Sie haben noch nie so viel Hände gewaschen wie in den vergangenen Monaten? Dann weiter so! Wie Sie es richtig machen - und mit einem ganz besonderen Tipp auch noch Spaß dabei haben.

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Gebetsmühlenartig wird es wiederholt: Waschen Sie Ihre Hände lange und gründlich - und das nicht nur wegen Corona! Obwohl mit 91,8 Prozent dem Großteil die Bedeutung dieser Schutzmaßnahme bekannt ist, halten sich nur 81,4 Prozent an die Empfehlung, sich mindestens 20 Sekunden die Hände zu waschen. Das zeigte eine aktuelle Befragung der Universität Erfurt.

Dabei sind unsere Hände die häufigsten Überträger von Krankheiten. "Wenn etwa ein Grippe-Patient in die Hand niest, haften die Viren im Anschluss an der Handfläche. Gibt der Erkrankte einem anderen Menschen die Hand, können die Viren weiterwandern", erklärt Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des Welthändewaschtags am 15. Oktober. Ein Handschlag ist nicht der einzige Weg zur Infektion: Die Erreger können auch auf Haltegriffen in der U-Bahn, auf Touchscreens oder an Türklinken lauern - die wir alle mit unseren Händen berühren.

Die richtige Handhygiene ist deshalb neben einer Impfung die bestmögliche Art, sich vor Krankheiten zu schützen.

Tipp 1: Diese Bereiche nicht vergessen

Einmal schön die Handflächen mit Seife einzurubbeln, ist nicht genug. Häufig werden beim Händewaschen bestimmte Bereiche vernachlässigt. Ganz besonders der Daumen und die Fingerspitzen, wie diese auf US-Studien basierende Grafik zeigt:

Händewaschen, lieder
So sieht es aus, wenn man beim Händewaschen "We are the champions" singt. © washyourlyrics.com

Wichtig ist laut BZgA, die Hände rundum einzuseifen, also:

  • Handinnenflächen, Handrücken, Daumen, Fingerzwischenräume und Fingerspitzen.

Danach gilt es, die Hände unter fließendem Wasser gründlich abzuspülen.

Tipp 2: Dauer zählt, nicht die Temperatur

Ein häufiger Irrtum: Es reiche, sich die Hände regelmäßig kurz und dafür schön heiß zu waschen. Die Temperatur spielt keine Rolle - wählen Sie sie so, dass sie Ihnen angenehm ist. Wichtig ist die Dauer: 20 bis 30 Sekunden. Heidrun Thaiss von der BZgA rät:

  • "Summen Sie zweimal das Happy-Birthday-Lied, dann liegen Sie in etwa richtig."

Tipp 3 für mehr Spaß: Singen Sie Ihren Lieblingssong - mit Poster!

Wer es etwas abwechslungsreicher mag, kann sich auf der Webseite washyourlyrics.com inspirieren oder ein Poster mit dem eigenen Lieblingssong generieren lassen: Die Seite bietet Alternativen - und zwar mit einem Schaubild-Generator, der unter die bekannten Bilder zur richtigen Handwaschtechnik die Texte beliebiger Songs setzt.

Das Ganze lässt sich dann als Poster zum Ausdrucken herunterladen - nicht nur als musikalische Anweisung zum Händewaschen (Soap), sondern auch als Anleitungsbild zum regelgerechten Desinfizieren der Hände (Gel).

Der Generator, den ein britischer Software-Entwickler ersonnen hat, funktioniert überraschend gut - und liefert nur mit einem Song-Titel und dem Interpreten fast immer unfallfreie Texte unter den Schaubildern.

Tipp 4: PH-neutrale Seife

Es ist zwar immer noch besser, sich die Hände nur mit Wasser zu waschen als gar nicht, sofern keine Seife vorhanden ist. Aber: Mit Seife ist es deutlich wirksamer: "Sie löst Fettstoffe von der Haut, in denen die Keime anhaften", sagt Volkhard Kempf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Frankfurt.

Häufiges Waschen mit Seife kann allerdings neue Probleme mit sich bringen: trockene, juckende oder schuppende Haut. "Wasser und Seife greifen die natürliche Hautbarriere an", erklärt Philipp Babilas, Dermatologe im Hautzentrum Regensburg.

Um das zu verhindern, sollte man sich mit einer PH-neutralen Flüssigseife die Hände waschen. Für besonders empfindliche Haut gebe es spezielle Seifen mit rückfettenden Substanzen.

"Leiden Patienten unter starken Hautproblemen aufgrund von Wasser und Seife, empfehle ich in Einzelfällen auch ein rückfettendes Desinfektionsmittel aus der Apotheke, das sich wie ein leichter Fettfilm auf die Haut legt", sagt Babilas. "Ein solches Desinfektionsmittel ist für die Haut verträglicher als wiederholtes Händewaschen."

Wer möchte, kann auch feste Seife verwenden, die weniger Müll verursacht. Unhygienischer als Flüssigseife sei feste Seife nicht, sagt Ernst Tabori, Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene.

Bei Flüssigseife können sich Keime zwar nicht auf der Seife selbst, aber dafür auf dem Pumpmechanismus sammeln.

Tipp 5: In diesen Situationen IMMER Hände waschen

Müsste man sich dann nicht eigentlich permanent die Hände waschen? "Nein, das ist alltagsfern und auch nicht nötig", sagt Kempf.

Doch gibt es viele Situationen im Alltag, bei denen Händewaschen ein Muss ist. Die Seite infektionsschutz.de listet etwa diese auf:

  • Nach dem Toilettengang
  • Vor und nach dem Kochen (besonders, wenn rohes Fleisch verarbeitet wurde)
  • Vor dem Essen
  • Gleich nach dem Heimkehren
  • Nach dem Windelwechseln
  • Vor und nach dem Kontakt mit Kranken und der Behandlung von Wunden
  • Nach Kontakt mit Tieren, Abfällen und Tierfutter
  • Nach dem Training (Fitnessstudios sind ein beliebter Aufenthaltsort für Erreger von Krankheiten!)
  • Nach dem Naseputzen (Niesen und Husten nur in ein Taschentuch oder die Armbeuge - nicht in die Hand!)

Tipp 6: Richtig abtrocknen mit frischem Handtuch

Viele waschen sich zwar die Hände ausgiebig, trocknen sie aber nicht richtig ab. Das ist laut Thaiss von der BZgA problematisch, denn in einer feuchten Umgebung können sich Mikroorganismen besser halten und vermehren. Tipp:

  • Die Hände nach dem Waschen zügig abtrocknen, auch in den Fingerzwischenräumen.

Durch die Reibung mit dem Handtuch würden zusätzlich Keime entfernt, die noch an den Händen oder im restlichen Wasser haften. Das ordentlichste Waschen bringt zudem nichts, wenn die Hände danach im schmuddeligen Handtuch landen. "Auch darin können sich Erreger verstecken", sagt Kempf. Es gilt:

  • Handtücher regelmäßig austauschen - ganz besonders, wenn mehrere Personen in einem Haushalt wohnen.

Tipp 7: Nicht unnötig desinfizieren

Der alltägliche Gebrauch eines Desinfektionsmittels greift die Haut an und ist im privaten Umfeld auch nicht notwendig, sagt Thaiss. "Sinnvoll ist es nur, wenn beispielsweise Familienmitglieder an Infektionen mit Bakterien wie Salmonellen erkranken, mit multiresistenten Erregern besiedelt sind oder an hochansteckenden Erkrankungen wie dem Norovirus leiden."

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Händedesinfektion finden Sie hier. (af/mgb)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
  • infektionsschutz.de
Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv.


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