Nahezu bei jedem lassen sich PFAS-Chemikalien im Blut nachweisen, wie eine neue Untersuchung zeigt. Die Spuren der sogenannten Ewigkeitschemikalien können der Gesundheit schaden. Betroffen sind vor allem Herz und Gefäße.

Mehr zum Thema Gesundheit

Per- und polyfluorierten Alkylverbindungen, genannt PFAS-Chemikalien, sind allgegenwärtig. Sie stecken in Alltagsprodukten wie Pfannen, Kosmetik, Kabeln, Batterien oder Anoraks, und sind weltweit in der Umwelt nachzuweisen, sei es in der Antarktis oder in heimischen Böden und im Grundwasser. Die Stoffe zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus, sind so gut wie nicht abbaubar, weshalb sie auch Ewigkeitschemikalien genannt werden. Es wird geschätzt, dass es mehr als 10.000 verschiedene Substanzen gibt.

PFAS

  • PFAS werden P-Fass ausgesprochen.
  • Sie werden seit den späten 1940er-Jahren hergestellt und verwendet.
  • Es gibt schätzungsweise mehr als 10.000 verschiedene Substanzen.
  • PFAS besitzen wasser-, fett- und schmutzabweisenden Eigenschaften – was sie für die Herstellung verschiedenster Produkte so interessant macht.
  • Wissen über die Wirkung gilt als bislang noch begrenzt.
  • Die Regulierung von PFAS auf EU- und internationaler Ebene wird kontinuierlich aufgrund neuer Erkenntnisse weiterentwickelt.

PFAS stecken allerdings nicht nur in verschiedenen Produkten und unserer Umwelt. Ein Forschungsteam hat die Ewigkeitschemikalien auch im menschlichen Blut nachgewiesen und zeigt in einer Studie auf, welche negative Auswirkungen das auf die Gesundheit haben kann.

Auswirkungen von PFAS auf den menschlichen Körper. © AFP

PFAS im Blut könnten Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen

Für die Studie, die im Wissenschaftsjournal "Exposure and Health" veröffentlicht wurde, untersuchte ein Forschungsteam des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) die Daten von 2.500 Erwachsenen aus Bonn und der holländischen Gemeinde Leiderdorp. Bei nahezu allen Studienteilnehmenden – Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 89 Jahren – seien PFAS im Blut nachgewiesen worden, heißt es in einer Mitteilung zur Studie.

Vor allem über das Grundwasser, aber auch über Lebensmittel, gelangen die Stoffe in die menschliche Nahrungskette. Man könne diesen Chemikalien nicht entgehen, sagt die Bonner Forscherin Monique Breteler.

Spuren von PFAS im Blut gehen laut der Studie mit "ungünstigen Fettprofilen" und damit mit "einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen" einher. "Wir sehen deutliche Anzeichen für eine gesundheitsbedenkliche Wirkung von PFAS", sagt Breteler, die als Direktorin für populationsbezogene Gesundheitsforschung am DZNE fungiert. "Unsere Daten zeigen einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen PFAS im Blut und schädlichen Blutfetten, die mit einem kardiovaskulären [Herz und Gefäße betreffend] Risiko assoziiert sind." Je höher der PFAS-Spiegel sei, desto höher sei die Konzentration dieser Fettstoffe. Die enge Korrelation stütze diesen Verdacht. Schon relativ niedrige PFAS-Konzentrationen im Blut könnten mit ungünstigen Blutfett-Profilen in Verbindung gebracht werden.

"Auch wenn wir für die von uns untersuchten Probanden keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung sehen, so ist die Situation dennoch bedenklich."

Prof. Dr. Dr. Monique Breteler, Studienautorin

Breteler fasst zusammen: "Auch wenn wir für die von uns untersuchten Probanden keine unmittelbare Gesundheitsgefährdung sehen, so ist die Situation dennoch bedenklich. Denn auf lange Sicht kann sich das erhöhte Risiko sehr wohl auf Herz und Kreislauf negativ auswirken."

Negative Effekte von PFAS vor allem bei jüngeren Menschen

Bei seiner Untersuchung hat das Team auch herausgefunden, dass die gesundheitlichen Folgen je nach Alter schwächer oder stärker ausgeprägt sind. So seien bei gleicher PFAS-Konzentration im Blut die negativen Effekte bei jüngeren Probanden stärker ausgeprägt als bei älteren, sagt Breteler. Zwischen Männern und Frauen habe es hingegen keinen Unterschied gegeben, heißt es in der Studie.

Für die Studie analysierte das Forschungsteam Blutproben aus der "Rheinland Studie" des DZNE, einer bevölkerungsbasierten Gesundheitsstudie im Bonner Stadtgebiet, und der sogenannten NEO-Studie aus den Niederlanden. Dabei legte es den Fokus auf PFOA, PFOS und PFHxS, jene PFAS-Arten, die am weitesten verbreitet sind. Außerdem berechneten die Forschenden die Konzentration von 224 Blutfetten, Metaboliten und Aminosäuren. So habe man den Zusammenhang zwischen der Konzentration der "Ewigkeitschemikalien" und einem nachteiligen Profil an Fettstoffen, sogenannten Lipiden, nachweisen können, erklärt Erstautorin Elvire Landstra. "Dazu gehören das allgemein bekannte Cholesterin und diverse andere Blutfette, die als Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bekannt sind."

Das Forschungsteam appelliert in seiner Studie, dass es womöglich keine sicheren Werte gibt, unterhalb derer die Ewigkeitschemikalien im menschlichen Blut kein Gesundheitsrisiko darstellen. "Daher könnten strengere Vorschriften für alle PFAS-Stoffe erforderlich sein", schreiben die Autoren. Auch betonen sie die Notwendigkeit, die Ewigkeitschemikalien aus der Umwelt zu entfernen, da diese ein "ständiges Problem für die öffentliche Gesundheit" seien.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.