Vor 1.500 Jahren lebte der chinesische Kaiser Wu. Doch wie sah der Herrscher genau aus? Forscherinnen und Foscher haben nun mithilfe von Knochenfunden und DNA-Analysen sein Aussehen rekonstruiert.

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Braune Augen, schwarze Haare und ein eher dunkler Teint: Eine chinesische Forschungsgruppe hat das Gesicht des chinesischen Kaisers Wu aus der Nördlichen Zhou-Dynastie rekonstruiert. Wie die Wissenschaftler im Fachblatt "Current Biology" berichten, nutzten sie dafür DNA, die sie aus den Überresten des Herrschers gewannen - und die auch vermuten lässt, woran der Regent vor knapp 1.500 Jahren verstarb.

Xianbei sollen exotisches Aussehen gehabt haben

Kaiser Wu (543-578) war der äußerst einflussreiche dritte Herrscher der Nördlichen Zhou-Dynastie (557-581), der unter anderem das Militär reorganisierte und den nördlichen Teil des alten Chinas vereinte, nachdem seine Truppen im Jahr 577 die rivalisierende Nördliche Qi-Dynastie zerstört hatten.

"Unsere Analyse zeigt, dass Kaiser Wu typische ost- oder nordostasiatische Gesichtszüge hatte."

Shaoqing Wen, Studienautor

Ethnisch gehörte Wu, der eigentlich Yuwen Yong hieß, zu den Xianbei, einer alten Nomadengruppe, die in der heutigen Mongolei und im nördlichen und nordöstlichen China lebte.

"Einige Gelehrte sagten, die Xianbei hätten ein 'exotisches' Aussehen gehabt, wie zum Beispiel einen dichten Bart, einen hohen Nasenrücken und gelbes Haar", sagt Studienautor Shaoqing Wen von der Fudan-Universität in Shanghai, in einer Mitteilung. "Unsere Analyse zeigt, dass Kaiser Wu typische ost- oder nordostasiatische Gesichtszüge hatte."

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DNA enthält Informationen über Wus Haut- und Haarfarbe

Ermöglicht wurde die Analyse durch die Entdeckung des Grabes des Herrschers 1996 im Nordwesten Chinas. Darin fanden Archäologen seine Knochen, darunter den fast vollständig erhaltenen Schädel. Die aus den Überresten gewonnene DNA enthielt auch Informationen über die Haut- und Haarfarbe von Kaiser Wu.

In Kombination mit seinem Schädel rekonstruierte die Forschungsgruppe so sein Gesicht in 3D. Das Ergebnis zeigt, dass der Regent braune Augen, schwarzes Haar und eine dunkle bis mittlere Hautfarbe hatte, und dass seine Gesichtszüge denen heutiger Menschen aus Nord- und Ostasien ähnelten.

chinesischer Kaiser Wu
Das Bild, das die Forscher mithilfe der DNA erstellt haben. © IMAGO/Xinhua/Li Yibo

Kaiser Wu starb bereits mit Mitte dreißig

"Unsere Arbeit hat historische Figuren zum Leben erweckt", kommentiert Co-Autorin Pianpian Wei. "Bisher musste man sich auf historische Aufzeichnungen oder Wandmalereien verlassen, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Menschen der Antike aussahen. Wir sind in der Lage, das Aussehen des Xianbei-Volkes direkt zu zeigen."

Die DNA-Analysen werfen darüber hinaus ein Licht auf das bislang ungelöste Rätsel um den frühen Tod des Herrschers: Kaiser Wu starb bereits mit Mitte dreißig und sein Sohn und Nachfolger Yuwen Yun starb in jungen Jahren aus ungeklärten Gründen.

Während manche Wissenschaftler davon ausgehen, dass die Todesursache eine Krankheit war, vermuten andere, dass Wu von einem Rivalen vergiftet wurde.

Diagnose der Forscher passt zu Überlieferungen

Die Forschungsgruppe entdeckte durch die Untersuchung der Erbgut-Überreste, dass der Monarch ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall hatte - ein Schlaganfall würde zu historischen Aufzeichnungen passen, denen zufolge Wu mit Aphasie - also Sprachstörungen - und hängenden Augenlidern sowie einem abnormalen Gang zu kämpfen hatte: alles mögliche Symptome eines Schlaganfalls.

"Dies ist eine wichtige Information, um zu verstehen, wie sich die frühen Menschen in Eurasien ausbreiteten (...)."

Shaoqing Wen, Studienautor

Neben Aussehen und Hinweisen auf die Todesursache erlaubt die Studie auch Einblicke in den Ursprung und die Migrationsmuster des Volkes der Xianbei. So zeigten die genetischen Analysen, dass sich die Xianbei mit ethnischen Han-Chinesen vermischten, als sie nach Süden in den Norden Chinas einwanderten.

"Dies ist eine wichtige Information, um zu verstehen, wie sich die frühen Menschen in Eurasien ausbreiteten und mit der einheimischen Bevölkerung vermischten", so Wen. (ff/dpa)

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