Die Kraft von 7.000 Tonnen Sprengstoff und Munition veränderte Helgoland völlig. Die heute 170 Hektar große Nordseeinsel war unter dem Nazi-Regime zu einer Seefestung ausgebaut worden. Um die Militäranlagen zu zerstören, lösten die Briten 1947 die heftigste nichtnukleare Explosion der Menschheitsgeschichte aus.

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Die Nordseeinsel Helgoland hat ihre heutige Gestalt erst seit 70 Jahren – geschaffen von einer gigantischen Explosion. Am 18. April 1947 wollten die Briten die Befestigungsanlagen der Nazis auf der Insel zerstören und führten zu dem Zweck die bis heute größte nichtnukleare Sprengung der Geschichte durch.

Die Erschütterung, die von der "Big Bang" genannten Detonation ausging, war noch in 1.000 Kilometern Entfernung spürbar. Derartige Dimensionen kennt man sonst nur von Erdbeben. Eine 2.000 Meter hohe Sprengwolke wurde in die Luft geblasen. Die Explosion veränderte die Oberfläche der Insel völlig. Und auch ihre äußere Form: Die Südspitze sackte ab, Teile der Steilküste stürzten ein.

Schon seit den 1930er-Jahren wurde Helgoland vom Nazi-Regime zu einer Seefestung ausgebaut. Die Nordseeinsel beherbergte viele Geschütze, unterirdische Munitionslager, einen U-Boot-Bunker, Hafenanlagen für die Kriegsmarine und einen Militärflugplatz auf der Nebeninsel Helgoland-Düne.

Bereits 1945 machte das britische Militär die Insel mit einem verheerenden Bombardement unbewohnbar. In zwei Angriffen am 18. und 19. April warf die Royal Air Force 7.000 Bomben über Helgoland ab. Die Bewohner, die in den Bunkern überlebt hatten, wurden in verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein untergebracht.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wollten die siegreichen Briten sichergehen, dass von Helgoland keine Bedrohung mehr ausgehen kann. Die Bunker- und Tunnelanlagen wurden mit rund 7.000 Tonnen Sprengstoff und alter Munition gefüllt, darunter 4.000 Torpedoköpfe, 9.000 Wasserbomben und 91.000 Granaten. Die Sprengung wurde von einem Schiff in neun Kilometern Entfernung per Fernzündung ausgelöst.

Die völlig zerstörte Insel diente der britischen Luftwaffe anschließend noch bis 1952 als Bombenabwurfplatz. Die umgesiedelten Helgoländer starteten in der Zeit immer wieder Initiativen, um die Wiederbesiedlung der Insel durchzusetzen. Hartnäckig riefen sie die Vereinten Nationen an, appellierten an den Papst und an die britische Regierung. Am 1. März 1952 gaben die Briten die mit riesigen Kratern übersäte Insel schließlich an Deutschland zurück. (ada)

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