Sie sind faszinierend und unheimlich zugleich: Supervulkane. Ein Ausbruch wird verheerende Folgen für unseren Planeten haben. Welche dramatischen Eruptionen es in der Vergangenheit gab und wie sich die Menschheit vor neuen Ausbrüchen schützen kann.

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Unter der Oberfläche des Yellowstone Nationalparks in den USA lauert eine Gefahr: Ein Vulkan, der sich aus gewaltigen Magmakammern speist. Der Yellowstone ist ein Supervulkan und gehört zu den größten Vulkanen der Welt.

Seine Aktivität verrät sich durch die zahlreichen Geysire, heißen Quellen und heftig blubbernden Schlammlöcher des Parks. Zudem hebt und senkt sich der Boden dort immer wieder.

Was ist ein Supervulkan?

Wer bei einem Vulkan an einen kegelförmigen Berg mit Krater im Gipfel denkt, der ist bei der Beschreibung des Supervulkans Yellowstone im gleichnamigen US-Nationalpark zunächst irritiert. Denn dieser brodelt unter einer flachen Ebene.

Bei der Explosion von Supervulkanen bildet sich kein Feuerberg. Stattdessen wird ein gewaltiges Loch in die Erdkruste gerissen, das man Caldera nennt.

Eine wissenschaftlich exakte Definition für Supervulkane gibt es nicht. Entscheidend für die Klassifizierung ist die Menge an ausgestoßenem Material und die Höhe der Eruptionssäule bei der Explosion.

Die Explosion eines Supervulkans kann mehrere 1.000 Kubikkilometer Gesteinsmaterial und Asche in die Atmosphäre schleudern.

Ein schwacher Trost: Supervulkane brechen in der Regel nur alle paar hunderttausend Jahre aus. Die jährliche Wahrscheinlichkeit, dass der Yellowstone ausbricht, berechnen Geologen derzeit mit 1:700.000.

Das passiert, wenn ein Supervulkan ausbricht

Der letzte heftige Ausbruch des Yellowstone liegt 640.000 Jahre zurück. Damals spuckte er 983 Kubikkilometer vulkanisches Material an die Oberfläche. Durch die Eruption stürzte der Boden ein und ein gigantischer Krater entstand - der Yellowstone-Park.

Geologen haben simuliert, was bei einem erneuten Ausbruch passieren würde. Die Folgen wären verheerend. Durch Feuerregen und einen Glutsturm würde sich der Himmel verdunkeln.

Schwefelsäure-Aerosole würden sich auf dem gesamten Erdball verteilen. Zehntausende Menschen würden unmittelbar durch die Explosion ihr Leben verlieren.

Im Umkreis von 500 Kilometern wäre die Landschaft mit einer über einen Meter dicken Ascheschicht bedeckt. Das würde die Ernte auf Jahre vernichten. Lebensraum würde unbewohnbar und zahlreiche Menschen müssten flüchten.

Durch riesige Wolken aus Säure und Asche würde zudem das globale Klima um zehn Grad heruntergekühlt werden. Sowohl die elektrische Kommunikation als auch der Luftverkehr wären gestört.

Kein Wunder also, dass Geologen die Aktivitäten des Yellowstone rund um die Uhr ganz genau im Auge behalten.

Wo gibt es Supervulkane?

Die genaue Anzahl von Supervulkanen ist nicht bekannt. Experten gehen derzeit davon aus, dass es weltweit rund 20 Supervulkane gibt, die auf allen Kontinenten verteilt sind.

Vor rund 26.500 Jahren ist der letzte Supervulkan ausgebrochen: in Neuseeland, im Gebiet des Lake Taupo. Vor 74.000 Jahren hüllte der Ausbruch des Supervulkans Toba auf der indonesischen Insel Sumatra die Erde jahrelang in Dunkelheit.

Als Europas Supervulkan sorgen derzeit die Phlegräischen Felder in Italien für Aufsehen.

Die Phlegräischen Felder - eine Gefahr für Europa?

Die Phlegräischen Felder sind ein circa 150 Quadratkilometer großes Areal bei Neapel.

Die Gegend wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, doch hier herrscht eine hohe vulkanische Aktivität, wie Schwefelquellen verraten.

Die "glühenden Felder", die Campi Flegrei, haben 29 potenziell eruptive Zentren im Westen von Neapel. Sie gelten bei vielen Experten als der derzeit vermutlich gefährlichste Vulkan der Erde. Denn er bedroht so viele Menschen, wie kaum ein anderer.

Vor 39.400 Jahren spuckten die Felder etwa 350 Kubikkilometer Material. Was Experten beunruhigt: Die Aktivität der Phlegräischen Felder ist zuletzt wieder gestiegen.

Deswegen werden sie rund um die Uhr von Seismologen überwacht. Jede Bewegung im Boden wird mithilfe von GPS- und Radar-Satelliten dokumentiert.

Anhand dieser Daten lässt sich belegen, dass der Druck im Untergrund steigt. Dies heißt jedoch noch lange nicht, dass ein Ausbruch in den kommenden Jahren bevorsteht.

Den genauen Zeitpunkt der Eruption vorherzusagen ist unmöglich. Bis dahin können viele Monate oder auch tausende Jahre vergehen.

Eins ist jedoch klar: Steht ein Ausbruch unmittelbar bevor, muss die umliegende Bevölkerung evakuiert werden.

Wie kann der Ausbruch eines Supervulkans verhindert werden?

Unlängst schlug die Nasa vor, den Supervulkan im Yellowstone Nationalpark permanent abzukühlen. Das ist mit Frischwasser, welches über eine Wasserleitung ins Gebirge gepumpt wird, möglich.

Der Plan hat allerdings einen Haken: Das Projekt wäre extrem teuer und würde gigantische Mengen der ohnehin knappen Ressource Wasser benötigen.

Nasa-Forscher Brian Wilcox unterbreitete gegenüber der BBC noch einen anderen Vorschlag: Man könnte den Vulkan anbohren und ein Geothermalkraftwerk installieren.

So würde permanent Hitze aus dem Boden gezogen und die Magmakammern allmählich geleert werden. Allerdings birgt auch dieser Vorschlag Risiken: Läuft die riskante Bohrung schief, könnte das den Vulkanausbruch begünstigen.

Noch weiß man zu wenig über Supervulkane, um all die Veränderungen im Untergrund richtig zu deuten und sichere Prognosen über ihren Ausbruch abgeben zu können.

Der einzige Weg, um für einen etwaigen Ausbruch gewappnet zu sein, ist es, die schlafenden Riesen rund um die Uhr zu überwachen.

Nur so kann man sie besser verstehen lernen, Veränderungen unter der Erdoberfläche rechtzeitig richtig deuten - und im Ernstfall Menschenleben retten.

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