Weihnachten kommt oft die ganze Familie zusammen, und dann ist eine der häufigen Fragen: Wie genau nennt man eigentlich unsere Art der Verwandtschaft? Wie heißt die Cousine der Mutter? Und gibt es wirklich so etwas wie einen Schwippschwager?

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Verwandte sitzen gemütlich beisammen, Anekdoten werden ausgegraben, man kommt ins Plaudern über die Familie. "Was bin ich denn nun eigentlich von deiner Tochter", fragt dann der Cousin die Cousine. Oder die Cousine der Mutter sagt zu deren Sohn: "Bin ich eigentlich deine Tante?"

"Wir suchen gerne nach dem, was uns verbindet", sagt Andrea Bentschneider, die das Thema Familie zum Beruf gemacht hat. Seit mehr als 20 Jahren ist sie in der Ahnenforschung tätig: "Warum uns das Gebiet der Verwandtschaft so fasziniert, ist kaum zu erklären. Auf jeden Fall stiftet es Identität und gibt uns Halt. Und wie wir verbunden sind, in welcher Beziehung wir zueinander stehen, möchten wir dann eben auch benennen können."

Weihnachten und andere Familienfeiern seien ein klassischer Zeitpunkt dafür, beobachtet sie: "Weil die vielen gemeinsam gelebten Traditionen unser Familienband so sichtbar macht."

Papa und Opa gehören zur "geraden Linie"

Die Bezeichnungen für Verwandte in sogenannter "gerader Linie" kennt jedes Kind. Dazu gehören die folgenden Personen, wie die Genealogie Werkstatt in Berlin aufklärt:

  • Eltern, Kinder, Großeltern, Enkel, Urgroßeltern, Urenkel, etc.

Kniffliger wird es dann schon in der Seitenlinie mit diesen Verwandten:

  • Großtante/Großonkel, Tante/Onkel, Geschwister sowie alle Nachkommen der Genannten.

Wie Sie aus unserer Grafik ableiten können, wäre beispielsweise der Cousin Ihres Vaters Ihr "Onkel zweiten Grades", eine Cousine Ihres Vaters oder Ihrer Mutter entsprechend "Tante zweiten Grades". Deren Tochter ist Ihre "Cousine zweiten Grades". Für die Cousine Ihrer Mutter sind Sie "Neffe/Nichte zweiten Grades". Entsprechend ist die Tochter Ihrer Cousine wiederum Ihre "Nichte zweiten Grades".

© 1&1 Mail & Media

Wer alles Ihr Schwippschwager sein kann

Sehr verwirrend? Fans von Loriot sind aus dessen Sketchen mit noch ganz anderen Bezeichnungen vertraut. Da taucht dann so etwas auf wie ein "verwitweter Schwippschwager". Was in aller Welt aber ist ein Schwippschwager?

Schwippschwägerinnen und Schwippschwäger gehören zur indirekten beziehungsweise angeheirateten Verwandtschaft, sind also Verwandte des Ehepartners oder Ehepartner Ihrer Geschwister.

  • Ein Beispiel: Der Ehemann Ihrer Schwester ist Ihr Schwager, dessen Bruder wiederum ist Ihr Schwippschwager.
  • Schwippschwäger sind füreinander aber beispielsweise auch die zwei Schwiegersöhne in einer Familie (also die Ehemänner von zwei Schwestern).

Ein häufiger Irrtum sei noch erwähnt: Viele meinen, gerade Linie sei dasselbe wie "Verwandtschaft ersten Grades". Das ist aber falsch, denn zum ersten Grad zählen nur Ihre Kinder und Ihre Eltern. Geschwister, Großeltern und Enkelkinder sind Verwandte zweiten Grades. Dritter Grad sind dann Onkel/Tante, Neffe/Nichte, Urgroßeltern, Urenkel.

Wurzeln stiften Identität: Forscherin erinnert sich an kuriosen Fall

Ahnenforscherin Bentschneider muss diese Begriffe oft herauskramen, wenn sie ihren Kunden nach manchmal langen Recherchen Ergebnisse vorlegt und im besten Fall ungeahnte Verwandte irgendwo auf der Welt entdeckt hat. Die Erkenntnisse lösen aber nicht immer Jubel aus. "Der Onkel einer unserer amerikanischen Kunden war am Boden zerstört, als er erfuhr: Er stammt gar nicht aus einem Clan aus den schottischen Highlands. Und er ist auch nicht, wie sein Leben lang angenommen, Nachfahr eines amerikanischen Präsidenten", erinnert sie sich an ihre kurioseste Geschichte.

Der Mann war aufgrund des Irrtums stolzer Besitzer eines Kilts, hatte alles in den passenden Clan-Farben, war Pilot im Zweiten Weltkrieg gewesen, "und nun erfuhr er, dass er deutscher Herkunft ist. Das stellte sein Leben ganz schön auf den Kopf."

Für die Ahnenforscherin zeigen solche Geschichten aber eines: "Wie wichtig unsere Wurzeln eben sind für uns und wie sehr wir uns auch darüber definieren." Deshalb legt sie jedem ans Herz: "Wenn Sie noch lebende ältere Verwandte haben, stellen Sie so viele Fragen wie möglich über ihr Leben und die Geschichte Ihrer Familie."

Zur Person: Andrea Bentschneider ist seit knapp 30 Jahren in der Ahnenforschung tätig. Anstoß war ein Bild ihrer verstorbenen Großmutter: "Die Ähnlichkeit war so frappierend, dass ich unbedingt wissen wollte, wer diese Frau war". Die Hamburgerin begann, auch anderen bei der Recherche nach den Wurzeln zu suchen und gründete 2004 das Unternehmen "Beyond History". Seit 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende des Verbands deutschsprachiger Berufsgenealogen sowie seit einigen Jahren Mitglied in der Association of Professional Genealogists (USA).

Verwendete Quellen:

  • Genealogie Werkstatt, Berlin
  • Gespräch mit Ahnenforscherin Andrea Bentschneider
Hinweis: Dies ist ein Artikel aus unserem Archiv.

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