Da soll noch jemand sagen, Tiere hätten keine Gefühle: Eine Schwertwal-Mutter schob ihr verstorbenes Junges über Tage immer wieder an die Wasseroberfläche, damit es nicht in den Tiefen versank. Oras sind stark gefährdet, in den letzten drei Jahren hat in der vor Victoria lebenden Population kein Jungtier überlebt.

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Es waren herzzerreißende Szenen, die sich über Tage in den Gewässern am nördlichsten Zipfel der US-Westküste abspielten: Damit ihr totes Junges nicht im Meer versank, stupste eine Schwertwal-Mutter es immer wieder mit der Nase an und trug es so weiter mit sich.

Das Baby war am Dienstag in den Gewässern vor der kanadischen Stadt Victoria geboren worden, schwamm noch mit der Familie und starb dann, wie Wissenschaftler des Center for Whale Research in der US-Stadt Friday Harbor mitteilten.

Das Junge war demnach nicht einmal eine Stunde alt geworden.

Kenneth Balcomb, Präsident des US-Walforschungsteams, bestätigte am Freitag, dass der Wal das Junge immer noch an der Wasseroberfläche hielt.

"Wenn die Mutter aufgibt, wird das tote Baby höchstwahrscheinlich im Wasser versinken", sagte Balcomb. Es sei denn, die Mutter bringe es in die Nähe der Küste. "Bei niedrigem Wasserstand strandet der Kadaver dann", sagte Balcomb.

Schwertwale sind stark gefährdet

Der Tod dieses Schwertwalnachwuchses zeigt nach Angaben der Wissenschaftler die Probleme der Orca-Population an dem Küstenabschnitt im kanadischen British-Columbia. Die Tiere sind stark gefährdet.

"In den vergangenen drei Jahren sind hundert Prozent der Schwangerschaften in dieser Population gescheitert, weil die Wale nicht genügend Nahrung haben", erklärte Balcomb.

Die Hauptnahrungsquelle der Orcas sind Chinook-Lachse. Diese sind nach Angaben der Wissenschaftler wie die Walpopulation stark gefährdet.

Besonders starke Bindung zum Nachwuchs

Dass Schwertwale oder Delfine ein totes Jungtier über mehrere Tage mit sich tragen, sei nichts Ungewöhnliches, teilten die Forscher weiter mit.

Die Tiere hätten eine besonders starke Beziehung zu ihrem Nachwuchs und würden sich manchmal bis zu einer Woche nicht von ihm trennen, hieß es in der Mitteilung.

Zu der Schwertwal-Population im nordöstlichen Pazifik gehören drei Gruppen. Im Juni 2018 gab es laut Walforschungszentrum 75 Wale; 23 davon in der Gruppe mit dem toten Baby. (ank/dpa)

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