• Blutkrebs gehört zu den seltenen Krebserkrankungen, in Deutschland erhalten etwa 13.000 Menschen jedes Jahr diese Diagnose.
  • Zuletzt war der Ex-Stabhochspringer Tim Lobinger daran verstorben.
  • Es gibt viele Formen von Blutkrebs, die sich im Verlauf und den Symptomen unterscheiden.
  • Die Heilungschancen hängen von der Form der Erkrankung ab, oft hilft Betroffenen nur eine Stammzellenspende.

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Was ist Blutkrebs?

Mit dem Sammelbegriff Blutkrebs bezeichnet man verschiedene bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, die das Blut, das Knochenmark oder das lymphatische System (Netzwerk, das sich aus den
lymphatischen Organen und dem Lymphgefäßsystem zusammensetzt. Das lymphatische System ist Teil des Immunsystems; Anm.d.Red.) betreffen können.

Unser Blut wird im Knochenmark aus Stammzellen gebildet. Kommt es zu einem unkontrollierten Wachstum krankhafter Blutzellen, spricht man von Blutkrebs. Die entarteten Blutzellen vermehren sich dann und verdrängen gesunde Blutbestandteile.

Die lebensnotwendigen Aufgaben des Blutes werden auf diese Weise mit der Zeit gestört. Gesunde, rote Blutkörperchen kümmern sich normalerweise um den Transport von Sauerstoff, weiße Blutkörperchen bekämpfen Krankheitserreger und die Blutplättchen sorgen bei einem gesunden Menschen dafür, dass Blutungen gestoppt werden und Wunden heilen.

Welche Arten von Blutkrebs gibt es?

Es gibt viele verschiedene Formen von Blutkrebs mit ganz unterschiedlichen Verläufen und Symptomen. Die drei häufigsten sind:

  • Leukämie: Als Leukämie bezeichnet man eine Vielzahl an Blutkrebsarten, die von weißen Blutkörperchen ausgehen. Der Begriff "Leukämie" kommt aus dem Griechischen und bedeutet "weißes Blut". Häufig wird Leukämie umgangssprachlich mit Blutkrebs gleichgesetzt, es handelt sich aber um eine Unterart der Erkrankung. Bei Leukämie verdrängen entartete Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen die gesunden weißen Blutkörperchen und schränken damit ihre Funktion ein. Der Krankheitsverlauf kann schnell voranschreiten oder sich auch langsam verschlechtern, man unterschiedet dabei akute und chronische Formen. Leukämien können bei Kindern und Erwachsenen jeden Alters auftreten.
  • Lymphom: Bei Lymphomen, im Volksmund auch Lymphdrüsenkrebs genannt, handelt es sich um Krebserkrankungen des lymphatischen Systems. Bösartige Tumore treten dann im lymphatischen Gewebe auf, das sich auf den ganzen Körper verteilt. Es gibt über 100 Unterarten von Lymphomen, deshalb sind auch unterschiedliche Symptome und Verläufe bekannt. In der Regel treten zuerst geschwollene Lymphknoten auf, die Erkrankung kann mit der Zeit aber den gesamten Körper betreffen.
  • Myelom: Das Multiple Myelom beschreibt die Erkrankung einer besonderen Form der weißen Blutkörperchen, der sogenannten Plasmazellen. Ist eine Patientin oder ein Patient an dieser Form von Blutkrebs erkrankt, bilden die Plasmazellen unkontrolliert funktionsuntüchtige Antikörper, die ihre eigentliche Funktion der Immunabwehr nicht leisten können. In der Regel sind Betroffene deshalb sehr anfällig für Infektionen. Die Erkrankung tritt in Mitteleuropa vor allem bei Menschen um das 70. Lebensjahr auf.

Daneben gibt es noch einige genetisch bedingte Blut-Erkrankungen und schwere angeborene Immundefekte. Diese werden meist im Kindesalter diagnostiziert.

Wie häufig kommt die Erkrankung vor?

Bei Kindern unter 15 Jahren gehört Blutkrebs zur häufigsten Krebsart. Im Jahr 2019 erkrankten in Deutschland 12.723 Menschen an Leukämien, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Grundsätzlich ist Blutkrebs im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen aber eher selten.

Wie wird Blutkrebs behandelt?

Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung, dem Gesundheitszustand des Patienten oder der Patientin und der Form des Blutkrebses. Grundsätzlich braucht man, um Blutkrebs zu heilen, gesunde Stammzellen.

Sie sind sozusagen die Mutterzellen aller Blutzellen und für die Blutbildung verantwortlich. Stammzellen befinden sich bei jedem Menschen im Knochenmark und auch im Blut selbst. Bei Blutkrebs-Erkrankten reichen die eigenen Stammzellen aber meist nicht aus, um die Erkrankung selbst zu besiegen.

Wie wird vorgegangen?

Menschen, die an bösartigen Erkrankungen des blutbildenden Systems erkrankt sind, erhalten in den meisten Fällen zunächst eine Strahlen- oder Chemotherapie oder eine Kombination aus beidem. Dabei sollen die Blutkrebszellen zerstört und es dem Körper erleichtert werden, neue, gesunde Blutzellen zu bilden.

Ist das nicht erfolgreich, benötigen Betroffene eine Stammzellentransplantation eines gesunden Menschen. Einen geeigneten Spender zu finden, ist aber nicht einfach, da die Gewebemerkmale des Spenders oder der Spenderin fast zu einhundert Prozent mit denen des Betroffenen übereinstimmen müssen, damit die Stammzellen nicht abgestoßen werden.

In den letzten Jahren wurden auch Medikamente entwickelt, die gegen Blutkrebszellen wirken und erfolgreich als Therapiemethode eingesetzt werden konnten. Daneben kann ein gesunder Lebensstil mit einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger körperlicher Aktivität dazu beitragen, die Lebensqualität von Erkrankten zu verbessern und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

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Wie bemerkt man, dass man erkrankt ist? Treten bestimmte Symptome auf?

Typische Symptome, die sicher auf einen Blutkrebs hindeuten, gibt es nicht. Durch die Vielzahl an unterschiedlichen Blutkrebs-Formen unterscheiden sich auch mögliche Anzeichen. Bei chronischen Formen merken Betroffene meist nichts von der Erkrankung, erst mit der Zeit häufen sich Warnsignale. Liegt eine akute Form von Blutkrebs vor, treten Symptome oft geballter auf. Diese können sein:

  • Fieber
  • Gewichtsverlust
  • geschwollene Lymphknoten
  • Abgeschlagenheit
  • blasse Haut
  • spontane Blutungen
  • manchmal auch Knochenbrüche

Da es eine gezielte Früherkennung-Untersuchung von Blutkrebs nicht gibt, wird die Erkrankung in den meisten Fällen zufällig entdeckt. Treten mögliche Anzeichen gehäuft auf, sollte ärztlich abgeklärt werden, ob es sich um einen Blutkrebs handeln könnte oder eine harmlose Erkrankung mit ähnlichen Symptomen vorliegt. Gerade bei einem akuten Verlauf ist es hinsichtlich der Heilungschancen nämlich wichtig, möglichst früh eine Diagnose zu stellen.

Kann man Blutkrebs vorbeugen?

In den meisten Fällen ist es nicht möglich, eine konkrete Ursache für den Ausbruch von Blutkrebs festzustellen. Deshalb kann der Erkrankung auch nicht durch bestimmte Maßnahmen vorgebeugt werden. Direkt erblich ist Blutkrebs nicht, bestimmte Vorerkrankungen wie Trisomie 21 oder das vermehrte Auftreten von Blutkrebs in der Familie können das Risiko, daran zu erkranken aber erhöhen.

Darüber hinaus gibt es weitere Risikofaktoren, die das Auftreten von Blutkrebs begünstigen sollen. Wer sein Risiko, an Blutkrebs zu erkranken, möglichst gering halten möchte, sollte Folgendes meiden:

  • Unnötige Röntgenuntersuchungen, denn die häufige Strahlenbelastung durch Röntgenstrahlen oder auch radioaktive Strahlen erhöht das Blutkrebs-Risiko.
  • Chemische Stoffe wie Benzol und benzolhaltige Substanzen sollen das Entstehen von Blutkrebs fördern.
  • Auch Insektizide und Herbizide stehen im Verdacht, das Risiko für Blutkrebs zu erhöhen.
  • Zigaretten rauchen

Studie: Vermeidbare Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum fordern jährlich Millionen Krebstote

Eine Studie eines internationalen Forschungsteams zeigt auf: Millionen Todesfälle durch Krebs könnten jedes Jahr vermieden werden, wenn Menschen Risikofaktoren vermeiden würden. Dabei führten Rauchen, Alkoholkonsum und Übergewicht die Liste von insgesamt 34 Risikofaktoren an, schreiben die Forschenden in der Fachzeitschrift "The Lancet". Zudem fanden sie große Unterschiede bei der Gefährdung von Männern und Frauen. Teaserbild: IMAGO / Robert Poorten

Wie hoch sind die Chancen auf Heilung?

Die Heilungschancen von Blutkrebs-Patientinnen und -Patienten haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Durch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten können Krankheitszeichen von Blutkrebs vollständig rückgebildet werden.

Dennoch besteht, wie bei allen Krebsarten, immer ein Risiko des Wiederauftretens oder Zurückkommens des Krebses. Wie hoch das Risiko eines Rückfalls bei einer erkrankten Person ist, hängt individuell von der spezifischen Erkrankung und dem Alter des Patienten oder der Patientin ab.

Verwendete Quellen:

  • Deutsche Knochenmarkspenderdatei: Was ist Blutkrebs?/Leukämien/Lymphome/Myelome
  • Vereint gegen Blutkrebs: Blutkrebs - kurz und verständlich erklärt
  • Zentrum für Krebsregisterdaten: Krebsarten - Leukämien
  • Onko-Internetportal: Leukämie: Basis-Infos für Patienten und Angehörige/Leukämie: Wie eine Stammzellspende Leben retten kann/Leukämie rechtzeitig erkennen/Leukämie - Ursachen und Risikofaktoren
  • Abbvie Care: Blutkrebs: Erkrankungen des blutbildenden Systems: Welche Formen von Blutkrebs gibt es?/Risikofaktoren für Blutkrebs
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