• Die ältesten bislang bekannten Mumien sind etwa 7.000 Jahre alt und stammen aus Chile.
  • Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun allerdings Hinweise darauf gefunden, dass die Menschen bereits vor 8.000 Jahren ihre Toten mumifiziert haben könnten.

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Mit Mumien bringen die meisten Menschen vor allem die aufwendig präparierten Gebeine aus dem alten Ägypten in Verbindung. Doch Leichname wurden in vielen Erdregionen konserviert - und möglicherweise schon viel früher als bisher bekannt: Archäologen haben Hinweise darauf gefunden, dass Jäger und Sammler im Südwesten der Iberischen Halbinsel ihre Toten schon vor 8.000 Jahren mumifizierten.

Wie sie im "European Journal of Archaeology" berichten, wurden Leichname dort zunächst getrocknet und dann in einer speziellen Körperhaltung bestattet. Zum Vergleich: Die bislang ältesten bekannten Mumien stammen aus Chile und sind etwa 7.000 Jahre alt.

Mehrere Tote in extrem gekrümmter Haltung bestattet

Für die Studie analysierte das Team um Rita Peyroteo-Stjerna von der Universität Uppsala Fotos von 13 Menschen, deren 8.000 Jahre alten Überreste Anfang der 1960er Jahre im Sado-Tal im Süden von Portugal gefunden worden waren.

Anhand der Bilder rekonstruierten die Wissenschaftler die Positionen, in denen die Toten begraben wurden, um mehr über die damaligen Bestattungsrituale zu erfahren. Zudem zogen sie Ergebnisse von Verwesungsexperimenten heran, die an einem Forschungsinstitut der Texas State University mit Leichnamen und Mumien durchgeführt worden waren.

Einige der 13 Toten wurden dem Team zufolge in extrem gekrümmter Haltung bestattet: Ihre Beine waren in den Knien gebeugt und vor der Brust platziert. Bemerkenswerterweise waren Gelenkverbindungen selbst an schwachen Gelenken wie an den Füßen noch erhalten. Im Zuge normaler Verwesungsabläufe fielen solche Verbindungen meist auseinander, schreiben die Forscher.

Mumifizieren: Verfahren vereinfachte vermutlich Transport von Leichnamen

Sie deuten ihre Befunde als Ergebnis eines "kontrollierten natürlichen Mumifizierungsprozesses". Demnach wurden die Toten vermutlich längere Zeit getrocknet, um sie zu konservieren, während sie mit Seilen oder Bandagen in die hockende Position gedrückt wurden. Die Austrocknung bewahrte demnach nicht nur die schwachen Gelenkverbindungen, sondern ermöglichte auch, die Körper stärker zu beugen. Zudem habe es das Verfahren wahrscheinlich vereinfacht, die zusammengezogenen, leichteren Leichname zu transportieren.

Sollte das Team Recht haben, hätten Bestattungen bereits in der Mittelsteinzeit eine große Rolle gespielt. Denn sowohl der Prozess der Mumifizierung als auch der Transport der Toten wären mit Aufwand verbunden gewesen.

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"Diese Praktiken würden auch die Bedeutung der Grabstätten und die Wichtigkeit unterstreichen, die Toten zu diesen Orten zu bringen, und zwar in einer Art und Weise, die den Körper bewahrte und schützte, und die nach kulturell geregelten Prinzipien erfolgte", schreibt das Team.

Schlussfolgerung muss durch weitere Analysen belegt werden

Allerdings stützt sich die Schlussfolgerung bislang nur auf Indizien und muss durch weitere Analysen belegt werden. Kein leichtes Unterfangen: Gerade in feuchteren Klimazonen - wie im Großteil Europas - überdauert Weichgewebe normalerweise keine längeren Zeiträume. Und ohne solches Gewebe müssen Wissenschaftler nur anhand der Knochen bestimmen, ob ein Körper durch Mumifizierung konserviert wurde oder nicht.

Sollten sich die Ergebnisse der Studie bestätigen, wäre die Mumifizierung von Toten in der Vorgeschichte weiter verbreitet gewesen als bisher bekannt. Bislang galten die in der chilenischen Atacama-Wüste gefundenen und kunstvoll verzierten Chinchorro-Mumien aus der gleichnamigen Jäger- und Sammler-Kultur als älteste Fälle von absichtlicher Mumifizierung.

Bei diesen vor etwa 7.000 Jahren bestatteten Körpern ist teilweise sogar noch Weichgewebe erhalten. Die meisten der weltweit bewahrten Mumien sind jedoch wesentlich jünger und einige hundert bis 4.000 Jahre alt. (ff/dpa)

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