Viele Experten gehen davon aus, dass für die Existenz außerirdischen Lebens auch Wasser vorhanden sein muss. Andersherum stimmt das allerdings nicht. Forscher haben jetzt einen Ort in Äthiopien gefunden, wo es kein Leben gibt.

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Forscher haben in Äthiopien einen Ort ohne jegliches Leben ausgemacht. Sie suchten in drei Tümpeln nach Spuren von Mikroorganismen, fanden aber nichts. Stattdessen fanden sie Bedingungen vor, unter denen kein Lebewesen existieren kann.

Die Seen enthalten entweder sehr viele Magnesium-Ionen oder sind stark salzhaltig, sehr sauer und heiß. Die Forschergruppe um Purificación López-García vom Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) in Orsay bei Paris (Frankreich) rät deshalb zur Vorsicht, wenn es darum geht, die mögliche Existenz von flüssigem Wasser auf fernen Planeten als Hinweis für Leben zu interpretieren.

Es gibt kein mikrobielles Leben in den Becken

Die untersuchten Seen liegen in Dallol, einem Gebiet mit vulkanischer Aktivität im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Eritrea. Tote Vögel am Ufer zeigen, dass den Seen giftige Dämpfe entsteigen. Dennoch hatten Wissenschaftler kürzlich berichtet,dass dort bestimmte Mikroorganismen leben können.

Die Forscher um López-García nahmen nun nochmals eine Reihe von Proben aus den Seen und auch aus der Umgebung. Sie untersuchten sie mit verschiedensten Analysemethoden, von Rasterelektronenmikroskopie über chemische Analysen und das Anlegen von Bakterienkulturen bis hin zur Suche nach genetischen Spuren möglicher Mikroben.

"Nach der Analyse von mehr Proben als in bisherigen Arbeiten, mit angemessenen Kontrollen zur Vermeidung von Verunreinigungen und einer genau abgestimmten Methodik haben wir verifiziert, dass es kein mikrobielles Leben in diesen salzigen, heißen und sehr sauren oder in den nahe gelegenen Magnesium-reichen Becken gibt", sagte López-García laut einer Mitteilung des News-Portals Plataforma SINC.

Sind Einzeller im Labor in Proben geraten?

Zwar fanden die Wissenschaftler vereinzelte genetische Spuren im See des Dallol-Lavadoms sowie im Gelben und im Schwarzen See. Jedoch: "Die meisten von ihnen waren verbunden mit bekannten molekularbiologischen Werkzeugsätzen und Laborkontaminanten, während andere mit dem Menschen in Zusammenhang stehende Bakterien waren", schreiben die Forscher.

Sie gehen deshalb davon aus, dass Einzeller auf die Seeoberfläche geweht wurden oder - trotz zahlreicher Vorsichtsmaßnahmen - im Labor in die Proben geraten sind.

"Unsere Studie zeigt, dass es auf der Erdoberfläche Stellen gibt, wie beispielsweise die Dallol-Teiche, die steril sind, obwohl sie flüssiges Wasser enthalten", sagte López-García.

Die Umgebung dagegen präsentierte sich den Forschern als Lebensraum überraschend vieler Einzeller, in der Mehrzahl Archaeen (eine urtümliche Lebensform) sowie einige Bakterienstämme. Sie werden zu den Extremophilen gerechnet, also Lebewesen, die unter extremen Bedingungen gedeihen.

Temperaturen von bis zu 108 Grad Celsius

Im Gelben und im Schwarzen See sind es die vielen zweifach positiv geladenen Magnesium-Ionen, die kein Leben zulassen. Denn sie zerstören Wasserstoffbrückenbindungen und damit Biomoleküle.

Im See des Dallol-Lavadoms ist es den Forschern zufolge die Kombination aus saurem Milieu (pH-Wert: 0), hohem Natriumchlorid-Salzgehalt (mehr als 35 Prozent) und Temperaturen von bis zum 108 Grad Celsius, die lebensfeindlich wirkt.

"Wir würden nicht erwarten, auf anderen Planeten Lebensformen in ähnlichen Umgebungen zu finden, zumindest nicht auf der Grundlage einer Biochemie, die der Biochemie auf der Erde ähnelt", betont López-García.

Die Forscher fanden auch winzige Mineralbruchstücke, die unter dem Mikroskop wie biologische Zellen aussehen, sogenannte "Biomorphe". "Diese Mineralpartikel könnten in anderen Studien als versteinerte Zellen interpretiert worden sein, während sie sich in der Realität spontan in der Sole bilden, obwohl es kein Leben gibt", sagt López-García.

Ob es anderswo auf der Erde Gewässer mit ähnlichen Bedingungen gibt, lassen die Wissenschaftler offen. Sie hatten ihre Erkenntnisse im Oktober im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" veröffentlicht. (ff/dpa)

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