Die Volkshochschule Zwickau hat vor ein paar Jahren ein Projekt gestartet, bei dem Senioren anderen Senioren Smartphone- oder PC-Kurse geben. Albrecht Franke ist einer dieser Kursleiter und weiß, welche Geräte und Anwendungen für ältere Menschen sinnvoll sind und wo sie besondere Hilfe brauchen. Kindern und Enkeln rät er, nicht nur ihre "alten Gurken" bei den Älteren abzuladen, sondern das Handy neu aufzusetzen und dann gemeinsam einzurichten.

Ein Interview

Herr Franke, Sie sind Teil eines Projekts der Volkshochschule Zwickau, bei dem ältere Menschen anderen älteren Menschen Smartphone-Unterricht geben. Sie selbst sind 75 und fit in digitalen Medien. Wer hat Ihnen denn alles beigebracht?

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Albrecht Franke: Ich bin schon immer sehr technikaffin gewesen und habe Regelungstechnik studiert. Meine Berührungsängste bei dem Thema sind also auch im Alter nicht besonders groß.

Wenn Sie Ihre Smartphone-Kurse geben: Spüren Sie da bei Ihren Kursteilnehmern diese Berührungsängste?

Ja. Für viele ältere Menschen ist so ein Smartphone ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei wollen sie erstmal gar nicht so viel von dem Gerät: Sie wollen telefonieren, mit ihren Kindern und Enkelkindern kommunizieren und vielleicht mal ein Bild verschicken.

Warum ist es für ältere Menschen mitunter eine große Überwindung, sich mit digitalen Geräten zu beschäftigen?

Ganz allgemein gesagt haben viele Angst, etwas nicht zu verstehen. Ganz konkret fühlen sich manche nicht wohl damit, etwa für eine Sprachnachricht in das Gerät hineinzusprechen. Dabei ist das eine Möglichkeit, zum Beispiel Whatsapp zu nutzen, ohne auf den oft sehr kleinen Tasten herumdrücken zu müssen.

Häufig beginnen die Probleme für Senioren schon, bevor sie das Gerät überhaupt nutzen. Dafür zu sorgen, dass man Internetempfang hat oder ein WLAN einzurichten, ist ja auch für jüngere Leute manchmal eine Herausforderung...

Ja, deswegen fange ich in meinen Kursen auch immer damit an. Erst erkläre ich ein bisschen Theorie, also: Wie ist ein Smartphone aufgebaut?, Was ist eine SIM-Karte?, Was ist ein Router?, Was ist ein Provider?, Welche Verträge gibt es?. Anschließend installieren wir in unserem Kurszimmer einen WLAN-Router und dann geht es los mit der Praxis. Das heißt: üben, üben, üben.

Wie ist das denn mit dem WLAN zu Hause? Von einmal Sehen werden die Kursteilnehmer das wahrscheinlich nicht können, oder?

Nein, das nicht. Aber die erste Frage muss da ohnehin erstmal lauten: Brauche ich zu Hause ein WLAN? Wenn man nicht gerade in einem Funkloch des eigenen Anbieters wohnt, ist das ja nicht unbedingt nötig. Falls man es aber möchte, sollte man sich beim Einrichten helfen lassen - von den Kindern, Enkelkindern oder jemand anderem, der sich auskennt. Das kann auch jemand aus dem örtlichen Elektronikladen sein.

Welche Smartphones würden Sie denn für Ältere empfehlen?

Es gibt spezielle Senioren-Handys mit größeren Tasten und einer übersichtlichen Oberfläche. Da kann man dann zum Beispiel nur telefonieren oder Nachrichten schreiben, vielleicht gibt es noch eine Notruftaste. Meiner Erfahrung nach muss es aber gar kein Senioren-Modell sein. Ich empfehle meinen Kursteilnehmern, die noch kein Handy haben, ein ordentliches Gerät für bis zu 200 Euro zu kaufen. "Ordentlich" heißt: Kein Uralthandy, bei dem das Betriebssystem und die Apps keine Updates mehr bekommen, bei dem der Speicher voll und die Oberfläche mit Apps zugekleistert ist. Kinder und Enkel sollten Geräte mit Oma und Opa gemeinsam einrichten

Kinder und Enkel meinen es ja oft gut, wenn sie ihre alten Handys an Oma und Opa weitergeben. Aber das ist Quatsch, sagen Sie?

Nein, gar nicht. Aber sie sollten das Smartphone dann auf die Werkseinstellungen zurücksetzen und das Gerät mit Oma und Opa gemeinsam einrichten. Dabei sollten sie darauf achten, dass alle Passwörter etwa für den E-Mail-Account notiert werden. Ich würde zum Beispiel empfehlen, die Passwörter einzeln abzuheften und alphabetisch zu sortieren. Dadurch findet man sie immer wieder schnell.

Sind die Kinder oder Enkel nicht greifbar, kann man das Einrichten auch im Laden machen lassen. Das kostet etwas mehr, als ein Billig-Handy im Online-Shop zu kaufen, aber es lohnt sich. Auch hier sollte man darauf achten, dass man alle Zugangsdaten und Passwörter aufgeschrieben bekommt - ebenso wie Handynummer und Tarif. Was den Tarif angeht: Man muss nicht 20 Euro pro Monat für sein Handy ausgeben. Es gibt günstigere Tarife, schon ab 6 bis 10 Euro, wo eine Telefon-Flatrate und ein Datenvolumen mit drin sind.

Was neben der "Angst" vor dem Gerät, also davor, etwas daran nicht zu verstehen, am häufigsten als Vorbehalt zu hören ist: Ich weiß gar nicht, was ich damit machen soll.

Was die Angst angeht, die kann man durch häufiges Benutzen nehmen. Deswegen machen wir unsere Kurse immer en bloc: zweimal die Woche zweieinhalb Stunden und das drei Wochen lang. Dann prägt sich alles gut ein. Aber es ist auch klar, dass es beim Lernen Rückschläge gibt und jeder, der das Thema Smartphone angeht, muss das schon unbedingt wollen und darf sich nicht entmutigen lassen, wenn was nicht gleich funktioniert. Man kann ja nichts kaputt machen.

Was die Anwendungen angeht: In meinen Kursen frage ich am Anfang immer, was meine Teilnehmer mit dem Smartphone gern machen würden. Ansonsten habe ich ein paar Standard-Anwendungen, die den meisten sehr helfen.

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Nützliche Apps: Adressbuch, Navigation, Kalender

Whatsapp haben Sie ja schon genannt, welche sind das denn noch?

Das Adressbuch zum Beispiel. Im Kurs tragen wir uns da alle gegenseitig ein, mit Name, Vorname, Telefonnummer, Adresse und Geburtsdatum. Ein gepflegtes Adressbuch ist eine wichtige Grundlage für E-Mail-Programme, Navigations-Apps und den Kalender, in den dann zum Beispiel gleich die Geburtstage aus dem Adressbuch mit eingetragen werden.

In die Kalender-App schreiben wir zur Übung unter anderem unsere Schulungstermine rein. Außerdem sehen wir uns die Foto-App an und ich beantworte Fragen wie: Wie mache ich Fotos und Videos - und wie verschicke ich das dann zum Beispiel über Whatsapp?

Weitere sinnvolle Apps sind der Wecker, Google Maps, eine Wetter-App, Kochbuch-Apps, eine Übersetzungsapp, für manche auch die Wasserwaage. Fortgeschrittener ist es, einen Mail-Zugang auf dem Handy einzurichten und Mails zu schreiben, oder mit der Bahn-App umzugehen.

Und wenn jemand zu Ihnen sagt: "Aber ich hab' doch einen Taschen- und einen Wandkalender!"

Das ist auch gut. Aber bei einem Taschenkalender muss man zum Beispiel alle Geburtstage Jahr für Jahr neu eintragen. Und wenn man den Taschenkalender mal vergisst und unterwegs jemanden trifft, der fragt, ob man an diesem oder jenem Tag Zeit hat, kann man direkt im Handy nachsehen. Man kann seine Arzttermine sofort eintragen und bei Abschluss eines Handyvertrages reinschreiben, wann die Kündigungsfrist abläuft.

Es ist für manche eine große Umstellung, plötzlich einen elektronischen Kalender zu benutzen. Aber ich kann sagen: Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es eine feine Sache. Bei allen Apps, die es so gibt, ist aber wichtig, dass man sich nicht verzettelt. Gerade ältere Menschen haben oft auch psychische Leiden. Da wird es einem mit den vielen Optionen schnell zu viel und man gibt wieder auf.

Vor welchen Gefahren warnen Sie die Senioren in Ihren Kursen, wenn es ums Smartphone geht?

Die größte Gefahr ist eigentlich, dass sie ihre Passwörter nicht mehr wissen oder falsche Passwörter eingeben und dann bestimmte Sachen nicht mehr gehen. Deswegen das Notieren und ordentlich Ablegen. Doch auch wenn mal ein Passwort verloren geht, muss man nicht verzweifeln. Man kann es meist einfach zurücksetzen. Wichtig ist, dass man nicht nur seinen Namen oder "1234" als Passwort nimmt, sondern das noch ergänzt mit Sonderzeichen wie @, $ oder Ähnliches.

Wovor ich natürlich auch warne: niemals das Passwort rauszugeben, wenn ein vermeintlicher Servicemitarbeiter von Microsoft oder einem anderen Unternehmen anruft und angeblich mit irgendwas helfen will. Das machen die nicht ungefragt, da sollten alle Alarmglocken läuten.

Was raten Sie Kindern oder Enkeln, wenn sie wollen, dass ihre Eltern und Großeltern ein Smartphone nutzen?

Mein Rat ist: Machen Sie es mit den Eltern oder Großeltern zusammen. Setzen Sie sich miteinander hin, richten Sie es gemeinsam ein und üben sie dann auch gemeinsam. Schicken Sie einander Mails und Fotos - und zwar oft und immer wieder. Und wenn es ein Problem mit dem Handy gibt, fahren Sie hin oder - wenn Sie weit voneinander weg wohnen - sprechen Sie darüber beim nächsten Besuch. Ein Kompromiss wäre ein Videotelefonat; prinzipiell finde ich es aber eher schwierig, Probleme aus der Ferne zu lösen.

Den Senioren selbst kann ich bei Problemen sehr empfehlen, die Hotlines oder den Support der Handy-Hersteller oder der Provider anzurufen - statt zum Beispiel loszugoogeln oder gleich die Kinder zu fragen.

Über den Gesprächspartner

  • Dr. Albrecht Franke (75) ist Diplom-Ingenieur und war vor seinem Ruhestand Geschäftsführer der Bezirksgeschäftsstelle Chemnitz der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen. Als studierter Regelungstechniker und promovierter Kybernetiker hat er sich nach seiner Berufslaufbahn einem Projekt der Volkshochschule (VHS) Zwickau angeschlossen, "Gemeinsam in die digitale Zukunft". Dabei machen Senioren Smartphone- und PC-Kurse für andere Senioren.
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