Old Faithful (dt. "der alte Getreue") ist einer der bekanntesten Geysire der Erde. Doch so getreu, wie sein Name vermuten lässt, war die heiße Quelle im Yellowstone Nationalpark in den USA anscheinend nicht immer: Es gab einen Zeitpunkt, an dem der Geysir völlig trocken lag – und das könnte durch den Menschen wieder passieren, wie neue Studien zeigen.

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Es blubbert, plötzlich bildet sich eine große Blase, heißer Dampf und Wasser schießen spektakulär in die Höhe: Pünktlich wie ein Uhrwerk liefert der Geysir Old Faithful alle 90 bis 94 Minuten den Zuschauern im Yellowstone Nationalpark dieses Schauspiel, und das seit Jahrhunderten. Aufgrund dieser Konstanz trägt er auch seinen Namen, der übersetzt "der alte Getreue" bedeutet.

Doch neue Untersuchungen zeigen, dass die Wassersäule des alten Getreuen nicht immer in den Himmel geschossen ist: Vor rund 800 Jahren führte eine Dürre dazu, dass der Geysir völlig ausgetrocknet ist, wie Froscher Shaul Hurwitz, ein Geologe des U.S. Geological Survey, und seine Kollegen herausgefunden haben. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Science" veröffentlicht.

Fossile Baumstämme deuten auf Trockenzeit des Old Faithful hin

Die Forscher untersuchten dazu versteinerte Holz-Proben, die in den 1950 Jahren im Umfeld des Geysirs gefunden wurden und sich im kieselsäurehaltigen Wasser erhalten hatten. Das Vorhandensein von versteinertem Holz deutete darauf hin, dass die direkte Umgebung des Geysirs in der Vergangenheit trocken gelegen haben muss, da die aggressive Mischung aus Hitze und Mineralien ansonsten die Entwicklung von Bäumen unterbunden hätte.

"Als ich die Proben für die Radiokarbondatierung einreichte, wusste ich nicht, ob sie Hunderte oder Tausende von Jahren alt sein würden", erklärt Hurwitz. "Es war ein 'Aha!'- Moment, als sich alle Proben um einen Zeitraum von hundert Jahren zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert gruppierten."

Bei den gefundenen Holzproben handelte es sich um Lodgepole-Kiefern, die auch heute noch im Yellowstone Nationalpark wachsen. Ein Fragment war ein etwa 2,4 Meter langes Stück Stamm, welches laut den Forschern rund 80 Jahre lang gewachsen sein musste. Daraus schlossen sie, dass der Geysir fast ein Jahrhundert zur Ruhe gekommen war.

Ursache der Trockenzeit fällt in die Periode der mittelalterlichen Klimaanomalie

Daraufhin suchten die Forscher nach einer Ursache für die Trockenphase und fanden sie in historischer Literatur: Die Hinweise deuteten auf die mittelalterliche Klimaanomalie, eine mysteriöse warme Trockenzeit, die über die komplette nördliche Hemisphäre zu spüren war und in den Zeitrahmen passt. Verursacht wurde die Anomalie wahrscheinlich durch Veränderungen in den Ozeankreisläufen.

Sie hat vermutlich zu einer ausgedehnten Dürre geführt, welche die Wasservorräte des Old-Faithful-Systems aufgebraucht hat. Damit wären die Ausbrüche zum Erliegen gekommen und die Bäume hätten wachsen können. Und das könnte in Zukunft wieder passieren, mahnt Hurwitz.

Denn die globale Erwärmung mache ausgedehnte Dürreperioden wahrscheinlicher. Deswegen könne es sein, dass der Old Faithful künftig nicht mehr in der ihm eigenen Regelmäßigkeit ausbricht – und eventuell wieder ganz versiegt. Laut früheren Untersuchungen von Hurwitz hat der menschengemachte Klimawandel die Abstände zwischen den Ausbrüchen des Geysirs schon jetzt um ein bis zwei Minuten in die Länge gezogen.

Verwendete Quellen:

  • Science - Drought once shut down Old Faithful - and might again
  • New York Post - Climate change may cause Old Faithful to stop spewing: study
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