Im kalifornischen Death-Valley-Nationalpark tritt immer wieder ein erstaunliches Phänomen auf: Große und schwere Steine wandern scheinbar von selbst über einen ausgetrockneten See. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, dass sie das bereits vor 200 Millionen Jahren getan haben. Diese Erkenntnis wirft allerdings Fragen auf.

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Bis zu 320 Kilogramm schwere Steine wandern immer wieder scheinbar von selbst über den ausgetrockneten See Racetrack Playa im Death-Valley-Nationalpark. Sie hinterlassen tiefe Furchen im Boden. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass dieses Phänomen bereits vor 200 Millionen Jahren zu Zeiten der Dinosaurier aufgetreten sein muss.

Seit 1896 untersuchen Archäologen ein Fossil aus Connecticut. Die Sandsteinplatte enthält den Fußabdruck und sogar die Hauttextur eines Prosauropoden. Erst im Jahr 2017 fiel dem Paläontologen Paul Olsen der Columbia University die auffällige Spur daneben auf.

Fossil
Die Sandsteinplatte mit den Fußabdrücken und der Spur eines Steins. © Lull, R.S., 1915

Ob die Furche die Bewegung von einem oder mehreren Steinen zeigt, kann er nicht mit Gewissheit sagen. Seine Erkenntnisse stellte Olsen mit seinen Kollegen auf dem Herbsttreffen der American Geophysical Union (AGU) vor.

So bewegen sich wandernde Steine

Forscher kennen zwei Wege, auf die sich die wandernden Steine bewegen können. In Spanien haben sie beobachtet, wie Steine über eine schleimige Mikrobenmatte rutschen.

Allerdings scheint der Stein sehr schwer gewesen zu sein, da die Furche auf der Sandsteinplatte besonders tief ist. Ein so schweres Objekt hätte sich nur mithilfe einer dicken Mikrobenmatte bewegen können. Allerdings hätte diese verhindert, dass sich der detaillierte Fußabdruck des Prosauropoden formt.

Deswegen gehen die Forscher um Olsen von dem zweiten Weg aus. Dafür müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst muss sich im Winter eine Fläche gerade so viel mit Wasser füllen, dass sich eine schwimmende Eisschicht bilden kann. Die Steine dürfen nicht versinken.

Wenn es Nacht wird, muss es genau die richtige Temperatur haben: Die Eisschicht muss dick genug sein, damit sie ihre Stärke behält, und dünn genug, damit sie sich frei bewegen kann.

Die aufgehende Sonne schmilzt dann das Eis. Es zerspringt in Stücke, die auf dem Wasser treiben. Wenn ein schwacher Wind geht, werden die schwimmenden Eisschollen über die Fläche geblasen. Die Steine schieben sie dabei vor sich her. Erst im Jahr 2014 haben Wissenschaftler herausgefunden, dass sich die Steine im Death Valley auf diese Art bewegen.

Kälte in den Tropen

Zurück zum Fossil aus Connecticut - denn berücksichtigt man diese Erkenntnisse, wird es bizarr: Connecticut lag nämlich vor knapp 200 Millionen Jahren in den Tropen. Wenn es sich damals tatsächlich kurz abgekühlt hat, ist das ungewöhnlich. Die Spuren lassen aber vermuten, dass das Wasser dort zumindest kurzzeitig gefroren sein muss.
"Es gibt keine Gründe dafür, anzunehmen, dass das Einfrieren eine normale Situation war", sagt Olsen auf der Seite der Universität. Die Pflanzen und Tiere in der Region waren nicht an Kälte gewöhnt.

Eine mögliche Erklärung für die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen: Vor knapp 200 Millionen Jahren hat es ein Massenaussterben gegeben. Rund 76 Prozent des Lebens auf der Erde wurde vermutlich durch einen Vulkanausbruch ausgelöscht. Durch die Eruptionen gelangten Gase in die Atmosphäre.

Solche Vulkanausbrüche können einen sogenannten vulkanischen Winter zur Folge haben. Die Temperaturen kühlen sich dann weltweit für kurze Zeit ab. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese vulkanische Aktivität die Umstände für den wandernden Stein geschaffen und sogar die Tropen abgekühlt hat.

Sicher können sich die Wissenschaftler allerdings nicht sein. Sie schließen weiterhin nicht aus, dass sich der Stein mithilfe einer Mikrobenmatte bewegt haben könnte. Olsen hofft darauf, dass er noch weitere Spuren von wandernden Steinen findet, die sich synchron bewegt haben. Das würde seine Theorie belegen.

Verwendete Quellen:

  • Columbia University: "Sailing Stone Track Discovered ‘Hiding in Plain Sight’ in Dinosaur Fossil"
  • AGU Fall meeting: "The sailing rock, the dinosaur, and the stem-mammal: ice, microbial mats, or both?"
  • ScienceAlert: "Fossil Find Shows The Enigmatic 'Sailing Stones' Existed Even 200 Million Years Ago"
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