Im Herbst 2020 will Donald Trump als Präsident der USA erstmals wiedergewählt werden. Angesichts des sich vollziehenden Einbruchs der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts muss das Staatsoberhaupt um viele Wählerstimmen zittern.

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Menschen, die keine Arbeit mehr haben, fallen in den USA aufgrund fehlender sozialer Sicherungssysteme schnell ins Bodenlose. Ein Argument, dem Präsidenten in solchen Zeiten die Stimme zu geben, ist das nicht.

Ähnlich schlimm wie in der Weltwirtschaftskrise vor bald 100 Jahren

Im Jahr seiner angestrebten Wiederwahl sieht sich Donald Trump mit einer historischen Krise konfrontiert. Aufgrund des Auftauchens des Coronavirus steuert die US-Wirtschaft auf eine Rezession zu, deren Ausmaß es mit der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre wird aufnehmen können. Davor jedenfalls warnen Experten.

Von Januar bis einschließlich März ging die US-Wirtschaftsleistung auf das Jahr hochgerechnet im Vergleich zum Vorquartal um 4,8 Prozent zurück, wie das Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Es war die größte Konjunkturdelle seit der globalen Finanzkrise.

Bei den Daten handelt es sich um die erste Schätzung, der Wert könnte daher Ende Mai oder Ende Juni noch korrigiert werden. Im vierten Quartal 2019 war die US-Wirtschaft noch mit soliden 2,1 Prozent gewachsen.

Viele Bundesstaaten hatten ab Mitte März damit begonnen, die Wirtschaft belastende Ausgangsbeschränkungen zu verhängen. Seither haben in den USA mehr als 26 Millionen Menschen ihren Job verloren. Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote inzwischen bei etwa 15 Prozent liegen dürfte.

Die Regierung befürchtet für das zweite Quartal einen dramatischen Wirtschaftseinbruch - womöglich sogar ein Schrumpfen um bis zu 30 Prozent.

In den USA werden Wachstumszahlen für die Quartale stets auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben damit an, wie sich die Wirtschaft entwickeln würde, wenn das Wachstumstempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht unmittelbar miteinander vergleichbar sind.

Einzelne US-Bundesstaaten beginnen bereits mit der Lockerung der Corona-Beschränkungen. Trump hofft daher auf eine rasche Erholung der Wirtschaft im dritten und vierten Quartal.

Trump: "Unsere Wirtschaft wird stärker als zuvor und sehr schnell wieder da sein"

Trump versprach seinen Landsleuten in einer Rede, die "stärkste Wirtschaft der Welt" werde "stärker als zuvor und sehr schnell" wiederaufgebaut werden und zurückkehren. Den entsprechenden Ausschnitt veröffentlichte Trump in den sozialen Medien.

Die meisten Analysten erwarten jedoch für 2020 eine schwere Rezession - was Trump ausgerechnet im Wahljahr höchst ungelegen kommen dürfte. Bis Februar brummte die Wirtschaft noch, die Arbeitslosenquote etwa lag mit 3,5 Prozent auf dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Schwindelerregend hohe Ausgaben zur Rettung der Wirtschaft

US-Kongress und Regierung haben wegen der Pandemie bereits Konjunkturpakete in Höhe von rund 2,7 Billionen Dollar auf den Weg gebracht, um den Anstieg der Arbeitslosigkeit und das Einbrechen der Konjunktur abzubremsen.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wiederum hat ihren Leitzins bereits auf fast Null gesenkt und Notprogramme in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar aufgelegt, um Finanzmärkte und Wirtschaft zu stabilisieren.

Die Notenbank hat zuletzt ihre Anleihenkäufe vervielfacht, sehr weitreichende Kreditprogramme aufgelegt und Auflagen für Geschäftsbanken gelockert.

Die Federal Reserve bricht mit einem Tabu

Die Fed vergibt erstmals auch Kredite an Bundesstaaten, Kommunen und Unternehmen - abgesichert durch Mittel des Finanzministeriums.

Experten zufolge sind die seit Ende Februar in kürzester Folge angekündigten Krisenmaßnahmen der Fed bereits umfassender als jene nach der globalen Finanzkrise 2008/09.

"Keiner von uns hat den Luxus, sich seine Herausforderungen aussuchen zu können; das Schicksal und die Geschichte geben sie uns vor", sagte Notenbankchef Jerome Powell in einer Rede Anfang April: "Unsere Aufgabe ist es, die uns auferlegten Prüfungen zu meistern." (dpa/hau)

Donald Trump: Die schlimmsten Tage der Pandemie liegen hinter uns

Ende Februar prognostizierte der US-Präsident noch, dass die Zahl der Corona-Fälle bald bei "nahe Null" liegen werde. Inzwischen sind mehr als eine Million Infektionen in dem Land nachgewiesen. Doch Trump versprüht Optimismus und geht davon aus, dass der Höhepunkt der Coronakrise überschritten sei.
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