Im Pariser Klimaabkommen hat sich die internationale Staatengemeinschaft verpflichtet, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dass dieses Ziel noch erreicht wird, gilt mittlerweile als äußerst zweifelhaft. Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer geht sogar davon aus, dass das Ziel sogar mehrere Jahrzehnte lang überschritten wird.

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Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer rechnet damit, dass die weltweite Durchschnittstemperatur das 1,5 Grad-Limit des Pariser Abkommens wahrscheinlich jahrzehntelang überschreiten wird. "Wir werden akzeptieren müssen, dass es ein Überschießen gibt der Temperatur für mehrere Dekaden", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung im "Interview der Woche" des Deutschlandfunks, das am Sonntag ausgestrahlt wird. Mit Glück könnte es funktionieren, "dass wir diese Temperaturkurve wieder zurückbiegen dann etwa gegen Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad".

Ottmar Edenhofer
Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). © dpa/Monika Skolimowska

Die internationale Staatengemeinschaft hat das 1,5-Grad-Ziel vereinbart, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte mit unumkehrbaren Konsequenzen zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dabei geht es darum, die Erwärmung global möglichst auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen. Schon jetzt hat sich die Erde nach Angaben des Weltklimarates IPCC um etwa 1,1 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit aufgeheizt, in Deutschland sind es sogar 1,6 Grad.

Karlsruher Urteil reißt Loch in Klimahaushalt

Ein Absenken der Durchschnittstemperatur werde nur gelingen, "wenn wir im großen Maßstab CO2 der Atmosphäre entziehen können, also mit anderen Worten, wenn wir netto negative Emissionen erzeugen", so Edenhofer.

Mit dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts von Mittwoch wurde ein 60 Milliarden Euro großes Loch in die Finanzierung von Klimavorhaben der Bundesregierung gerissen. Die Ampel-Koalition ist laut Edenhofer gezwungen, Prioritäten zu setzen. "Sie muss also entweder die Ausgaben kürzen, bei den Ausgaben neu priorisieren und umstrukturieren oder sie muss zu Steuererhöhungen greifen, also zum Beispiel den CO2-Preis weiter erhöhen", sagte der Klimaforscher. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Verwendung von Corona-Krediten für Klimaprojekte als verfassungswidrig bewertet. (dpa/cze)

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