• Die Sahara ist heiß, trocken und voller Energie.
  • Die könnten sich Bewohner und der Rest der Welt zunutze machen.
  • Wie, das erklärt Peter Heck, Geschäftsführender Direktor des Instituts für angewandtes Stoffstrommanagement.

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Fossile Energien werden knapp, der weltweite CO2- Ausstoß heizt den Klimawandel an. In der Sahara in Nordafrika, eine der ärmsten Regionen weltweit, gibt es neun Millionen Quadratkilometer Trockenwüste, und die Sonne brennt hier täglich. Sehr viel Platz und Energie also, um ein paar unserer dringendsten Probleme zu lösen.

Neue Wälder als CO2-Speicher

Manche Ideen sind so groß, dass sie beim ersten Hören die Vorstellungskraft überstiegen.
Ein Professor aus Birkenfeld bei Trier hat eine solche Idee: Peter Heck, Direktor des Instituts für Stoffstrommanagement am Umwelt-Campus, will mit einem riesigen Aufforstungsprojekt die Wüste von Mauretanien begrünen. Die ausgedehnten Sanddünen des nordwestafrikanischen Staates bilden den westlichen Rand der Sahara. Mit solarbetriebenen Entsalzungsanlagen, die aus dem Wasser des Atlantiks das Salz herausfiltern, sollen die Pflanzen gegossen werden. Aus den Sträuchern und Bäumen können dann Rohstoffe wie Pflanzenöl und Holzschnitzel gewonnen werden und der armen Bevölkerung eine existenzsichernde Einkommensquelle verschaffen. Zudem würden die Pflanzen durch die für das Wachstum notwendige Photosynthese gigantische Mengen Kohlenstoff aufnehmen und so die globale Erderwärmung abbremsen.

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Große Grüne Mauer in den Sand gesetzt

Das erinnert an die "Great Green Wall", ein älteres Projekt von 2007. Die Afrikanische Union entwarf seinerzeit einen 15 km breiten Streifen aus Bäumen und Gärten als Bollwerk gegen die Wüste, quer durch Afrika vom Atlantik bis zum Roten Meer. Ein gigantisches Klimaschutz-Projekt, das auch die Uno und die Weltbank mit Hunderten von Millionen Dollar unterstützte. Nach zehn Jahren waren nur weniger als vier Prozent des geplanten Grüns gewachsen.

Zu viel Geld versandete in zu viel Bürokratie, dazu kamen grundsätzliche Planungsfehler, die zu wenig Rücksicht auf die extremen Bedingungen der Sahelzone nahm. Die meisten der gepflanzten Bäume gingen bei den extremen Lebensbedingungen wegen mangelnder Pflege schnell wieder ein oder wurden von der bedürftigen Bevölkerung als Feuerholz geschlagen.

Agrarforscher entdeckt unterirdische Wälder

Einen viel einfacheren Weg ging Tony Rinaudo. Vor Jahren entdeckte der Australier in Niger unter einem einsamen Wüstenbusch ein gewaltiges, noch intaktes Wurzelwerk. Er begann die Sprösslinge systematisch zu hegen und erweckte so einen unterirdischen Wald zum Leben. Seine Erfahrungen gibt er seitdem in der Region und der Welt weiter. "Wenn die Menschen verstehen, dass mit den Bäumen das Wasser kommt und mit dem Wasser eine widerstandsfähige, nachhaltige Landwirtschaft möglich wird, übernehmen sie von selbst Verantwortung für ihre Pflanzen," stellte Rinaudo fest. Ohne Setzlinge zu pflanzen, entstehen ganze Wälder mit Früchten, Tieren und genug Feuerholz. Das örtliche Ökosystem erholt sich und bietet die dringend benötigte Lebensgrundlage.

"Einen Wald unter der Erde gibt es fast überall in der Sahara. Wir müssen ihn nur suchen und fördern. Das ändert alles. Man kann günstig und schnell aufforsten und fördert gleichzeitig die Gemeinschaft. Die Menschen brauchen nicht einmal Anreize, sobald sie verstehen: Ich kann das für mich machen, für eine bessere Zukunft meiner Kinder", erklärte der Agrarwissenschaftler auf einem Vortrag.

Sonnenenergie aus der Sahara

Groß war auch die Idee der Desertec-Initiative Anfang der 2000er Jahre: Studien des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt hatten errechnet, dass solarthermische Kraftwerke auf weniger als 0,3 Prozent der Wüstenfläche genügend elektrische Energie für die produzierenden Länder und sogar Europa erzeugen könnten. Die Sahara als "Powerhouse der Welt": zu einfach, um wahr zu sein? Das Projekt bekam zwar 2008 den Utopia-Nachhaltigkeitspreis verliehen, scheiterte dann aber an internen Querelen, einseitigen Interessen und politischen Konflikten.

Vor Ort trägt die Idee jedoch Früchte: In Nordafrika sind mittlerweile gigantische Solarkraftwerke mit bis zu 500 Megawatt Leistung entstanden oder werden gerade gebaut. In solchen Sonnenwärmekraftwerken wird das Sonnenlicht mittels im Kreis angeordneter Spiegel auf einen zentralen Turm reflektiert. Die Energie erhitzt das im Turm enthaltene Wasser. Aus der so gespeicherten Wärmeenergie wird dann Strom erzeugt.

Mit der produzierten Energie wird zuerst der lokale Markt versorgt. Überschüsse könnten dann als Wasserstoff und mit Gewinn per Leitungen nach Europa exportiert werden. Zum Beispiel nach Deutschland, das trotz eigener regenerativer Energiequellen 10 bis 30 Prozent an grüner Energie importieren muss.

Über die Experten:
Prof. Dr. Peter Heck ist Direktor des Instituts für Stoffstrommanagement am Umwelt-Campus. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen der regionalen Wertschöpfung, Klimaschutz und erneuerbaren Energien.
Der australische Agrarexperte Tony Rinaudo entdeckte vor 35 Jahren, wie zerstörte Wälder unter Nigers Wüstensand mit der richtigen Pflege wieder belebt werden können. Dafür bekam er den alternativen Nobelpreis, den 'Right Livelihood Award'.

Verwendete Quellen:

  • Institut für angewandtes Stoffstrommanagement: "Aufforstungsprojekt in der Wüste Mauretaniens" – Interview mit Prof. Heck im SWR, vom 01.09. 2022
  • Webseite "Great Green Wall"
  • Vortrag von Tony und Liz Rinaudo im UWC Robert-Bosch-College, Freiburg: "Regreen & Empower", am 25.10.2022
  • Webseite "World Vision"
  • Archiv Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vom 25.März 2011: "Desertec: der Beitrag des DLR zum Wüstenstromprojekt"
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