Die Abkehr vom Verbrenner ist unumkehrbar. Dem E-Auto gehört die Zukunft – aber welche? Die nahe oder doch eine fernere? Das scheint nach der Europawahl fraglich.

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Die EU verabschiedete im Juni 2021 ein ambitioniertes Klimaschutzgesetz. Stark engagiert hatte sich dafür Ursula von der Leyen (CDU). In der aktuellen Europawahl gewann ihre Partei bei deutschen Wählern minimal an Stimmen. Vermutlich aber weniger wegen des Green Deal, sondern wohl eher, weil die CDU sich seit geraumer Zeit dafür stark macht, Teile der Maßnahmen zurückzudrehen. Das lässt sich wohl auch daran ablesen, dass die Grünen, die die Wähler offenbar besonders für das vermeintliche Verbrenner-Verbot verantwortlich machen, stark Stimmen verlieren.

Video: Der Kompromiss für E-Fuels und Verbrenner erklärt

Natürlich stellen die Wähler mutmaßlich nicht die Verkehrspolitik in den Vordergrund, zudem rangieren Umfragen zufolge Umwelt- und Klimaschutz nur noch auf Platz 4 der wichtigsten Themen, während sie 2019 noch am wichtigsten waren.

Will die CDU E-Fuels statt E-Autos?

Insofern ist es nur konsequent, dass die CDU sich gegen die als Verbrenner-Verbot bezeichneten Maßnahmen der EU wendete – gegen das Vorhaben der EU, ab 2035 keine Neufahrzeuge mehr zu erlauben, die beim Betrieb Treibhausgase emittieren. Weil es unwahrscheinlich ist, dass bis dahin genug aus Grünstrom hergestellte, teure E-Fuels bereitstehen, käme das nach Lage der Dinge einem Neuzulassungsverbot von Autos mit Verbrennungsmotoren gleich.

Neue E-Autos blieben hingegen erlaubt. Das wirkt nachvollziehbar, weil es sehr wahrscheinlich ist, dass die Stromerzeugung in Europa bis dahin so wenig CO₂-Emissionen zur Folge hat, dass E-Antriebe eine deutlich CO₂-ärmere Art der Automobilität ermöglichen – potenziell sind sie im Betrieb sogar CO₂-frei.

E-Autos sollen also Verbrenner verdrängen – sehr allmählich wohlgemerkt, denn bis 2035 bleiben noch gut 10 Jahre, jede Menge Diesel und Benziner auf die Straßen zu bringen, was die CO₂-Emissionen des Autoverkehrs nur langsam sinken lassen dürfte. Zu langsam für eine wirkungsvolle Eindämmung der Treibhausgasemissionen. (in der Bildergalerie zeigen wir die meistverkauften E-Autos in Deutschland im Mai 2024).

Das Klima braucht keinen Schutz, wir schon

Das Problem: Je länger wir die Reduktion verschieben, desto teurer wird es – für uns. Die Folgekosten der Klimaerwärmung zeichnen sich aktuell durch in immer kürzeren Abständen auftretende Jahrhunderthochwasser und nie gekannte Dürreperioden ab.

Klar, das E-Auto wird den Klimawandel nicht aufhalten, nicht mal das Emissionsproblem des Verkehrs allein lösen. Und der Widerstand gegen E-Autos speist sich nicht nur aus zunächst höheren Kosten und Reichweitenangst. Große Sorgen vor Wohlstandsverlust bereitet vielen auch, dass der "systemische" und volkswirtschaftliche Rivale China sich von langer Hand darauf vorbereitet hat, den Weltmarkt mit seinen Elektroautos zu dominieren. Dr. Jan Burgard, CEO und Mitgründer der Unternehmensberatung Berylls, ist sich in unserem jüngsten Moove-Podcast (siehe hier) sicher, dass China seine E-Auto-Industrie genau aus diesem Grund aufgebaut hat und anders als Europa nicht, um die CO₂-Emissionen zu senken. Immerhin: Das passiert unabhängig von den Gründen dennoch.

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Vor allem kann sich die EU für ihre edlen Motive nichts kaufen, schon gar keine Förderung der E-Mobilität. Sie steckt vielmehr in einem Dilemma: Fördert sie E-Autos, fördert sie auch die vor allem bei Batterien übermächtige chinesische Konkurrenz. Was tun? Aufgeben ist keine Option, findet Jan Burgard. Allein schon aus wirtschaftlichen Gründen. Denn Chinas Automarkt, der größte der Welt und für die deutschen Hersteller von überragender Bedeutung, wird rasend schnell elektrisch. Und wie gesagt: Der Kampf gegen die Klimaerwärmung spricht ja weiterhin für die Antriebswende © auto motor und sport

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