Sie setzen sich gefährlicher Strahlung aus, durchbohren sich ihr Herz oder fahren frontal gegen eine Wand – alles für die Wissenschaft. Forscher gehen für ihre Entdeckungen an die Grenzen und riskieren dabei manchmal sogar ihr Leben. Diese waghalsigen Menschen haben mit ihren Erfindungen unseren Alltag verändert.

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Marie Curie und die Radioaktivität

Sie ist die wohl bekannteste Wissenschaftlerin der Welt: Marie Curie (1867-1934) ist die erste Frau, die in unterschiedlichen Disziplinen mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde - sowohl in Physik (1903) als auch in Chemie (1911).

Auch ihre Tochter wurde für die Arbeit auf dem Gebiet der Radioaktivität mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet.

Curie gilt als Entdeckerin der Radioaktivität, sie isolierte Polonium und Radium. Die gebürtige Polin war es aber auch, die sich dafür einsetzte, dass Soldaten im Ersten Weltkrieg an der Front mithilfe von Röntgenstrahlen untersucht wurden - und entwickelte dafür mobile Geräte.

Das letztendlich Fatale für Curie: Damals kannte man die Gefahr noch nicht, die von radioaktivem Material ausgeht. Ihre Forschung wurde ihr dann auch zum Verhängnis. Durch ihren intensiven Kontakt mit den Substanzen verstarb sie 1934 an Leukämie.

Herzkatheter im Selbstversuch

Zwar hatte Marie Curie mit ihren Forschungen die Röntgentechnik vorangetrieben - für Herzuntersuchungen war die Entwicklung aber im Jahr 1929 noch nicht zu gebrauchen.

Das störte den deutschen Mediziner Werner Forßmann (1904-1979). Sein Plan: Genauso, wie es bei Tierversuchen schon erfolgreich geklappt hatte, wollte er einen Herzkatheter beim Menschen legen.

Doch an Patienten durfte er diesen Vorgang nicht testen – das untersagte ihm sein damaliger Klinikchef. Also musste er sich selbst der Forschung zur Verfügung stellen.

Mit der Unterstützung einer Krankenschwester wollte er beweisen, dass er einen Katheter gefahrlos über eine Vene ins Herz einführen kann und legte sich selbst auf den OP-Tisch. Nach einer örtlichen Betäubung schob er sich mit Hilfe eines Röntgengerätes einen Katheder in den linken Ellenbogen und schließlich komplikationslos bis in die Herzkammer.

Obwohl er die Herzmedizin revolutionierte, blieb die Anerkennung erst einmal aus: Aufgrund von Plagiatsstreitigkeiten wegen der Katheterisierung verlor Forßmann sogar seine Anstellung an der Berliner Charité.

Doch 1956, nachdem amerikanische Forscher sein Wissen aufgegriffen und die Erkenntnisse weiterentwickelt hatten, erhielt er den Nobelpreis für Medizin.

Todesmutig in den Elektrokäfig

Der britische Forscher Michael Faraday hatte sein Leben der Elektrizität verschrieben und sich schon einen Namen auf dem Gebiet gemacht, als er sich Ende 1835 fragte: Diese Elektrizität, wo genau befindet die sich eigentlich, wenn sie durch Gegenstände fließt?

Er begann seinen Versuch mit einem Metalleimer, den er auf eine isolierende Unterlage stellte und elektrisch auflud.

Mittels einer Metallkugel an einem Seidenfaden konnte er die Spannung an verschiedenen Stellen messen und fand so heraus, dass sie sich innerhalb und außerhalb des Eimers unterschiedlich verhielt.

Anfang 1836 wollte es Faraday genauer wissen. Er baute aus Kupferdraht und Zinnfolie einen drei Meter langen Würfel und wollte auch hier wieder an mehreren Stellen die Spannung messen. Dazu musste er aber in den Würfel steigen.

Sein Mut bescherte uns das Wissen, dass sich die gesamte Spannung in einem sogenannten Faraday’schen Käfig außerhalb befindet.

Wer also im Auto von einem Blitz getroffen wird, muss nichts befürchten und bleibt unversehrt.

Der erste Crash-Test-Dummy war ein Mensch

Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr steht der Name Lawrence Patrick. Der US-Forscher unterzog sich während seiner Arbeit an der Wayne State University vielen Selbsttests.

Der Grund: Als Mitte der 1950er-Jahre immer mehr Autos auf die Straßen kamen, stieg die Anzahl der Unfälle ebenfalls rapide an. Dinge wie Airbags waren Zukunftsmusik, selbst Sicherheitsgurte oder eine Knautschzone waren kein Standard.

Patrick wollte das ändern und das Autofahren sicherer machen. Erst verwendete er Leichen für seine Versuche, doch das reichte ihm bald nicht mehr aus.

Denn er konnte nicht auswerten, was ein Mensch aushalten kann und was eben nicht. Also stellte er sich selbst zur Verfügung und setzte sich 400 Mal auf einen extrem schnell bremsenden Schlitten, um einen Frontalaufprall gegen eine Wand zu simulieren.

Zudem ließ er sich Glasscherben ins Gesicht blasen und ein elf Kilo schweres Metallpendel gegen die Brust donnern.

Das Ergebnis seiner Forschungen war aber nicht nur ein sicheres Auto. Aufgrund seiner Erkenntnisse wurden auch Crash-Test-Dummys erfunden - sodass er und seine Studenten sich nicht mehr selbst zur Verfügung stellen mussten.

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