setzt eine wirklich fachgerechte Umsetzung bis ins kleinste Detail voraus", sagt der Experte und rät von vorschnellen Entscheidungen ab.

Patienten sollten Geduld mitbringen, denn bis die Implantate fest im Kiefer verankert sind, dauert es ein paar Monate: "Nach einer Einheilungszeit von drei bis sechs Monaten ist das Implantat fest verankert und es lassen sich problemlos Brücken oder Kronen darauf befestigen", stellt Schmidt klar.

Mythos 3: Implantate halten nicht ewig

Implantate können ein Leben lang halten, wenn der Arzt eine fachlich einwandfreie Implantation durchgeführt hat und der Patient eine gründliche Mundhygiene pflegt. Neben zahnärztlichen Fehlern führt eine falsche und nicht sorgfältige Pflege des Implantats nämlich häufig zu bakteriellen Entzündungen im Zahnhalteapparat. Diese Entzündungen wiederum können das Implantat gefährden.

Neben unzureichender Mundpflege können unter anderem auch Rauchen, Stress, hormonelle Veränderungen und Medikamente die Haltbarkeit des Implantats beeinträchtigen.

Mythos 4: Implantate muss man nicht so sehr putzen

Auch für Implantate ist eine gründliche und regelmäßige Mundhygiene unerlässlich. "Wie bei den eigenen Zähnen, sollte auch künstlicher Zahnersatz mindestens zweimal täglich gesäubert werden, zum Beispiel mit speziellen Implantatbürstchen", erklärt der Implantologe.

Am besten lässt man sich das Prozedere von seinem Zahnarzt erklären, denn putzt man zu oberflächlich und unregelmäßig, kann sich das umliegende Gewebe entzünden und es kann zu einer sogenannten Periimplantitis kommen. Diese bakterielle Infektion greift nicht nur das Zahnfleisch an, sondern kann sogar Bereiche des Kieferknochens schädigen und es droht der Verlust des Zahnimplantats.

Zweimal im Jahr sollte man den Zahnersatz beim Zahnarzt bezüglich der richtigen Pflege und seinen festen Halt kontrollieren lassen.

Lesen Sie auch: Bohrer und Mundsperre, nein Danke? Angstfrei zum Zahnarzt

Mythos 5: Implantate verursachen Allergien

Implantate bestehen aus körperverträglichen Stoffen. Bei modernen allergenfreien Materialien, wie etwa Titan, ist das Risiko einer Allergie so gut wie ausgeschlossen. "Wer ganz sichergehen möchte, der sollte sich am besten vor der Behandlung auf eventuelle Unverträglichkeiten testen lassen", empfiehlt Schmidt. Sollte eine Unverträglichkeit vorliegen, gibt es auch die Möglichkeit, Keramik-Implantate einzusetzen.

Vorsichtig sollte man allerdings bei günstigen Behandlungs-Angeboten aus dem Ausland sein. Auch wenn sie verlockend klingen: Eine nicht ausreichende fachliche Qualifikation oder auch minderwertige Materialien können der Grund für den geringen Preis sein und im schlimmsten Fall sogar ein gesundheitliches Risiko darstellen. Treten nach der Implantation Probleme auf oder ist eine Nachbesserung nötig, kann der Weg zum erneuten Arztbesuch weit und beschwerlich sein.

Auch die in Deutschland vorgeschriebene zweijährige Gewährleistungspflicht ist in anderen Ländern nicht zwangsläufig gegeben.

Über den Experten: Dr. Jochen Schmidt ist Zahnarzt, Gründer und medizinischer Leiter von Carree Dental in Köln. Er hat sich auf die zahnärztliche Implantologie spezialisiert und besitzt den akademischen Zusatztitel des Master of Science in Oral Implantology and Surgery. Diesen Titel erwarb der Zahnmediziner durch ein dreijähriges internationales Zusatzstudium. Schmidt ist Mitglied der renommierten wissenschaftlichen Fachgesellschaften und übt sowohl Referenten-, als auch Lehrtätigkeiten zum Thema der Implantologie aus.

Verwendete Quellen:

  • Interview mit Dr. Jochen H. Schmidt
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.