Der Wolpertinger gehört zu Bayern wie die Weißwurst und das Bier und es dürfte wohl kaum einen Menschen im Freistaat geben, der noch nicht von diesem Mischwesen gehört hat. Aber wie entstand die Fabelfigur des Wolpertingers eigentlich? Dieser Frage gehen wir heute in unserer Serie "Nachgefragt" auf den Grund.

Mehr zum Thema Geschichte & Archäologie

Wo genau der Wolpertinger seinen Ursprung hat, ist unbekannt. Fest steht lediglich, dass im 19. Jahrhundert Tierpräparatoren damit begannen, Teile von verschiedenen Tierarten zu einem neuen Wesen, dem Wolpertinger, zusammenzufügen und diese Fabelfiguren dann an leichtgläubige Touristen zu verhökern. Noch heute kann man ausgestopfte Exemplare des kuriosen Mischwesens in Jagdmuseen, Wirtshäusern und zahlreichen Souvenirläden im Freistaat finden.

Dabei kann das Erscheinungsbild des Wolpertingers stark variieren: Mal tritt er als Eichhörnchen mit Entenschnabel und spitzen Marderzähnen in Erscheinung, ein anderes Mal sieht man ihn als Hasen mit zwei Hörner auf dem Kopf, Vogelflügeln auf dem Rücken und Entenfüßen anstelle von Hinterläufen. Bis zu fünf verschiedene Tierarten können sich in dem Mischwesen vereinen.

Doch woher kommt der Mythos des Wolpertingers? Die naheliegendste Erklärung ist wohl, dass der Genuss einiger starker Biere so manchen nächtlichen Spaziergänger dazu verleitet haben mag, in einem schnell vorbeihuschenden Tierchen das scheue Fabelwesen zu erkennen.

Das jedoch widerspricht einem anderen Mythos, der besagt, dass sich der Wolpertinger nur schönen Jungfrauen zeigt, die sich in einer Vollmondnacht von einem zünftigen Mann zu versteckten Orten an entlegenen Waldrändern "entführen" lassen, wo das Mischwesen haust. Viele Wirtshausbesucher dürften so wohl schon versucht haben, die eine oder andere Dame zum Zwecke des Wolpertinger-Schauens ins Dickicht zu locken.

Woher die Bezeichnung "Wolpertinger" kommt, ist ebenso wie der Ursprung des volkstümlichen Fabelwesens unklar. Es wird vermutet, dass Glasbläser aus der Ortschaft Wolterdingen bei Donaueschingen zur Namensgebung beigetragen haben. Diese Glasmacher fertigten nämlich Schnapsgläser in Form von Tieren, die sie "Wolterdinger" nannten.

Der Name des Fabelwesens kann jedoch von Region zu Region variieren. So ist dieses Wesen etwa auch als Wolperdinger, Woipertinger oder Volpertinger bekannt. In Niederbayern hat man ihm den Namen Oibadrischl gegeben, in der Oberpfalz ist er als Rammeschucksn bekannt und in Niederösterreich heißt der Wolpertinger gar Raurackl.

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.