• Der Adventskranz kommt aus einem Waisenhaus, Lebkuchen war einst ein Arzneimittel und Adventskalender zeitweise verboten.
  • Wussten Sie noch nicht? Hier gibt es noch mehr zu entdecken.
  • Woher der 1. Advent überhaupt kommt und welche interessanten Fakten er mit sich bringt.

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"Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier – dann steht das Christkind vor der Tür." Dieser Kinderreim dürfte wohl jedem bekannt sein. Unbekannt ist jedoch, wer sein Verfasser ist und wann der Vers entstanden ist.

Fest steht aber: Mindestens seit der zweiten Hälfte der 1960er Jahre ist er in gedruckter Form nachweisbar. Der Reim stimmt auf die Ankunft Jesu ein – schließlich ist "Ankunft" auch die Übersetzung des Lateinischen "adventus".

Adventszeit mit maximaler Länge

Was nur Wenige wissen dürften: Seinen Ursprung hat das Feiern der vier Adventssonntage wohl im 5. Jahrhundert in Italien. Zunächst galt nur der Sonntag direkt vor dem Weihnachtsfest den Vorbereitungen. Im 6. Jahrhundert legte Papst Gregor der Große dann erstmals die vier Adventssonntage fest.

In diesem Jahr fallen sie auf den 28. November, den 5., 12., und 19. Dezember. Damit hat die Adventszeit in diesem Jahr eine Länge von 27 Tagen. Fast die Maximallänge, denn die Dauer der Adventszeit schwankt zwischen 22 und 28 Tagen – abhängig davon, auf welchen Wochentag Weihnachten fällt. Im nächsten Jahr erreicht die Adventszeit mit 28 Tagen dann das Maximum.

Historischer Adventskalender ohne Süßes

Gut, dass es jede Menge Bräuche gibt, um die Wartezeit zu versüßen und zu verkürzen – allen voran der Adventskalender. Erstmals in hoher Stückzahl wurde er Anfang des 20. Jahrhunderts von Verleger Gerhard Lang produziert. Heutige Kinder dürften vom historischen Vorläufer jedoch enttäuscht sein: Hinter den Türchen verbargen sich damals Bilder zum Ausschneiden und Aufkleben. Die Tradition der Süßigkeiten und Spielzeuge entwickelte sich erst ab den 1950er Jahren.

Ein Imitat des historischen Modells mit dem Titel "Im Land des Christkinds" lässt sich heute noch online bestellen, die antiken Originale werden für weit über 100 Euro gehandelt. Inspiriert soll Gerhard Lang übrigens von seiner eigenen Mutter worden sein. Die hängte ihm in der Vorweihnachtszeit täglich kleine Gebäckstücke auf.

Verbotene Adventskalender

Ohnehin wurden Adventsbräuche häufig von Familien individuell gestaltet und mündlich überliefert. Manche hingen Sterne mit Bibelversen an den Tannenbaum, legten Strohhalme in die Krippe oder wischten täglich Kreidestriche an der Hauswand weg.

Der Adventskalender als christlich-religiöses Symbol wurde während des Zweiten Weltkrieges von den Nazis übrigens verboten und durch einen eigenen, nationalsozialistischen Kalender ersetzt. Umso größer war die Sehnsucht nach richtigen Adventskalendern nach Kriegsende. Heute gibt es wohl tausende Modelle: Für Autofans oder Fußballliebhaber ist ebenso etwas dabei, wie für Gin-Trinker und Naschkatzen.

Adventskranz in Hamburg erfunden

Zu viel sollten Sie sich den Adventskalender aber nicht zu stehen lassen kommen: Immerhin belaufen sich die durchschnittlichen Ausgaben der Deutschen für Weihnachten auf 522 Euro pro Kopf.

Einkalkuliert will auch der Adventskranz sein, der in Deutschland spätestens seit dem 20. Jahrhundert untrennbar mit den Adventssonntagen verbunden ist. Die Entstehungsgeschichte dürfte überraschen: Erfunden wurde der erste Adventskranz vom Theologen und Erzieher Johann Hinrich Wichern in Hamburg.

Erster Kranz hatte 24 Kerzen

In einem Bauernhaus, dem "Rauhe Haus", betreute Wichern sozial benachteiligte Jugendliche. Als die ihn ständig fragten, wie lange es noch bis Weihnachten dauere, soll Wichern – so jedenfalls die Überlieferung – einen Holzkranz aus einem Wagenrad gebaut haben.

Der erste Adventskranz hatte kleine weiße Kerzen für die Wochentage, große rote Kerzen für die Sonntage, 24 Stück also insgesamt. Im Laufe der Jahre reduzierte sich die Anzahl der Kerzen auf die vier Sonntage, die runde Form ist geblieben. Sie soll den runden Erdkreis und das ewige Leben symbolisieren.

Anzünden gegen den Uhrzeigersinn

Heute ist der typische Kranz aus Wacholder, Blautanne oder Nordmanntanne gebunden. Damit die vier Kerzen gleichmäßig abbrennen, gibt es extra unterschiedlich große Adventskerzen. Traditionell entzündet man nebeneinanderliegende Kerzen entgegen dem Uhrzeigersinn.

Wer den Kranz regelmäßig mit Wasser besprüht, hält ihn länger frisch. Mit Walnüssen befüllte und Kerzen bestücke Marmeladengläser oder mit Kerzen dekorierte Baumscheiben gehen aber heutzutage auch als Adventskranz durch – ganz ohne Haltbarkeit.

Lebkuchen war einst Medizin

Weniger lang dürften die zahlreichen Gebäckvariationen halten, die den Deutschen die Adventszeit seit jeher versüßen. Dabei galt die Adventszeit bis zum 20. Jahrhundert als strikte Fastenzeit, von Spekulatius, Glühwein und Christstollen keine Spur. In den orthodoxen Kirchen in Osteuropa wird das auch immer noch so gehandhabt, in Westeuropa wird währenddessen schon kräftig geschlemmt.

Lebkuchen gehört dabei zu den ältesten Gebäcksorten, war aber einst gar keine Nascherei, sondern Medizin. In mittelalterlichen Klöstern wurde das Gebäck als Heil- und Arzneimittel zur Appetit- und Verdauungsanregung hergestellt. Glühwein geht bereits zurück auf die alten Römer, die ihre kostbaren Weine mit Gewürzen länger haltbar machen wollten. Angesichts der ganzen Leckereien kein Wunder: Mehr als zwei Drittel der Deutschen legen in der Weihnachtszeit ein bis zwei Kilogramm zu.

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