Forschende haben in Australien einen Käfer entdeckt, der sich mit Hilfe einer Termiten-Attrappe auf dem Rücken von echten Termiten füttern lässt.

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Die bisher unbekannte Art aus der Familie der Kurzflügelkäfer sei auf den Namen Austrospirachtha carrijoi getauft worden, schrieben Wissenschaftler der brasilianischen Universidade de São Paulo im Fachmagazin "Zootaxa". Medienberichte sprechen von "einer der vielleicht verrücktesten Formen der Mimikry auf der Erde".

Die Käfer vergrößern für die originalgetreue Nachbildung ihren Unterleib - das Phänomen ist als sogenannte Physiogastrie bekannt. Im Falle des neu entdeckten Käfers hat die Evolution diesen Körperteil mit der Zeit in eine äußerst realistische Kopie einer Termite umgeformt, samt Pseudo-Antennen und -Beinchen. Der echte, viel kleinere Kopf des Käfers lugt kaum sichtbar unter seiner Termitenverkleidung hervor. Der Mimikry-Meister wurde im australischen Northern Territory entdeckt.

Gewusst wie: Käfer lässt sich scheinbar durchfüttern

Vermutlich geht es dem Käfer darum, sich nicht mehr um die Nahrungssuche sorgen zu müssen: Weil er einen sehr kleinen Mund hat, gehen die Forscher davon aus, dass er nicht eigenständig die Eier und Larven von Termiten frisst, sondern sich stattdessen von diesen füttern lässt.

Im Reich der Termiten suchen die sogenannten Arbeiter nach Nahrung und verdauen diese vor. Anschließend wird das Erbrochene an hungrige Mitglieder der Kolonie verfüttert. Dieses Sozialverhalten ist als Trophallaxis bekannt. Die Vorteile, eine Termiten-Nachbildung mit sich herumzutragen, lägen für den Käfer auf der Hand, heißt es in einem Bericht der Zeitschrift "Science Times": "Sobald er im Nest ist, kann er sich entspannen und für den Rest seines Lebens den kostenlosen Termiten-Zimmerservice genießen."

Auch andere Arten von Kurzflügelkäfern (Familie Staphylinidae) sind als Meister der Verkleidung bekannt. Einige haben sich etwa über Millionen von Jahren so entwickelt, dass sie in Aussehen, Geruch und Verhalten Armeeameisen gleichen. So können sie unbehelligt neben den Ameisen herlaufen und sich von deren Eiern und Jungen ernähren. (dpa/tar)

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