Die Stimme eines ägyptischen Priesters, der bereits seit 3.000 Jahren verstorben ist, erklingt wieder. Forscher konnten dank der gut erhaltenen Mumie seinen Stimmtrakt nachbilden.

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Ein ungewöhnlicher Gast im Leeds General Infirmary, dem Lehrkrankenhaus im britischen Leeds: Eine 3.000 Jahre alte Mumie liegt im Computertomographen (CT). Forscher haben mithilfe des CT-Scans den Stimmtrakt des ägyptischen Priesters nachgebaut. Dazu gehören auch Rachen-, Mund- und Nasenraum.

Die CT-Aufnahmen zeigten, dass entscheidende Teile des Stimmtrakts - auch der Weichteile - durch die Mumifizierung erhalten geblieben waren. Die Wissenschaftler bestimmten die Abmessungen des Stimmtrakts auf Basis der Aufnahmen genau. Die Daten bildeten die Grundlage für eine Reproduktion mit Hilfe eines 3D-Druckers.

Artikulation und Phonetik noch zu wenig erforscht

Zusätzlich kam ein künstlicher Kehlkopf zum Einsatz, der etwa auch für die Spracherzeugung bei operierten Kehlkopfkrebs-Patienten benutzt wird. Zusammen erzeugte der nachgebaute Stimmtrakt dann einen einzigen Vokal-Laut - er klingt am ehesten wie eine Mischung der Vokale in den englischen Wörtern "bed" oder "bad". Die Forscher stellen ihre Arbeit im Fachmagazin "Scientific Reports" vor.

Wie Nesyamun zu Lebzeiten gesprochen habe, ließe sich mit dem Verfahren nicht wiedergeben. Dazu bräuchte es mehr Informationen über die Artikulation oder Phonetik seiner Sprache. Immerhin: Die Arbeit erlaube es, einen direkten Kontakt mit dem alten Ägypten herzustellen, indem sie den Klang eines Stimmtrakts erzeuge, der seit 3.000 Jahren nicht gehört wurde, schreiben die Forscher.

Forscher erfüllen dem Priester einen Wunsch

Nesyamun lebte zu Zeiten des Pharaos Ramses XI., der von 1099 bis 1069 vor Christus regierte, schreiben die Wissenschaftler um David Howard von der University of London (Großbritannien). Nesyamun arbeitete als Priester und Schreiber im Karnak Tempel in der Stadt Theben, dem heutigen Luxor.

Seine rituellen Aufgaben hätten gesprochene und gesungene Elemente umfasst. Um ewiges Leben zu erlangen, sei es der explizite Wunsch des Priesters gewesen, dass seine Stimme nach seinem Tode erklingen möge - diesen Wunsch haben die Forscher ihm nun erfüllt.

Nesyamun wurde schon mehrfach wissenschaftlich unter die Lupe genommen. Dabei kam unter anderem heraus, dass er zum Zeitpunkt seines Todes um die 50 Jahre alt war, an einer Zahnfleischerkrankung litt und stark abgenutzte Zähne hatte. (awa/dpa)

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