Die Femen-Aktivistin Josephine Witt ist heute vom Amtsgericht Köln für eine Protestaktion zu einer Geldstrafe von 1.200 Euro verurteilt worden. Der Grund: Störung der Religionsausübung. Witt war am ersten Weihnachtstag 2013 halb nackt auf den Altar des Kölner Doms gesprungen – aus Protest gegen die katholische Kirche. Zuletzt ist es ruhig um die Frauen-Organisation Femen geworden. Wer steckt hinter den Femen? Und welche Ziele verfolgt die Gruppierung?

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Wer sind die Femen-Frauen?

Die Femen-Gruppe hat sich 2008 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew gegründet. Die Organisation, deren Mitglieder vor allem junge Frauen und Studentinnen sind, definiert sich selbst als feministisch und hat durch zahlreiche provokante Aktionen internationale Beachtung gewonnen.

Welche Aktionen bevorzugen die Femen-Aktivistinnen?

Vor allem die Oben-ohne-Aktionen, die seit 2010 zum Markenzeichen der Femen wurden. Dabei bemalen die Aktivistinnen ihre nackten Oberkörper mit Parolen und tragen Blumenkränze im Haar. Die Femen selber nennen diese Aktionsform auch "Sextremismus".

Was sind die Ziele der Femen?

Die Organisation macht sich für die Rechte von Frauen stark. Nach ihrer Gründung waren sie zunächst nur in der Ukraine aktiv und setzten sich mit der Parole "Die Ukraine ist kein Bordell" gegen Sextourismus und Zuhälterei ein. Außerdem forderten sie die Bestrafung von Männern, die Prostitution in Anspruch nehmen.

Warum treten die Femen so radikal auf?

Ihre provokanten Methoden begründen die Femen damit, dass diese der einzige Weg seien, um gehört zu werden. "Wenn wir einfach Proteste mit Transparenten durchführen, dann werden unsere Forderungen nicht bemerkt", sagen sie.

Handelt es sich bei den Femen um eine anerkannte Organisation?

Nein, das ukrainische Justizministerium verweigert die Anerkennung, weil die Ziele der Femen als "Aufruf zur Störung der öffentlichen Ordnung" aufgefasst werden könnten.

Tritt Femen auch außerhalb der Ukraine auf?

Ja. Seit 2011 haben die Femen eine Reihe von Aktionen auch in anderen Ländern organisiert. In Paris führen sie seit 2012 wöchentliche Trainingseinheiten für Femen-Aktivistinnen durch und auch in deutschen Städten existieren Gruppen. Die weltweite Mitgliederzahl wird auf rund 300 geschätzt.

Wofür sind die Femen in Deutschland bekannt?

Hierzulande erregten die Femen mediale Aufmerksamkeit, als sie zum Beispiel in der Hamburger Herbertstraße gegen Prostitution, Menschenhandel und die Sexindustrie protestierten, auf der Hannover Messe in Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel den russischen Präsidenten Wladimir Putin bestürmten und dabei Schriftzüge wie "Fuck Putin" auf ihren nackten Oberkörpern trugen oder in die Live-Fernsehsendung von Markus Lanz einfielen.

Was sagen die Kritiker der Femen?

In ihrer Gründungsphase war die Berichterstattung über die Femen in den westlichen Medien fast ausschließlich positiv. Dies änderte sich, nachdem die Organisation zunehmend Aktionen außerhalb der Ukraine durchführte. Die Kritiker halten ihnen unter anderem vor, dass ihre Aktionen vor allem auf Medienwirksamkeit ausgerichtet seien und die Gruppe keine inhaltliche Arbeit leiste.

Immer wieder taucht das Gerücht auf, die Frauen seien gecastet. Was hat es damit auf sich?

Tatsächlich sind fast alle Aktivistinnen, die in den Medien mit der Organisation in Verbindung gebracht werden, groß, schlank und attraktiv. Würden sie sich nicht unter dem Slogan "Heidi Horror Picture Show" offen gegen Heidi Klums Format "Germanys next Topmodel" stellen, man könnte einige der Femen-Mitglieder zumindest optisch problemlos mit Kandidatinnen der Model-Casting-Show verwechseln.

Die Femen haben diesem Vorwurf allerdings inzwischen entschieden widersprochen: In einer Erklärung auf ihrer deutschen Webseite heißt es: "[Es] existieren genug fotografische Beweise, wo man Femen-Mitglieder unterschiedlichen Alters und Gewichtes, mit verschiedener Haar- und Hautfarbe sieht."

Und was hält Deutschlands bekannteste Frauenrechtlerin Alice Schwarzer von Femen?

Die Herausgeberin der Emma schrieb auf ihrem Blog, die Femen lägen mit ihren Methoden und Zielen "im Kern des Feminismus", die Gruppe kämpfe "auf subversive Art und Weise für zentrale feministische Anliegen".

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