84 Prozent der Deutschen essen Fertiggerichte. Die vermeintlichen Vorteile liegen auf der Hand: Sie sind günstig und ohne großen Zeit- und Energieaufwand auf dem Tisch. Doch spätestens nach dem vorerst letzten Lebensmittelskandal um nicht deklariertes Pferdefleisch in Tiefkühllasagne und anderen Fertigprodukten wollen Verbraucher wissen: Was ist wirklich drin in der schnellen Mahlzeit aus der Fabrik?

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Das ZDF-Magazin "ZDFzeit" ist dieser Frage genauer nachgegangen und hat Dutzende Fertigprodukte verschiedener Hersteller auf fünf Kriterien untersucht. Das Ergebnis ist durchaus überraschend.

Geheimniskrämerei der Hersteller verunsichert Verbraucher

In puncto Transparenz schneiden jedoch fast alle Hersteller schlecht ab: Von 64 Produzenten haben lediglich zwei den Reportern Einblicke in die Herstellung ihrer Fertiggerichte gewährt. Diese Geheimniskrämerei kommt beim Verbraucher nicht gut an. Er muss sich unweigerlich fragen, was die Hersteller zu verbergen haben und ist dadurch verunsichert: Wie schaffen die Produzenten es, ihre Ware zu absoluten Tiefstpreisen anzubieten? Tütensuppen verschiedener Hersteller kosten im Schnitt 55 Cent pro Portion, Tiefkühlgerichte gibt es für 1,57 Euro pro Portion. Kann das noch gut, geschweige denn gesund sein?

Fakt ist: Fertigprodukte müssen billig sein, denn die meisten Verbraucher sind nicht bereit, für das schnelle Essen mehr als drei Euro auszugeben. Es muss also bei der Produktion gespart werden – oder an den Löhnen für die Mitarbeiter. Darüber schweigen sich die Hersteller allerdings aus.

Wer Qualität will, muss auch mehr bezahlen

Trotzdem werben viele Hersteller mit Verzicht auf Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe. Solche Versprechen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn manch einer trickst hier mit Begriffen. Wenn es beispielsweise heißt "ohne Geschmacksverstärker", dafür aber Hefeextrakt enthalten ist, bedeutet das: Jede Menge Glutamat, bloß unter anderem Namen.

Schuld daran sind auch die Verbraucher, die nach Schnäppchen jagen. Der Tiefkühlkost-Hersteller Frosta musste seit dem Verzicht auf Zusatzstoffe, der die Produktion teurer macht und sich daher in den Preisen widerspiegelt, Umsatzeinbußen hinnehmen.

Es lohnt sich in jedem Fall ein Blick aufs Etikett. Begriffe wie "Mononatriumglutamat", die man ohne Chemiestudium kaum versteht, sollten stutzig machen. Denn es gilt: Je mehr Zusatzstoffe enthalten sind, desto minderwertiger sind oft die eigentlichen Zutaten.

Chicken Nuggets, die vor allem bei Kindern so beliebt sind, können beispielsweise nur deshalb richtig billig angeboten werden, weil sie nur zu 50 Prozent aus Hühnerfleisch bestehen – inklusive Fett und Knochen, die jedoch so klein gemahlen werden, dass sie nicht mehr auffallen und ohnehin durch die Panade verdeckt sind. Der Rest ist ein Gemisch aus Weizen und Wasser. Qualität ist etwas anderes. Wer diese will, muss auch mehr bezahlen. "ZDFzeit" bewertet die Qualität von gängigen Fertiggerichten mit drei von fünf Sternen.

Fertigprodukte sind nicht per se ungesund

Doch wie sieht es mit der Gesundheit aus? Die meisten Bundesbürger dürften davon überzeugt sein, dass Selbstgekochtes gesünder ist und mehr wertvolle Nährstoffe enthält. Aber stimmt das eigentlich? Das Magazin untersuchte drei verschiedene Fertigmahlzeiten und ihre selbstgekochte Variante im Labor auf Nährstoffe wie Vitamine, Kalorien und Fettgehalt.

Das erstaunliche Ergebnis: Am Ende schneiden Fertiggerichte im Durchschnitt so gut ab wie Selbstgekochtes. Zwischenfazit der Redaktion: Man kann sich auch mit Fertiggerichten gesund ernähren, sollte dabei aber auf Vielfalt achten und nicht jeden Tag nur Tiefkühlpizza verzehren.

Schaden die Fabrik-Mahlzeiten der Umwelt?

Wenn es um die Ökobilanz geht, lautet häufig die Auffassung: Fertigprodukte verursachen mehr Müll und sind daher schlechter für die Umwelt als Selbstgekochtes. Dem ist nicht so. Selbstkochen verbraucht im Test mehr als doppelt so viel Energie wie das Erhitzen eines Fertigproduktes. Bei Herstellung, Verpackung und Transport wird das CO2-Konto in etwa gleichermaßen erhöht. Bei frischen Zutaten kann der Verbraucher aber viel durch sein Kaufverhalten beeinflussen. Trotzdem gewinnt im Test das Fertigprodukt – wenn auch knapp.

Was schmeckt besser?

Zum Abschluss die vielleicht wichtigste Frage: Wie steht es eigentlich um den Geschmack? Die "ZDFzeit"-Testesser wagten sich an Spargelsuppe aus Tüte und Dose, an Spaghetti Bolognese aus Tüte, Plastikbecher oder als Sauce im Glas, sowie an Fertig-Grießbrei. Die Bilanz fällt durchwachsen aus. Vor allem bei der Spaghetti Bolognese, die oft in getrockneter Form samt Nudeln angeboten wird und teilweise nur noch mit Wasser aufgegossen werden und fünf Minuten ziehen muss, hagelte es negative Wertungen. Sieger war letzten Endes keines der typischen Fertiggerichte, sondern eine Fertig-Bolognese aus dem Glas, die mit Nudeln aus der Frischetheke serviert wurde. "ZDFzeit" vergibt zwei von fünf Sternen für den Geschmack.

Trotzdem lässt sich ein für viele überraschendes Fazit ziehen: Fertiggerichte sind besser als ihr Ruf.

(sist)

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